Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15

zm 108, Nr. 15-16, 16.8.2018, (1798) „Haben Sie gedient?“, fragte mich Anfang dieses Jahres der stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der KZVB, Dr. Rüdiger Schott. „Selbstverständlich!“, lautete meine Antwort. Der Hintergrund dieser Frage war mir zu diesem Zeitpunkt völlig unklar. Ich wusste zwar, dass sich mein Chef seit vielen Jahren als Reservist bei der Bundeswehr engagiert und den Rang eines Oberstarztes der Reserve hat. Dass ich ein paar Monate später einen „Einberufungsbescheid“ erhalten würde, hat mich dann aber völlig überrascht. Wenige Tage später folgte mein „Dienst- plan“. Ich war einer der 22 Teilnehmer der Dienstlichen Veranstaltung zur Information des Sanitätsdienstes der Bundeswehr – kurz InfoDVag SanDstBw 2018 – von Herrn Gene- raloberstabsarzt Dr. Michael Tempel – Be- zeichnungen und Abkürzungen, wie sie sich nur die Bundeswehr ausdenken kann. Die weiteren „Soldaten auf Zeit“ waren Führungs- kräfte und Multiplikatoren aus den Bereichen Gesundheitswesen, Industrie, Politik und Verwaltung. Ich erwartete also eine „Show- Veranstaltung“, die wenig mit dem tatsäch- lichen Alltag der Bundeswehr und ihrer Soldaten zu tun hat. Doch ich sollte eines Besseren belehrt werden. Meine Erwartungen? Eine Show-Veranstaltung! Am Sonntagmittag machte ich mich auf den Weg in meine Kaserne im niederbayeri- schen Feldkirchen bei Straubing. Am „Melde- kopf“ begann das „Inprocessing“. Meine Personalien wurden überprüft undmir wurde meine Unterkunft zugeteilt. Danach folgte die Einkleidung. Schnell stellte ich fest, dass die Bundeswehr im Jahr 2018 nicht mehr viel mit der Truppe zu tun, in der ich 1993 bis 1994 meinen zwölfmonatigen Grund- wehrdienst ableistete. Ich bezog ein kom- fortables Einzelzimmer – Verzeihung: eine Einzelstube – mit Flachbildfernseher und Kühlschrank. Hier wird die Handschrift Ursula von der Leyens spürbar. Schon kurz nach ihrem Amtsantritt hatte sie das Ziel ausgegeben, die Bundeswehr „zu einem der attraktivsten Arbeitgeber in Deutschland“ zu machen. Dabei ging es neben der Frage, wie die Truppe familienfreundlicher werden könnte auch darum, die Wohnsituation der Soldaten zu verbessern. 13,5 Quadratmeter sollen künftig jedem Soldaten zustehen, der in einer Kaserne untergerbacht ist. Doch dafür braucht es noch umfangreiche bauliche Ver- änderungen. Auch der Ton hat sich verändert. Unser Spieß hatte nichts mehr gemein mit den griesgrämigen Haudegen, die ich als Wehr- dienstleistender erlebt habe. Er sieht sich eher als Partner und Dienstleister der Solda- ten in seiner Kompanie. Die Bemühungen der Bundeswehr um ihr „Personal“ sind ver- ständlich. Der Nachwuchsmangel hat sich seit der Ab- schaffung der Wehrpflicht extrem ver- schärft. Alleine bei Offizieren und Unteroffi- zieren sind dem aktuellen Bericht des Wehr- beauftragten des Deutschen Bundestages zufolge 21.000 Dienstposten nicht besetzt. Besonders groß ist der Personalmangel in Verwendungen, die mit extremen körperli- chen Anforderungen oder mit speziellen Fachtätigkeiten verbunden sind – zum Bei- spiel Piloten, Kampfschwimmer oder Minen- taucher. Vergleichsweise gut sieht es dagegen noch beim Sanitätsdienst aus. Frühstück um 6:00 Uhr Meine Einheit war die 4. Kompanie des Sani- tätslehrregiments Niederbayern, zu dem insgesamt sieben Kompanien gehören. Ge- wöhnungsbedürftig sind für Zivilisten nach wie vor die „Arbeitszeiten“ bei der Bundes- wehr. Um 6:00 Uhr morgens wurde unser „Delta-Zug“ zum Frühstück geführt, um 6:45 Uhr hieß es antreten. Danach folgte ein dicht gedrängtes Programm, das einen sehr realistischen Einblick in den Alltag der Sani- tätssoldaten gab und meist bis in die späten Abendstunden dauerte. Vorträge zu medizi- nischen Themen gehörten ebenso dazu wie die Ausbildung imGelände und an der Waffe. Entscheidend ist die Rettungskette ImMittelpunkt des Sanitätsdienstes steht je- doch die Versorgung verwundeter Soldaten unter Einsatzbedingungen. Die wird im Zentrum für Einsatzausbildung in Feldkirchen so realistisch wie möglich trainiert. Jeder Soldat, der in den Auslandseinsatz geht, ver- fügt über Grundkenntnisse in Erster Hilfe. Darüber hinaus gibt es Einsatzersthelfer mit verschiedenen Qualifikationsstufen (A-C). Je nach Qualifikation können die Einsatzerst- helfer Blutungen stillen, einen Tubus legen Erlebnisbericht Meine Woche beim Sanitäts- dienst der Bundeswehr Fast 20.000 Soldaten gehören zum Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr. Ihr Auftrag ist klar definiert: Die Gesundheit der Soldaten schützen, erhalten und bei Bedarf wiederherstellen. Leo Hofmeier, Leiter der Pressestelle der Kassen- zahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB), verbrachte eine Woche beim Sanitätslehrregiment im niederbayerischen Feldkirchen. Hier schildert er seine Eindrücke vom Alltag der Soldaten. 86 Gesellschaft

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