Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1962) arbeiten. „Später möchte ich noch eine Kollegin oder einen Kollegen in Teilzeit an- stellen.“ Möglichkeiten, sagt sie, finden sich immer. Stephanie Cabot „Am Tag, als mein zweites Kind kam, stand ich wie gewohnt bis 12 Uhr in der Praxis. Um 16 Uhr fuhr ich in die Klinik, wo um zwei Uhr nachts unser jüngster Sohn auf die Welt kam“, berichtet Stephanie Cabot, heute Inhaberin zweier Praxen (in Bonn und in Grafschaft-Gelsdorf) mit 23 Mitarbeitern. Ihre Stillpausen legte sie damals zwischen die Patiententermine. „Bevor es mit zwei Jahren in den Kindergarten kam, ist mein Kind sozusagen in der Praxis aufgewachsen. Auch die Patienten kennen mein Jüngstes.“ Die Räumlichkeiten in Bonn hatten sie besonders angesprochen, erzählt Cabot. „Es ist ein typischer Altbau in einer Jugend- stilvilla, meine Patienten finden also keine sterile medizinische Atmosphäre vor, son- dern ein eher familiäres Umfeld. Die Praxis war zwar altmodisch eingerichtet, aber technisch war alles vorhanden, was nötig ist. Der Praxisinhaber war ein älterer Kollege aus Dänemark. Mitgearbeitet habe ich dort seit Mai 2007. Als er krankheitsbedingt ziemlich plötzlich aufhören musste, habe ich die Praxis dann schon im Juli 2007 über- nommen.“ Von den zwei übernommenen ZFA trennte sie sich, stellte stattdessen Mitarbeiter ein, die ihren Vorstellungen von Patientenorientierung und Qualitäts- bewusstsein entsprachen. „Anfangs habe ich in Bonn auch noch die Prophylaxe gemacht.“ Inzwischen hat sie sich dafür an beiden Standorten Unterstützung geholt und die Belegschaft kontinuierlich vergrößert. In Grafschaft-Gelsdorf galt es, eine Praxis in einem neu errichteten Einkaufszentrum einzurichten. „Dort hatte ich kompletten Einfluss auf die Gestaltung. Diese zweite Praxis haben wir ab Estrich selbst geplant, zum Beispiel, wo die Steckdosen und Netz- werkanschlüsse liegen sollen und wie die Räume gestaltet werden. Sogar die Möbel wurden von meinem Mann selbst entwor- fen. Ein befreundeter Schreinermeister hat die Rezeption, die Schränke und weitere Möbel nach Maß angefertigt.“ Fünf Monate musste Cabot am zweiten Standort ohne Telefon und Internet auskommen. Neue Patienten fanden trotzdem zu ihr – dank zahlreicher Empfehlungen. Die Geburt von Kind Nummer zwei ist jetzt fünfeinhalb Jahre her, niedergelassen ist sie seit gut elf Jahren. Alles kein Problem für Cabot. Auch weil ihr Lebenspartner – ein gelernter Schlosser und Metallbaumeister – seinen Beruf aufgegeben hat und sie als Pra- xismanager und in allen organisatorischen, steuerlichen und handwerklichen Belangen unterstützt. „Ich brauche nur selten externe Handwerker zu beauftragen und er nimmt meinem Steuerberater viel Arbeit ab, was Kosten spart“, freut sie sich. „Wir haben aber noch eine Haushaltshilfe, einfach, um den Kindern gerecht werden zu können und die gemeinsame Zeit nicht mit Haushalts- dingen zu verschwenden.“ Der Anfang war aber steinig, erinnert sie sich, vor allem, weil sie mit der Beratungs- firma nicht gut gefahren ist: „Wir wären fast baden gegangen. Der Berater hatte sich hinter meinem Rücken mit der Bank zusammengesetzt und ohne mein Wissen Absprachen mit ihr getroffen. Da hat mein Mann das Ruder übernommen und die Zusammenarbeit beendet.“ Aus Fehlern habe sie aber viel gelernt. Vor allem, sich nur noch auf sich selbst und ihren Mann zu ver- lassen. „Wir werden im Studium fachlich prima vorbereitet, aber nicht auf die Realität.“ Es sei überlebenswichtig, sich selbst in steuer- und betriebswirtschaftliche Dinge einzuarbeiten, Verhandlungen mit Banken, Vermietern selbst zu führen und die Abrechnung zu erlernen. „Man sollte sein eigener Berater werden, denn da handelt man im ureigenen Interesse“, fasst Cabot ihre Erfahrungen zusammen. Marie-Therese Herkel und Nora Wellenberger waren Stipendiatinnen der Opti Summer- School 2018. In dem einwöchigen „Trainings- lager“ in Eckernförde an der Ostsee wird den Teilnehmern, allesamt junge Zahnärztinnen und Zahnärzte, das wesentliche Grundlagen- wissen für eine erfolgreiche Niederlassung vermittelt. Foto: Sascha Cabot µ Man sollte sein eigener Berater werden, denn da handelt man in ureigenem Interesse. Stephanie Cabot Praxen: In Bonn: im Erdgeschoss 120 Quadratmeter, im 1. Obergeschoss mit Eigenlabor und DVT-Gerät 100 Quadrat- meter, im 2. Obergeschoss mit Sozial- räumen 80 Quadratmeter, in Grafschaft-Gelsdorf: 340 Quadrat- meter, mit DVT-Gerät und kleinem Eigen- labor Mitarbeiter: 23 an zwei Standorten (in- klusive Praxisinhaberin und Ehemann), davon 3 Auszubildende Biografie: 1977 in Alzenau in Unterfranken geboren, in Frankfurt am Main aufgewachsen 7/1997–12/2002 Studium der Zahn- medizin an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt a. M. 1/2003–7/2003 Assistenztätigkeit in Frankfurt a. M. 8/2003–4/2007 Assistenzzahnärztin und dann angestellt in einer Gemeinschafts- praxis in Mechernich seit 7/2007 in Bonn niedergelassen, seit 11/2016 zusätzlich in Grafschaft- Gelsdorf Eckdaten 122 zm–starter

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