Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15

zm 108, Nr. 15-16, 16.8.2018, (1762) Die erste Herausforderung wartet auf hör- behinderte Patienten schon vor dem eigent- lichen Zahnarztbesuch: Sie müssen einen Termin ausmachen – aber wie? Gehörlose können nicht telefonieren und auch für Schwerhörige mit einem gravierenden Hörverlust kann es problematisch werden, Gespräche über das Telefon akustisch richtig zu verstehen. Natürlich könnte man hörende Angehörige, Freunde oder auch Dolmetscher- dienste bitten, diese Aufgabe zu übernehmen, aber das hat nichts mehr mit selbstständigem Leben zu tun. Diese Barriere könnten Zahn- arztpraxen ganz einfach ausräumen, indem sie Terminanfragen von Patienten per E-Mail, SMS, WhatsApp oder im Chat (Skype, oovoo) entgegennehmen und beantworten. Ohne Mundbild keine Kommunikation Grundsätzlich gilt: Bei Gesprächen mit Hörenden, die nicht gebärden können, müssen gehörlose Patienten alles von den Lippen ablesen. Hierbei ist es wichtig, zu beachten: \ Der Zahnarzt und das Team sollten sich Zeit nehmen, langsam und deutlich zu sprechen. Bei Artikulationsübungen sind meine Teilnehmer immer über- rascht, dass das, was sie sagen, für die anderen (mit Gehörschutz) doch nicht so einfach abzulesen ist. \ Das Mundbild muss gut sichtbar sein, daher sollten Sie bei der Kommu- nikation den Mundschutz abnehmen. \ Der Patient darf – zum Beispiel durch die Lichtintensität der Behandlungs- lampe – nicht geblendet sein, sonst kann er kaum etwas von den Lippen ablesen. \ Auch bei Patienten, die mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten gut zurecht- kommen, kann es bei störenden Neben- geräuschen – wie Wasserzulauf, Geräte im Hintergrund oder Bohrer – zu Kommunikationsproblemen kommen. Sie werden auch Probleme haben, wenn der Zahnarzt mit Mundschutz spricht und dazu noch der Bohrer läuft. Blickkontakt und direkt ansprechen Hier sollten Sie daran denken, dass hör- geschädigte beziehungsweise gehörlose Patienten wirklich auf das Mundbild ange- Kommunikation mit hörgeschädigten Patienten Lauter sprechen bringt gar nichts Eine Hörbehinderung ist unsichtbar. Tipps, wie der Zahnarzt und sein Team in der Praxis auf geschädigte Patienten eingehen und mit der Behinderung umgehen können, gibt die Expertin Judit Nothdurft. Alle Fotos: Judit Nothdurft So könnte man gehörlose Patienten auf seiner Praxiswebsite begrüßen: „Herzlich“ (die beiden oberen Bilder) „willkommen“ (die beiden unteren Bilder). Die Pfeile zeigen die Bewegung der Hände. 50 Praxis

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