Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15

zm 108, Nr. 15-16, 16.8.2018, (1808) Weski wurde am 8. August 1879 als Sohn des Gerichtsaktuars Rudolph Weski und der Malermeistertochter Katharina Weski, gebo- rene Gratzki, als das älteste von fünf Kindern in Bischofsburg in Ostpreußen geboren. Nach dem Abitur in Allenstein schrieb er sich 1897 in Königsberg zumMedizinstudium ein und wechselte nach dem sechsten Semester nach Greifswald, wo er am 4. Juni 1902 das ärztliche Staatsexamen ablegte. Drei Tage später wurde er mit der Dissertation „Beiträge zur Kenntnis des mikroskopischen Baus der menschlichen Prostata“ zum Dr. med. pro- moviert, am 23. Juni erlangte er die ärztliche Approbation. Es folgte eine einjährige Assistenzzeit in Königsberg, bevor Weski nach Swinemünde und Kiel weiterzog. Sein Bruder Johannes hatte Zahnmedizin studiert und machte Oskar das junge, noch nicht akademisierte Fach schmackhaft: 1904 nahm Oskar als approbierter Arzt ein Zweitstudium der Zahnheilkunde auf und bereits nach zwei Semestern folgte die zahnärztliche Prüfung: Am 21. November 1905 erhielt er die zahn- ärztliche Approbation, nur wenige Wochen später eröffnete er in Berlin-Schöneberg eine zahnärztliche Praxis. Zeitgleich bildete sich Weski an der Berliner Charité in der Radiologie weiter – einer aufstrebenden Fachdisziplin, die nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen 1895 sowohl in der Medizin als auch in der Zahnheilkunde eine rasante klinische Ent- wicklung durchlief. 1906 trug er sich nach einjähriger Ausbildung in Berlin als Fach- röntgenologe ein. Er hatte nun Expertisen in den beiden Fachdisziplinen erworben, die sein weiteres Berufsleben bestimmen sollten: Zahn- heilkunde und Radiologie [Koch, 1969]. Ende 1910 gründete Weski mit dem Zahn- arzt Hans Sachs eine zahnärztliche Gemein- schaftspraxis am Kurfürstendamm. Beide gingen jedoch nach zwei Jahren wegen persönlicher Differenzen wieder getrennte Wege. Weski übernahm die Räume seines Kollegen und baute sie zu einem Röntgen- institut aus [Koch, 1969]. Auch Weskis privates Leben verlief diskonti- nuierlich: 1909 hatte er Wanda Behrens, die Tochter eines Kunsthändlers, geheiratet. Die Ehe, aus der 1913 ein Sohn namens Herbert hervorging, wurde 1919 wieder geschieden, nachdem beide schon längere Zeit in Tren- nung gelebt hatten. Noch im selben Jahr ging Weski die Ehe mit Käthe Bode ein. Doch auch diese Verbindung endete 1936 in einer Scheidung. Anschließend lebte Weski mit seiner Mitarbeiterin Leonie Salzer zusammen, die er im „Dritten Reich“ auf- grund ihrer Einordnung als „Halbjüdin“ nicht heiraten konnte. Letzteres holte das Paar nach dem Zweiten Weltkrieg nach. Die beiden letzten Ehen Weskis blieben kinder- los, nicht zuletzt weil Weski – wie viele Radiologen der ersten Generation – Strahlen- schäden davongetragen hatte. Er hatte eine Azoospermie entwickelt; damit blieb Weskis Sohn Herbert, der ebenfalls den Arztberuf ergriff, sein einziges Kind [Koch, 1969]. Schon im Ersten Weltkrieg war bei Weski ein „nervöses Herzleiden“ diagnostiziert worden, das ihn als „nicht kriegsverwendungsfähig“ einordnete. Allerdings wurde er aufgrund seiner Medizinkenntnisse zum leitenden Arzt der Röntgenabteilung des Reservelazaretts Rennbahn-Grunewald bestellt und er war in den Lazaretten Rathenow und Spandau tätig. Nach dem Krieg richtete Weski seinen Fokus auf die zahnärztliche Röntgenologie. Er betonte auf Vortragsreisen die wachsende Bedeutung des zahnärztlichen Röntgen- bildes und verwies auf die Möglichkeiten der radiologischen Diagnostik „paradentaler“ Erkrankungen [Koch, 1969]. Im „Dritten Reich“ gelang es Weski, „unbe- helligt“ zu bleiben, obwohl er mit einer Halb- jüdin liiert war und auch seine wichtigste Mitarbeiterin Anna Schneider jüdischer Ab- stammung war [Koch, 1969]. Allerdings war es Weski nicht vergönnt, seine Karriere mit einem Ordinariat zu krönen. Selbst die Titular- professor ließ lange auf sich warten: Erst 1943 im (vergleichsweise hohen) Alter von 63 Jahren erhielt er die Berechtigung, diesen Titel zu führen. Auch in der DGZMK erreichte er keine wichtigen Ämter [Koch, 1969; Groß/ Schäfer, 2009]. Nach Kriegsende zog er mit seinem Röntgeninstitut in die Richard-Wag- ner-Straße, wo er bis zu seinem Lebensende 1952 tätig blieb. Im letzten Lebensabschnitt litt er an einer generellen Arteriosklerose und an einem Diabetes mellitus. Außerdem machte ihm eine Altersdepression zu schaffen. Weski starb am 22. November 1952 an den Folgen einer Rücken-Phlegmone. Er wurde in Zehlendorf beigesetzt [Harndt, 1953; Groß, 1953; Koch, 1969]. Sein ‚Paradentium‘ wurde offiziell Nomenklatur Was waren die konkreten Verdienste Weskis um das Fach Parodontologie [Harndt, 1953; Groß, 1953; Koch, 1969]? Zunächst ist fest- zuhalten, dass er zu Beginn der 1920er-Jahre die Begriffe „Paradentium“ und „Paraden- Wegbereiter der Zahnheilkunde – Teil 19 Oskar Weski – Nestor der Parodontologie Oskar Weski (1879–1952) steht für die Verwissenschaftlichung der Parodonto- logie, weil er die Fachsprache systematisierte und die parodontalen Krankheits- bilder erforschte. Außerdem machte er die radiologische Diagnostik für die Parodontologie fruchtbar und brachte das Fach institutionell voran – durch die Gründung einer Forschungsgemeinschaft mit eigener Fachzeitschrift. Foto: zm-Archiv De r QR -C od e fü hr t zu de n a n de re n Te il en d er Seri e „W eg be re it er der Za hnheil ku d n e“ 96 Gesellschaft

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