Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15

zm 108, Nr. 15-16, 16.8.2018, (1770) Herr Dr. Frank, warum hält es die Landeszahnärztekammer Hessen für notwendig, das Thema Fachkräfte- mangel aktiv anzugehen? Michael Frank: Der Fachkräftemangel ist ein permanentes Thema in der Delegiertenver- sammlung, und der Wunsch nach Lösungs- möglichkeiten für dieses Problem wächst beständig. Es gilt, dem demografischen Wandel, aber auch der Konkurrenz anderer attraktiver Branchen mit innovativen Modellen zu be- gegnen. Wir müssen zudem das Loyalitäts- gefühl gegenüber der Praxis positiv gestal- ten, um die Mitarbeiterbindung zu stärken. Als LZKH haben wir die Aufgabe, unseren Mitgliedern bei diesem schwierigen und wichtigen Prozess unterstützend zur Seite zu stehen. Wie kann Ihrer Meinung nach die Attraktivität des Arbeitgebers Zahn- arztpraxis gesteigert werden? Vielen Praxen ist bewusst, wie wichtig ihre Außendarstellung zur Gewinnung neuer und die Bindung vorhandener Patienten ist. Aber: Nicht alle Praxen gestalten eine eben- so aktive Ansprache für ihre Angestellten sowie potenziellen Mitarbeiter. Was kann man aus Ihrer Sicht tun, um Nachwuchs für die Praxen zu gewin- nen und auch zu halten? Hier gilt es insbesondere mit Aktionen in Schulen, Tagen der offenen Tür oder Ähnli- chem die besondere Attraktivität der Zahn- arztpraxis als Arbeitgeber zu präsentieren. Dabei darf keinesfalls die digitale Welt ver- nachlässigt werden, die nun mal für jüngere Mitarbeiter Teil des Lebens sind. Deshalb muss sich die Praxis auch für die Mitarbeiter über die Praxis-Website und Social Media als attraktiver Arbeitgeber darstellen. Dies inkludiert neben der professionellen Darstel- lung der Praxis insbesondere die Mehrwerte für den Arbeitnehmer – wie umfangreiche Fortbildungen, Förderung für die berufliche Qualifikation, zum Beispiel in der Abrech- nung, samt Aufstiegsmöglichkeiten oder flexible Arbeitszeiten. Wie können sich die Praxen auf ihrer Website positiv darstellen? Die Optik einer Zahnarztpraxis ist für poten- zielle Mitarbeiter ebenso wie für die Ange- stellten ohne Zweifel wichtig, aber eben nicht alles entscheidend. Viel wichtiger ist die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Wir sind davon überzeugt, dass dauerhaft zufriedene Praxismitarbeiter auf den Nachwuchs wie auch auf potenzielle Bewerber eine enorm positive Wirkung haben können. Ganz abgesehen davon ist das Wissen um die Zufriedenheit meiner Mitarbeiter für mich als Praxisinhaber und Arbeitgeber sehr wichtig. Nur so habe ich die Möglichkeit, bei Fehlentwicklungen im Team rechtzeitig agieren zu können. Wir haben deshalb als LZKH in Zusammenarbeit mit einem spezia- lisierten Dienstleister ein digitales Pilotpro- jekt aufgesetzt, um diese Fragestellungen zu überprüfen. Was waren für Sie die Beweggründe, sich als Landeszahnärztekammer Hessen für ein innovatives Modell und die Zusammenarbeit mit TOPMEDIS zu entscheiden? TOPMEDIS ermöglicht es uns, auf einfache Weise ein direktes und breitgestreutes Feed- back der Praxismitarbeiter einzuholen. So kann die Praxis selbst in der geplanten Studie auf Basis der Befragungsergebnisse praxisübergreifende Kernprobleme identifi- zieren und prüfen. Die Teilnehmerpraxen können darüber hinaus direkt auf der Platt- form ein eigenes Praxisprofil aufbauen und sich so potenziellen Bewerbern als attrakti- ver Arbeitgeber präsentieren. Eine positive Bewertung und damit verbundene Empfeh- lung bestehender Mitarbeiter ist ein denk- bar gutes Aushängeschild für die Mitarbei- tergewinnung und -bindung einer Zahn- arztpraxis. So wird für die Teilnehmer an dem Pilotprojekt noch ein Mehrwert geschaffen. Was versprechen Sie sich von der geplanten Studie? Die aus dem Pilotprojekt zu konzipierende Studie soll die strukturellen und praxisüber- greifenden Probleme identifizieren und vali- dieren. Mit diesen Ergebnissen werden wir als Kammer dann Handlungsempfehlungen und Workshops erarbeiten, die die Situation und Zufriedenheit der Mitarbeiter in der Praxis verbessern helfen. Wir versprechen uns davon, die strukturellen Probleme der Mitarbeiterzufriedenheit auf Landesebene aufzugreifen und den LZKH-Mitgliedern mit praxisnahen Handlungsempfehlungen bei der Lösung behilflich zu sein. Selbstver- ständlich erhalten wir als Kammer dabei kei- ne individuellen Praxisdaten, sondern ledig- lich die anonymisierten Gesamtdaten aller Teilnehmer. ? ? ? ? ? ? Pilotprojekt der Landeszahnärztekammer Hessen Dem Fachkräftemangel proaktiv begegnen … Der Fachkräftemangel ist für Zahnarztpraxen ein zentrales Problem. Die Suche nach geeigneten Auszubildenden und Fachkräften wird zunehmend schwieriger. Auch die Landeszahnärztekammer Hessen (LZKH) beschäftigt sich bereits seit längerem mit dem Thema. Im Interview erläutert LZKH-Präsident Dr. Michael Frank die Beweggründe seiner Kammer Hessen zur Durchführung einer Studie in Zusammenarbeit mit TOPMEDIS. Dr. Michael Frank ist Präsident der Landeszahnärztekammer Hessen. Foto: LZKH 58 Praxis

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