Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1961) für notwendig sind. Natürlich bringt die Position auch eine höhere Verantwortung und mehr Verpflichtungen mit sich“, sagt Marie-Therese Herkel. Ihre Schwester Albertina freut sich über die Möglichkeit einer sinnvollen Arbeitsteilung. „Marie-Therese wird sich verstärkt um die Oralchirurgie kümmern, mein Schwer- punkt wird sowohl die konservierende als auch die prothetische Versorgung unserer Patienten sein. Letztere liegt mir besonders am Herzen, schließlich bin ich auch aus- gebildete Zahntechnikerin. Und außerdem will ich die Traditionelle Chinesische Medi- zin (TCM) anwenden, mit dem Fokus auf Akupunktur.“ Dabei wird sie es aber nicht belassen: Albertina Herkel möchte zusätz- lich Curricula für Kinderzahnheilkunde und Endodontologie belegen. Schon jetzt kümmert sie sich in der elterlichen Praxis auch um betriebliche Belange wie den Schichtplan. „Dazu habe ich eine App aus- gewählt, die sich das Praxisteam auf dem Smartphone installiert hat.“ Demnächst will sie einen digitalen Terminkalender und die Zeiterfassung per Fingerscanner einführen. Nora Wellenberg Die derzeitige Inhaberin, eine Polin, würde sie jeden Tag in ihrer Entscheidung zur Nie- derlassung bestärken, erzählt die 38-Jährige. „Als sie nach ihrer Assistenzzeit die Praxis gegründet hat, konnte sie kaum ein Wort Deutsch und stand kurz vor der Geburt ihrer Tochter. Sie sagt, sie könne es manchmal immer noch nicht begreifen, wie sie so ver- rückt sein konnte. Aber sie hat die Praxis 32 Jahre lang allein erfolgreich geführt und sich und ihrer Familie ein gutes Leben aufgebaut.“ Familie und Beruf besser zusammenzubrin- gen war ein wichtiger Grund für die heutige Mutter von zwei Söhnen (vier Jahre und elf Monate), das Thema Niederlassung anzu- gehen. „Bei einem Arbeitgeber bekam ich immer nur befristete Stellen, da man wohl vermutete, dass ich irgendwann schwanger werde.“ Als angestellte Zahnärztin in einer Sechs-Behandler-Praxis habe sie dann als Mutter oft so ungünstige Arbeitszeiten er- lebt, dass sie – obwohl der Kindergarten- platz 45 Stunden pro Woche abdeckte – immer auf die Hilfe der Familie angewiesen war. „Trotz Teilzeitstelle habe ich mein Kind an zwei Nachmittagen pro Woche nicht gesehen“, beschreibt Wellenberg das Dilemma. Ursprünglich wollte sie sich gar nicht selbstständig machen. „Das hat sich unter anderem dadurch geändert, dass ich meistens nur das machen durfte, worauf die Chefs keine Lust hatten.“ All das soll mit der Gründung anders werden: „In meiner Praxis kann ich die Öffnungszeiten selbst festlegen und mich nach meinen Vorgaben organisieren.“ Auch ein Vorteil: „Wenn ein Kind aus Krankheitsgründen nicht in die Kita darf, kann ich es in die Praxis mitnehmen. Die Räumlichkeiten befinden sich auf zwei Ebenen. Oben ist der private Bereich und unten der für die Patienten.“ Für Wellenberg kommt die Familie an erster Stelle: „Ich möchte nicht darauf verzichten, meine Kin- der aufwachsen zu sehen und bin bereit, finanzielle Abstriche zu machen.“ Außer- dem möchte sie selbst entscheiden, wie sie behandelt, mit Personal und Patienten um- geht und welche Geräte und Materialien angeschafft werden. „Ich möchte etwas aus meinem Beruf machen und das schaffe ich nicht, wenn ich angestellt bin.“ Mit ihren bisherigen Chefs sei sie sehr zufrieden gewesen und habe von allen viel lernen können, aber jetzt sei es Zeit, auf eigenen Beinen zu stehen und Verantwortung zu übernehmen. Es habe natürlich auch Hindernisse und Schwierigkeiten gegeben. Der Vermieter war zwei Monate lang nicht erreichbar. Der vermeintlich gemeinsame Anwalt von Ver- käuferin und Käuferin habe lieber eigene Verträge entworfen, als dem Wunsch der Auftraggeberin zu entsprechen. Die geplante Finanzierung warf Wellenberg nach der Teil- nahme an der „Opti SummerSchool“ über Bord. Dann gab es diverse Termine bei Beratern. Und in der Folge sehr viele Ent- scheidungen, die sie in relativ kurzer Zeit treffen musste. „Das macht aber Spaß, auch wenn es nicht immer glatt läuft.“ Immerhin: Wellenbergs Mann arbeitet in einer Medizintechnik-Firma und kann sich seine Zeit relativ frei einteilen, inklusive Homeoffice. Außerdem hat die bisherige Praxisinhaberin versprochen, noch an ein bis zwei Nachmittagen pro Woche mitzu- Foto: picturepeople µ Als Angestellte durfte ich meistens nur das machen, worauf die Chefs keine Lust hatten. Nora Wellenberg Kaufpreis der Praxis: 135.000 Euro, Miete 19.200 Euro brutto im Jahr für 177 Quadratmeter, inklusive Nebenkos- ten. Monatlich: 1.300 Euro netto plus 300 Euro Nebenkosten Biografie: 1980 geboren 8/2000–8/2003 Ausbildung zur Zahntechnikerin in Essen 10/2003–11/2010 Studium der Zahnmedizin an der Heinrich-Heine- Universität Düsseldorf 11/2010 Staatsexamen 2/2011–4/2013 Assistenzzeit in Essen 4/2013–7/2014 angestellte Zahnärztin 7/2014–6/2015 Elternzeit 9/2015–5/2016 angestellte Zahnärztin an der Implantologischen Tagesklinik Essen 6/2016 – 2/2018 angestellte Zahnärztin in einer Gemeinschaftspraxis in Bottrop 8/2018–1/2019 Entlastungsassistentin in der Praxis ihrer Vorgängerin in Essen, danach Übernahme geplant Eckdaten 121 zm-starter
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