Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1872) Daraus ergeben sich enorme klinische Kon- sequenzen: Kronen zu vermeiden bedeutet eine Verbesserung der Langzeitprognose des Zahnes sowohl aufgrund der Art der Ver- sorgung als auch aufgrund der geringeren Invasivität des Eingriffs. Falls eine Teilversor- gung infolge eines Misserfolgs neu angefer- tigt werden muss, kann der Zahn meist noch mit einer Krone versorgt werden, umgekehrt ist das nicht möglich. Die Teil- restauration kann streng defektorientiert bleiben: Dünne Restwände bei vier- und fünfflächigen Restaurationen haben auf die Gesamt-Langzeitprognose keinen negativen Einfluss. Mikroinvasivität bedeutet also nicht ein 360°-Veneer, sondern den Erhalt jedes gesunden Teils der Restzahnsubstanz, also eine rein defektorientierte Präparation. Als größte Risikogruppe stellt sich die Ver- sorgung primär avitaler Zähne dar. Dies gilt sowohl für die Kronenversorgung als auch für die Teilrestauration. Der Patient sollte daher vor der Behandlung über die erhöhte Gefahr eines Misserfolgs aufgeklärt werden. Bei der adhäsiven Eingliederung einer Teil- restauration treten endodontische Kompli- kationen deutlich seltener auf als beim traditionellen Zementieren einer Vollkrone. Das Risiko für einen Misserfolg erhöht sich durch die endodontische Behandlung mit Zugang durch die vorhandene Restauration. Allerdings ist diese Risikosteigerung niedriger als das Misserfolgsrisiko bei einer Neuanfer- tigung beim primär avitalen Zahn, so dass eine obligate restaurative Neuversorgung bei endodontischer Komplikation nicht empfohlen werden kann. Für die Versorgung von Implantaten mit vollkeramischen Restaurationen liegen bis- her nur Sieben-Jahres-Ergebnisse vor. Diese sind jedoch – im Vergleich zur Versorgung natürlicher Zähne – mit besseren Resultaten sehr vielversprechend. Feldspat- und Glaskeramik haben sich bewährt Die Fülle der angebotenen Materialien bei der Versorgung mit vollkeramischen Restau- rationen ist riesig und macht eine Bewer- tung schwierig. Dabei spielt der individuelle Umgang mit demMaterial eine große Rolle. Insgesamt zeichnen sich für den Einsatz der verschiedenen Materialgruppen folgende Tendenzen ab: Feldspatkeramik und Leucit- verstärkte Glaskeramik haben sich in der Einzelzahnversorgung bewährt. Lithium- disilikat- und Lithiumsilikatrestaurationen sind vielversprechend, ohne dass anhand der aktuell verfügbaren Daten eine signifikante Verbesserung bereits belegt werden könnte. Vollanatomische Zirkonversorgungen sind komplikationsarm. Die Materialverarbeitung ist ein entscheiden- der Faktor für den Langzeiterfolg. Dank der Dokumentation des klinischen Vorgehens können erfolgsrelevante Vorgehensweisen erkannt und Empfehlungen formuliert werden. Die Ergebnisse des CSA zeigen: Retentionsverluste sind seltene Ereignisse; die Überschusskontrolle ist sehr wichtig, die Anwendung von Kofferdam bei adhäsiv eingesetzten Restaurationen sinnvoll. Der Konditionierung der Substratoberflächen kommt eine große Bedeutung zu: Auf der Keramikseite zeigt die Verwendung von Silan bei den relevanten Materialien eine signifikante Verbesserung der klinischen Langzeitergebnisse. Auf der Zahnseite ist neben der Schmelzätzung die Verwendung von Dentinadhäsiven relevant. In der Vergangenheit waren die traditionellen Mehr-Flaschen-Systeme den Ein-Flaschen- Systemen überlegen. Für die neueste, sehr vielversprechende Generation der MDP- haltigen Adhäsive können wir noch keine Langzeitaussage formulieren. Schlechte Mundhygiene gleich mehr Misserfolge Eine Analyse der Ursachen für einen Miss- erfolg zeigt, dass Frakturen mit fast 50 Prozent die mit Abstand häufigste Kompli- kation darstellen, alle anderen Ursachen sind sehr selten. Der Behandler kann durch Materialauswahl, Schichtstärken, Einsetz- technik sowie Oberflächenbearbeitung (Politur oder Glanzbrand) das Frakturrisiko mit beeinflussen und sollte daher diesen Parametern besondere Aufmerksamkeit schenken (Abbildung 6). In den meisten Fällen (n = 224) war es nach einem Misserfolg möglich, den Zahn mit einer neuen Restauration zu versorgen. In 55 Fällen wurde der Zahn extrahiert. Die Extraktionen betrafen Kronen und Teil- kronen gleichermaßen. Molar Prä-Molar Zahn Implantat Vitalität positive Papilläre Blutung positive Papilläre Blutung negative Überall Schmelz Partiell Dentin Inlay zweiflächig vierflächig ausschließlich Dentin einflächig dreiflächig fünfflächig Partielles Veneer Krone Hohlkehle Partielle Stufe Stufe Nicht Adhäsiv Adhäsiv Ätzen Schmelz H3P04 Ätzen dentin Ätzen Keramik Silanisieren Kofferdam Ultraschall Airblock Retraktionsfäden Matritze Zahnseide EVA-Instrument kein CP CP P! Vitalität negative Einsetzbefunde eigene Fälle (n=50): mehrfarbig Vergleichsgruppe (n=25168): blau Abbildung 2: Vergleich der eigenen Einsetzbefunde mit dem Mittelwert aller Teilnehmer Quelle: Reiss 32 20 Jahre CSA
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