Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15
zm 108, Nr. 15-16, 16.8.2018, (1746) Die IGZ warnt seit Jahren vor den Bestre- bungen von Politik und Krankenkassen, die Zahn-mediziner in Großstrukturen zusam- menzufassen, um die Leistungen in der Zahnmedizin billiger einzukaufen. Den Ein- schätzungen von damals ist wenig hinzuzu- fügen. Nur dass die Bedingungen seither noch vorteilhafter geworden sind für Kapi- talgesellschaften, durch das arztgleiche MVZ und die Möglichkeit, durch den Kauf einer noch so kleinen und vor allem fach- fremden Klinik, zahnärztliche MVZ gründen zu können. Auch hat es sich gezeigt, dass die arztgruppengleichen MVZ keineswegs die Versorgung in der Fläche verbessern. Ganz im Gegenteil halten sie die nachwach- senden Zahnärztinnen und Zahnärzte da- von ab, sich in ländlichen Gebieten nieder- zulassen. Die Verlockung ist einfach zu groß, angestellt in bester innerstädtischer Lage ohne großen eigenen Organisationsauf- wand und Kapitaleinsatz schnell gutes Geld zu verdienen. Und es muss konstatiert wer- den, dass sie nun da sind, die Kapitalgesell- schaften. Nicht nur Klinikkonzerne gründen Medizinische Versorgungszentren, sondern reine Geldanlage-Fonds. Sie sind angekom- men in Deutschland, die Heuschrecken, und machen sich bereit, die Praxen zu fressen. Deshalb appelliert die IGZ erneut und dring- licher denn je an die Politik: Schützen Sie die niedergelassenen Zahnärzte, die die Versor- gung in der Fläche bis heute sicherstellen! Beraten Sie gemeinsam mit den zahnärztli- chen Verbänden und Körperschaften über Wege aus dieser selbstgestellten Falle. Zum Beispiel den Irrweg des arztgruppenglei- chen MVZ zumindest in der Zahnmedizin wieder aufzugeben, oder die Berechtigung zur Gründung eines zahnärztlichen MVZ da- ran zu knüpfen, dass der Gründer selbst zahnärztlich ausgebildet und tätig ist, so dass eine reine Kapitalgesellschaft nicht zahnärztliche MVZ gründen kann! \ Die Heuschrecken machen sich bereit, die Praxen zu fressen! Eric Banthien Die Zahnmedizin wird zum Markt gemacht und vom Kapital erobert. Deshalb appelliert die Interessengemeinschaft Zahnärztlicher Verbände Deutschland (IGZ) erneut und dringlicher denn je an die Politik: Schützen Sie die niedergelassenen Zahnärzte, die die Versorgung in der Fläche bis heute sicherstellen! Die fast 600 Zahnärzte-MVZ, die es mitt- lerweile in Deutschland gibt, finden sich vorwiegend in Großstädten, Ballungsräu- men und einkommensstarken ländlichen Gebieten – also gerade dort, wo schon heute Überversorgung herrscht. Zur Sicherstellung der Versorgung in struktur- schwachen Räumen leisten sie nichts. Im Gegenteil: In der Zahnmedizin wirken arztgruppengleiche MVZ wie Katalysato- ren für Unterversorgung. Wer also hofft, diese Geschäftemacher brächten Kapital in den Gesundheitsmarkt ein, um die Ver- sorgung zu verbessern, irrt sich gewaltig. Nein, ihr Ziel sind hohe und risikoarme Renditen. Punkt. Ein Hedgefonds aus Bah- rain hat in Deutschland offenkundig keine Versorgungsziele! Die zahnmedizinische Versorgung der über 70 Millionen GKV-Versicherten droht damit zum Spielball von Spekulanten zu werden. Die Zerstörung bewährter Versorgungs- trukturen wird dabei billigend in Kauf ge- nommen und einer industrialisierten Zahn- medizin der Weg bereitet, während derweil wenige Zahnärztinnen und Zahnärzte alles dafür tun, um die – sonst abgehängten – Patienten auf dem Land zu betreuen. Wir mobilisieren ge- gen diese verhee- rende Entwicklung bereits von Beginn an: Seit Ende 2015 übermittelt die KZBV dem Bundesgesund- heitsministerium jedes Vierteljahr die neu- esten MVZ-Zahlen – mit all unseren Analy- sen, Bedenken und Lösungsansätzen. Bisher ohne große Resonanz. Ich persönlich bin aber unter keinen Um- ständen bereit, eine solche eklatante Fehlentwicklung hinzunehmen. Wir müs- sen diesen Ausverkauf stoppen! Es geht um nichts weniger als um die Sicherstel- lung der flächendeckenden wohnortna- hen zahnärztlichen Versorgung und um den Erhalt der Freiberuflichkeit! Zusam- men mit meinen Vorstandskollegen und allen konstruktiven Kräften des Berufs- standes werde ich dafür sorgen, dass die Politik unseren Weckruf hört und handelt – so lange es noch nicht zu spät ist. \ „Wir müssen diesen Ausverkauf stoppen!“ KZBV-Vorsitzender Dr. Wolfgang Eßer Dr./RO Eric Banthien ist Vorsitzender der Interessengemeinschaft Zahnärztlicher Verbände Deutschland (IGZ) und der KZV Hamburg. Foto: privat Foto: KZBV 34 Zahnärzte-MVZ
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