Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1856) Die Zahnärzte in den Niederlanden sind besorgt über die Entwicklungen bei der zahnärztlichen Versorgung. Was passiert dort gerade? Dr. Jan Willem Vaartjes : Vor Kurzem hat der niederländische Gesundheitsminister be- schlossen, im Jahr 2020 ein Experiment zu starten, das es Dentalhygienikerinnen er- lauben soll, ohne Anweisung oder Aufsicht eines Zahnarztes lokale Betäubungen vorzu- nehmen, Primärkarieskavitäten zu präparieren und zu füllen und Intraoralscans durchzu- führen und auszuwerten, und das sogar in eigenen Praxen ohne Anwesenheit eines Zahnarztes. Patienten werden sich direkt in Zahnhygiene- praxen behandeln lassen können, ohne von einem Zahnarzt überwiesen worden zu sein. Das liegt zum Teil daran, dass unsere Univer- sitäten aufgrund der Regierungspolitik in den letzten acht Jahren nur sehr wenige Zahnärzte ausgebildet haben, was mit dem Bestreben zusammenhängt, bestimmte Arbeitsschritte vom Zahnarzt auf die Dental- hygienikerin zu übertragen. Das Ende vom Lied ist jedoch, dass fast ein Drittel aller Zahnärzte, die wir jetzt haben, aus anderen Ländern in die Niederlande gekommen sind. In den meisten europäischen Ländern stellen die Zahnärzte die Diagnose, entwickeln einen Behandlungsplan und delegieren die Aufgaben ent- sprechend an die Teammitglieder. Wie sind Zahnarztpraxen in den Niederlanden organisiert? In den letzten 20 Jahren sind aus vielen Zahnarztpraxen mit einem oder zwei Zahn- ärzten und deren Helferinnen Einrichtungen geworden, die von einem großen Team be- trieben werden, das aus Fachärzten (zum Beispielen Spezialisten für Implantologie oder Endodontie), Allgemeinzahnärzten, Dentalhygienikern und Zahnarzthelferinnen besteht (auch Letztere sind in die Behand- lung von Patienten eingebunden). Primäre und sekundäre Präventivmaßnah- men werden zum Großteil an Dental- hygienikerinnen und Assistentinnen dele- giert. In einigen Großpraxen führen Dental- hygienikerinnen auch Behandlungen durch, zum Beispiel das Legen von Füllungen. Derzeit ist es rein rechtlich schon möglich, Behandlungsaufgaben an Assistentinnen zu delegieren; in der Praxis ist das aber noch selten der Fall. In den Niederlanden gibt es keine „klassische“ Zahnärztekammer, die Lobbyarbeit für den zahnärztlichen ? ? ? Interview mit Dr. Jan Willem Vaartjes Niederlande: „Bei uns werden DHs zu Bachelor-Zahnärzten gemacht!“ Geht es nach dem niederländischen Gesundheitsminister, sollen Dentalhygienike- rinnen (DHs) in Zukunft zahnärztliche Aufgaben übernehmen. Für Dr. Jan Willem Vaartjes, Präsident des niederländischen Zahnärzteverbandes ANT, ein No-Go. „Denta lhyg ie ni kerinn en s ollten für die Prophyl ax e zus tä ndig sei n, nicht für die g esamten zahnärztli ch en B eh andlunge n“, sagt D r. J an Wil le m Va ar tj es , Präs iden t des ni ed er l änd is chen Z ah närzte verbandes AN T. Foto: privat 16 Politik
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