Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1959) Herr Grüner, wie finde ich als Praxis- gründer gute Mitarbeiter? Stephan Grüner: Der Arbeitsmarkt für zahn- ärztliches Personal hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Konnten Praxen früher noch aus einer Vielzahl von Bewerbungen auswählen, so sind es heute die Praxen, die sich um qualifizierte Mitar- beiter „bewerben“ müssen. Das gilt insbe- sondere für qualifizierte Verwaltungskräfte und Prophylaxemitarbeiter. Deshalb ist es wichtig, die eigene Praxis als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren. Das beginnt bei der Form der Stellenaus- schreibung und endet bei der Art und Weise, wie Personalarbeit in der Praxis täglich ge- lebt wird – daneben spielen natürlich auch Entwicklungsmöglichkeiten und das Gehalt eine Rolle. Bei vielen Praxen sehe ich da noch erhebliches Verbesserungspotenzial. Gerade für Existenzgründer ist es wichtig, sich frühzeitig und intensiv mit dem Thema Personal auseinandersetzen. Der Erfolg einer Praxisgründung oder -übernahme hängt ganz maßgeblich davon ab, ob das Team mitzieht beziehungsweise ob man über- haupt passende Mitarbeiter findet. Wer gute Mitarbeiter gefunden hat, muss sie natürlich auch halten können. Worauf kommt es da an? Mitarbeiterbindung ist angesichts der aktu- ellen Arbeitsmarktsituation eine der wich- tigsten Führungsaufgaben – das ist vielen Zahnärzten noch nicht so klar. Immer wie- der sind Praxisinhaber völlig überrascht, wennMitarbeiter kündigen. So etwas zeichnet sich im Regelfall schon viel früher ab – An- zeichen für Unzufriedenheit oder nachlas- sende Arbeitsmotivation sollten auch einem jungen Chef nicht entgehen. Das setzt einen regelmäßigen Kontakt zum Team voraus: In Teamsitzungen können Themen, die denMit- arbeitern wichtig sind, zur Sprache kommen. Hier ist es von Vorteil, sich als Chef in der Kunst des Zuhörens zu üben und Mitarbei- tern das Gefühl zu geben, dass ihre Meinung zählt und diese in die Entscheidungen der Praxisleitung einfließt. In Mitarbeitergesprä- chen sollten, neben Lob und Verbesserungs- wünschen, immer auch individuelle Entwick- lungsmöglichkeiten zur Sprache kommen. Bei einer Praxisübernahme gibt es häufig schon ein eingespieltes Team. Wie binde ich als junger Chef die Mit- arbeiter meines Vorgängers am bes- ten ein? Die erfahrenen Mitarbeiter des Vorgängers sind grundsätzlich die wichtigsten Stützen nach der Übernahme. Sie sollten von An- fang an gut in Entscheidungen eingebun- den werden. Allerdings besteht natürlich auch die Gefahr, dass sich gerade ältere Mit- arbeiter skeptisch gegenüber Veränderun- gen zeigen und diese manchmal offen oder heimlich boykottieren. Für ein gutes Zusam- menfinden sind am Anfang etwas Zurück- haltung und ein behutsamer Umgang mit – sicher notwendigen und berechtigten – Ver- änderungswünschen ratsam. Im Übrigen empfehle ich bei Praxisübernah- men, dass die zukünftigen Chefs schon vor dem Stichtag der Übernahme für ein halbes Jahr oder Jahr in der Praxis als Angestellte mitarbeiten. In dieser Zeit sollten sie von ihrem Vorgänger dem Team gegenüber klar als zukünftige Chefs eingeführt werden. Of- fene Kommunikation ist hier geboten, keine Geheimhaltung! Welche Fähigkeiten sollte ein Chef mit- bringen, um von seinen Mitarbeitern respektiert und geschätzt zu werden? Wer als Chef respektiert und geschätzt werden will, der sollte auch respektvoll und wert- schätzend mit Mitarbeitern umgehen. Füh- rung hat viel mit Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Fairness und authentischem Auftreten zu tun. Führung heißt auch, klare Entscheidun- gen zu treffen und zu diesen zu stehen. Außerdem sollte man eigene Fehler einge- stehen können. Zahnärzte werden leider weder während des Studiums noch in der Assistentenzeit auf eine spätere Führungsverantwortung vor- bereitet. Wer also später als Chef bestehen will und nicht schon ein Naturtalent in Sa- chen Führung ist, sollte sich mit der zukünf- tigen Führungsrolle rechtzeitig auseinan- dersetzen. In den Niederlassungsseminaren der BLZK und der eazf und der individuellen Existenzgründerberatung wird zu oft noch deutlich, welche Defizite die jungen Zahn- ärzte in Sachen Führung mitbringen. Inso- fern freut es mich, dass diesem Thema auch auf dem Kongress „FutureDent“ ein Forum gegeben wird. Stephan Grüner ist Referent auf dem Kongress „FutureDent“, der am 27. Oktober erstmals in München stattfindet. Veranstalter ist der Deutsche Ärzteverlag in Kooperation mit der Bayerischen Landeszahnärztekammer, der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns und dem Bundesverband der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa e.V. (BDIZ EDI). Weitere Informationen auf futuredent.de . Die Fragen stellte Stefanie Hanke. ? ? ? ? Tipps für Praxisgründer Plötzlich Chef! Als junger Praxisinhaber ist man auf einmal auch Chef seines Praxisteams. Aber wie findet man überhaupt gute Mitarbeiter? Und was ist wichtig, damit die Zusammenarbeit klappt? Darüber haben wir mit Stephan Grüner, dem Geschäftsführer der eazf, gesprochen. Foto: BLZK Stephan Grüner, Geschäftsführer der eazf – Europäische Akademie für zahnärztliche Fort- und Weiterbildung der Bayerischen Landes- zahnärztekammer (BLZK) 119 zm-starter
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=