Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15

zm 108, Nr. 15-16, 16.8.2018, (1786) Aktuelle epidemiologische Erhebungen gehen für Deutschland von etwa 300.000 bis 400.000 erkrankten Patienten aus. Welt- weit wird bereits von einer zu erwartenden Parkinson-Pandemie gesprochen [de Lau and Breteler, 2006; Dorsey and Bloem, 2018]. Da Morbus Parkinson mit Einschrän- kungen und Problemen hinsichtlich der Mundgesundheit einhergeht, werden Zahnärzte und ihre Praxisteams künftig bei der zahnärztlichen Behandlung vermehrt mit der Erkrankung und deren Management in Kontakt kommen. Daher ist es von Vorteil, wenn sie sich mit den Besonderheiten der Erkrankung an sich, aber auch mit den Auswirkungen auf die Mundgesundheit auseinandersetzen. Definition der Erkrankung Morbus Parkinson ist eine chronisch fort- schreitende Erkrankung, charakterisiert durch das Absterben Dopamin-produzierender Nervenzellen in der Substantia nigra, einer Struktur des Mittelhirns [Lang and Lozano, 1998]. Sie beginnt meist zwischen dem 60. und dem 65. Lebensjahr, kann aber in Ein- zelfällen bereits vor dem 40. Lebensjahr auf- treten („Young-onset Parkinson‘s disease). Charakterisiert ist die Erkrankung durch die motorischen Kardinalsymptome Rigor (Muskelsteifigkeit), Bradykinese (verlang- samte Bewegungen) bis hin zur Akinese (Bewegungslosigkeit), Tremor (Zittern) und posturale Instabilität (Haltungsstabilität) [Lees et al., 2009]. Viel Beachtung fanden in den vergangenen Jahren auch die nicht- motorischen Symptome wie beispielsweise Depression, Apathie, Schlafstörungen und erektile Dysfunktion [Shulman et al., 2002; Chaudhuri and Schapira, 2009]. Patienten mit Morbus Parkinson Zahnärztliche Behandlung nach der Honeymoon-Phase Greta Barbe, Michael J. Noack Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen – und die Anzahl der Patienten wird demografisch bedingt in den kommenden Jahren noch steigen. Das Risiko einer eingeschränkten Mundgesundheit ist für sie höher, außerdem benötigen sie eine spezialisierte zahnärztliche Behandlung. Alle Fotos: Barbe Abbildung 1: Beispielhafte Bilder von Patientinnen mit Morbus Parkinson (zwischen elf und 15 Jahre nach Erstdiagnose) mit unterschiedlichen zahnmedizinischen Problemen wie Hyposalivati- on, Bruxismus, reduzierte Zahnzahl sowie mit einer Einschränkung der häuslichen Mundhygiene- fähigkeit und dem resultierenden beeinträchtigten Hygienezustand 74 Zahnmedizin

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