Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1862) Bereich von Oropharynx, Gesicht, Rachen, Hals und/oder Kiefergelenk. Verursacht wird die Symptomatik durch einen elongierten Processus styloideus (PS) (> 30mm) oder durch ein kalzifiziertes Ligamentum stylo- hyoideum [Beder et al., 2005]. Das Eagle-Syndrom wurde erstmalig durch den gleichnamigen HNO-Arzt W. W. Eagle im Jahr 1937 erwähnt [Eagle, 1958]. Er beschrieb das Syndrom als Symptomen- komplex verschiedener diffuser Schmerzen im Kopf-Hals-Bereich. Aufgrund des breit gefächerten Beschwerdebildes konsultiert eine Vielzahl der Patienten vor der Diagnose eines Eagle-Syndroms bereits multiple andere Fachabteilungen (HNO, Neurologie, Zahn- arzt, Psychiater). Die daraus resultierende zeitliche Verzögerung der Diagnosefindung führt mitunter zu hohem Leidensdruck. Die Prävalenz eines verlängerten Processus styloideus ist mit vier Prozent der mittel- europäischen Bevölkerung gering und die Inzidenz eines Eagle-Syndroms erscheint mit etwa 0,16 Prozent ebenfalls sehr selten [Prasad et al., 2002]. Verglichen mit den operativ versorgten Fällen zeigt sich aller- dings eine nicht unerhebliche Grauziffer an nicht diagnostizierten Fällen. Ätiologisch für das Eagle-Syndrom werden verschiedene Theorien in der Literatur ange- führt. Zwei der meistgenannten sind eine reaktive Metaplasie und Hyperplasie nach stattgehabtem Trauma und/oder operativer Intervention im anatomischen Gebiet, bei- spielsweise einer Tonsillektomie [Slavin, 2002]. Bei therapieresistenten oropharyngealen Beschwerden oder diffusen Schmerzen im Bereich des Kiefergelenks, des Ober- und Unterkiefers ohne Hinweis auf odontogene Ursachen oder andere häufige Entitäten sollte ein Eagle-Syndrom mittels Röntgen- und CT-Diagnostik ausgeschlossen werden [Chrcanovic et al., 2009]. Für Fälle, die sich auf konservative Therapien (Physiotherapie, Neuroleptika und Analgetika) refraktär zeigen, stellt die operative Behand- lung die Therapie der Wahl dar [Mortellaro et al., 2002]. Neben der Möglichkeit, den Processus styloideus transoral zu resezieren, stellt der extraorale, zervikale Zugang eine sichere und übersichtliche Möglichkeit mit sehr gutem Outcome für die Patienten dar [Heim et al., 2017]. Dr. Nils Heim Abteilung für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Uniklinikum Bonn Sigmund-Freud-Str. 25 53127 Bonn Nils.heim@ukbonn.de Dr. Dr. Valentin Wiedemeyer Abteilung für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Uniklinikum Bonn Sigmund-Freud-Str. 25 53127 Bonn Valentin.wiedemeyer@ ukbonn.de Dr. Dr. Markus Martini Abteilung für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Uniklinikum Bonn Sigmund-Freud-Str. 25 53127 Bonn Bei diffusen, ausstrahlenden Schmerz- sensationen im Bereich des Gesichts, der Kiefer, sowie bei Schluckbeschwerden und Schmerzen beim Drehen des Kopfes sollte eine Abklärung und gegebenenfalls eine Überweisung zum MKG-Chirurgen erfolgen. Ein OPG und eine Kiefergelenkfunktions- aufnahme können radiologische Hinweise zum Ausschluss der Diagnose geben. Bes- ser eignet sich ein CT-Scan. Bei gesicherter Diagnose eines Eagle- Syndroms ist die Resektion in Allgemein- anästhesie durch einen MKG-Chirurgen angezeigt. Fazit für die Praxis Abbildung 3: CT-Scan des Processus styloideus in 3-D-Rekonstruktion Abbildung 4: Operationssitus des zervikalen Zugangs Abbildung 5: Resektat Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Alle Porträts: privat 22 Zahnmedizin

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