Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15
zm 108, Nr. 15-16, 16.8.2018, (1801) Was kann die Wissenschaft in dieser Situation tun? In welche Richtung sollte weiter geforscht werden? Vorbeugen ist besser als reparieren. Deshalb sollte die Präventionsforschung vorange- trieben werden. Wichtige Ziele sind hier die Entwicklung noch effektiverer Spüllösungen und/oder wirksamerer Substanzen in Zahn- pasten. So entdeckt man heute das Silber- nitrat wieder, das schon in meiner Studen- tenzeit in kariösen Kavitäten eingesetzt wur- de. Vielleicht könnten Silberverbindungen wie Silberdiaminfluorid zukünftig in der Alterszahnheilkunde zur Arretierung der Wurzelkaries dienen. Auf dem Füllungssektor sollten biomedizi- nisch und auch umweltbezogen weniger kritische Materialen entwickelt werden als Komposite und quecksilberbasierte Amalga- me. Vielleicht gelingt es, Glasionomere so weit zu entwickeln, dass sie wenigstens für kleine Dauerfüllungen geeignet sind. Aus- ? gedehnte Kavitäten könnten zukünftig si- cherlich mit preisgünstigen, CAD/CAM- basierten Keramik- oder Metallrestauratio- nen versorgt werden. Selbst komposit- basierte Zementierverfahren sind dabei bio- medizinisch erheblich unkritischer, weil die der Mundhöhle zugängliche Oberfläche der Kunststoffe dabei auf den Randspalt redu- ziert wird. Müssen sich Frauen, bei denen wäh- rend der Schwangerschaft oder in der Stillzeit eine Kompositrestauration (wozu auch das Einkleben einer Kera- mikrestauration gehört) Sorgen ma- chen, dass ihr Kind Schaden erleiden könnte? Nach bisherigem Erkenntnisstand sicherlich nicht, aber vorbeugend sollte man mög- lichst Komposit- und Amalgamrestaurationen in der Schwangerschaft und in der Stillzeit vermeiden. ? Wenn eine Schwangere mit einer Ka- ries in die Praxis kommt, welche Be- handlung empfehlen Sie? Ich empfehle eine Versorgung mit reinen Glasionomeren ohne irgendwelche Decklacke. Ab wann sollte dann eine definitive Füllung erfolgen? Glasionomerfüllungen, die in der Schwan- gerschaft oder in der Stillzeit gelegt wurden, sollten erst dann ausgetauscht werden, wenn sie erkennbar klinisch nicht mehr funktionsfähig sind. sp/br Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer war von 1993 bis 2016 Direktor der Poliklinik für Zahn- erhaltung, Parodontologie, Endodontologie, Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheil- kunde im Zentrum für ZMK-Heilkunde der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, von 2004 bis 2008 Präsident der DGZMK. Seit 2009 ist Meyer Mitglied im Wissen- schaftsrat (Science Committee) der Weltzahnärztevereinigung FDI (World Dental Federation). ? ? 89
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=