Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1979) des reinen Marktmechanismus organisieren. Die notwendigen Erfolgsbedingungen für den reinen Marktmechanismus sind: Ausschließlich Anbieter (der Arzt) und Nachfrager (der Patient) regeln den Preis. Es gibt keinerlei räumliche, persönliche, zeitliche Präferenzen zwischen Anbietern und Nachfragern. Es herrscht symmetrische Information zwischen allen Akteuren. Alle Akteure verhalten sich wie der ideal- typische „homo oeconomicus“. Es gibt nur „one shot contracts“ unter Spotmarktbedingungen, keine längerfristigen Vertragsbeziehungen. Es gibt nur eine minimale staatliche, aber keine branchenspezifische Regulierung, das heißt, es wird ein Rechts- und Geldsystem bereitgestellt. Doch sind diese Bedingungen bei der Ver- sorgung im Krankheitsfall gegeben? Wohl kaum. Kein entwickelter Staat wagt es, sich beim Design seines Gesundheitswesens für den puren Marktmechanismus zu entschei- den. Warum? Die Menschen reagieren hyper- sensibel auf Probleme oder Bedrohungen im Gesundheitssystem. Wenn der Markt regiert Wer als Gesetzgeber den Marktmechanismus benutzt, ohne dass dessen Erfolgsvoraus- setzungen erfüllt sind, muss Marktversagen in Kauf nehmen, muss also für sein Land Phänomene wie unkontrollierte Monopole oder Oligopole mit einseitig diktierten Prei- sen und Produktqualitäten, eingeschränkte Verfügbarkeiten bis hin zur Nichtversor- gung, ineffiziente Ressourcenallokationen und nicht zuletzt Täuschung, Irrtümer, Überforderung von Verbrauchern hinnehmen. Das scheut der Gesetzgeber aus gut nach- vollziehbaren Gründen. Das ordnungspolitische Gegenmodell ist die Institutionenökonomik. Das Gegenmodell Sie verfolgt den Grundsatz, nicht den Markt- mechanismus um jeden Preis einzusetzen, sondern Marktversagen zu vermeiden, indem die besonderen Spezifika des jeweiligen Mark- tes mit einer adäquaten branchengerechten Regulierung berücksichtigt werden. Was sind die Spezifika der Gesundheitsversorgung? Im Wesentlichen lassen sich drei fundamentale Besonderheiten herausstellen: Patientenbesonderheit : Patienten haben ein krankheitsbedingtes Handicap, das mehr oder weniger stark ausgeprägt sein kann, aber keinesfalls ignoriert werden darf. Es führt zwangsläufig zu zeitlichen, räumlichen und personellen Präferenzen, zu langfristigen Beziehungen zwischen dem Patienten als 139 zm-starter

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