Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15

zm 108, Nr. 15-16, 16.8.2018, (1764) \ Ebenfalls wichtig während der ganzen Kommunikation ist es, Blickkontakt mit dem Patienten zu halten. Wenn man sich während das Gesprächs wegdreht oder bei der Behandlung hinter dem Patienten sitzt, kann er ohne Unterstützung durch das Mundbild dem Gespräch nicht folgen. \ Bei längeren Behandlungen empfehle ich, den Mundschutz öfter abzunehmen und kurz zu erklären, was noch ansteht. Bei Gehörlosen kann man zum Beispiel mit der Gebärde „gut“ nach dem Empfinden des Patienten fragen. Das wirkt beruhigend auf den Patienten und er fühlt sich geborgen. Wie gesagt – sich Zeit zu nehmen, ist bei hörbehinderten Patienten ganz wichtig. \ Vereinbaren Sie mit bestimmten Zeichen, wie während der Behandlung (etwa das Schmerzempfinden) kommuniziert werden kann. \ Lauter sprechen bringt in der Kommuni- kation mit Gehörlosen gar nichts, dadurch wird nur das Mundbild verzerrt. Bei Hör- geräteträgern ist das Gerät so eingestellt, dass es sich bei unangenehm lauten Geräuschen kurzzeitig ausschaltet, quasi als Selbstschutzmechanismus. \ Bei der Positionierung von Kopfstützen sollte man darauf achten, dass das Hörgerät „frei“ bleibt. Liegt der Patient auf dem Ge- rät, kann es zu Rückkopplungen kommen, es fängt an zu piepen und der Patient hört nichts mehr. Auch manche Instrumente im Behandlungsraum können durch Rück- kopplung pfeifende Geräusche bei den Hör- geräten auslösen. Dein Name was? Gehörlose Patienten kommunizieren unter- einander in der Deutschen Gebärdensprache (DGS), ihrer Muttersprache, die seit 2002 eine anerkannte Sprache ist. Die DGS hat eine ganz andere Grammatik und damit einen völlig anderen Satzaufbau. Dazu ein Beispiel: In der Lautsprache fragen wir „Wie heißen Sie?“. In der Gebärden- sprache wird „Dein Name was?“ gefragt. In der Gebärdensprache gibt es nur die Du- Form. Also, „Wo haben Sie Schmerzen? wird als „Du Schmerzen? Wo?“ gebärdet. Da die Gebärdensprache ganz anders ist als die deutsche Lautsprache, haben die meisten Gehörlosen Textverständnisprobleme und sie formulieren Schrifttexte auch so, wie sie gebärden würden. Wenn man also komplexe Vorgänge er- klären will, ist es gut so viel wie möglich zu visualisieren. Es kann auch hilfreich sein, mithilfe von Papier und Stift zu kommuni- zieren. Soweit möglich, Fremdwörter ver- meiden und komplexe Begriffe lieber auf- schreiben, statt lange zu reden. Wichtige Infos können für gehörlose Patienten eventuell in einfacher Sprache ausgedruckt werden. Haben Sie das Gefühl, dass Ihr hör- geschädigter Patient Sie nicht verstanden hat? Dann wiederholen Sie den ganzen Satz, aber unverändert! Der Patient hat ver- mutlich schon einen Teil ablesen können, er muss noch die Lücken schließen. Wenn Sie jetzt den Satz verändern, muss er wieder von vorne anfangen, und was er bereits ver- standen hat, ist verloren. Es gibt Hersteller von Cochlea-Implantaten (CI), die zurzeit eine Zahnreinigung mit Ultraschall nicht empfehlen. Als Begrün- dung wird angegeben, dass Schäden an den elektronischen Komponenten des CIs beziehungsweise der aktiven Elektrode wegen fehlender Untersuchungsergebnisse nicht ausgeschlossen werden können. Zur Sicherheit empfehle ich, dass CI-Patienten Die Fünf-Sterne-Praxis ist sensibilisiert für die Kommunikationsprobleme von Hörbehinderten und beherrscht wenigstens einige für die Behandlung notwendige Gebärden, hier (v.l.n.r.) Gebiss , Loch ... und Zahnprothese. Dann kann die Behandlung für Arzt und Patient angenehmer und ... Man hört und liest noch immer den Begriff „taubstumm“. Dieser Ausdruck wird von Gehörlosen jedoch als belei- digend empfunden, weil er nicht der Realität entspricht. Sie nennen sich selbst taub oder gehörlos und möch- ten auch so genannt werden! nicht! Taubstumm gibt es 52 Praxis

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