Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1874) Die CSA – Entscheidungshilfe für den Praxisalltag Materialentwicklungen gehen weiter, neue wissenschaftliche Erkenntnisse führen zu neuen Empfehlungen. Entscheidungshilfen bei der Frage, ob diese im eigenen Praxis- alltag zum Einsatz kommen sollen, sind meist Fortbildungen, das Literaturstudium, der Austausch mit Kollegen, Anzeigen des Herstellers oder Empfehlungen des Depot- vertreters. Die CSA bietet hier ein zusätz- liches Tool, das wesentlich aussagekräftiger ist. Die Eingabe des Einsetzprotokolls in verschiedene Untergruppen (Kohorten) ermöglicht – idealerweise sogar beim gleichen Patienten bei mehreren Restaura- tionen in der gleichen Sitzung – als Split- mouth-Design – einen direkten Vergleich: Neue Materialien oder klinische Vorgehens- weisen können getrennt oder in Kom- bination betrachtet werden. Beispiele hier- für sind unterschiedliche Befestigungs- systeme (Adhäsivzement des Herstellers A im Vergleich zum Zement des Herstellers B) oder der Einsatz von Ultraschall bei der Insertion vollkeramischer Teilkronen. Die CSA ermöglicht die direkte Überprüfung und den Vergleich des klinischen Ergeb- nisses. Misserfolge lassen sich beim Arbeiten im biologischen Milieu nicht verhindern. Die Stärke der CSA liegt darin, dass konkrete individuelle Risikofaktoren erkannt werden können. Eine Häufung von Komplikationen bei Risiko-Patienten ist belegbar. So zeigen beispielsweise Patienten mit tendenziell schlechterer Mundhygiene (PBI als Indikator) eine höhere Misserfolgsrate. Prophylaxe und Maßnahmen zur Verbesserung des häuslichen Putzverhaltens sind also absolut sinnvoll und belegbar nützlich. Es gibt aber auch den „Risikozahnarzt“: Bei nur 4 Prozent der teilnehmenden Zahnärzte treten 50 Prozent der Frakturen auf. Eine all- gemeine Qualitätsverbesserung kann also nicht mit einer generischen Empfehlung erzielt werden, sondern es ist auch ein Blick in die Einzelpraxis vonnöten. Der erhobene Zeigefinger ist nicht zielführend. Ebenso wenig trägt die teils auswuchernde Doku- mentationspflicht für klinisch irrelevante Vorgaben zu einer besseren Erfolgsprognose bei. Vielmehr kann die fundierte, dezidierte und konkrete Empfehlung eines Experten die tatsächliche Verbesserung des klinischen Erfolgs sichern. Jeder CSA-Teilnehmer kann jederzeit seine eigene Erfolgskurve im Vergleich zur Gesamt- gruppe abrufen. Auch das Misserfolgsprofil ist grafisch online abrufbar. Darüber hinaus bekommt jeder Teilnehmer einmal jährlich einen individuellen Anschrieb mit einer Analyse der Besonderheiten nebst Urkunde und Fortbildungspunkten für das Engage- ment (Abbildung 7). Vier exemplarische Fälle: Bei Zahnarzt 2546 deutet der plötzliche Misserfolgsanstieg nach einem sehr guten klinischen Verlauf in den ersten zehn Jahren auf einen möglichen Materialverschleiß hin. Die bei Zahnarzt 2574 nach einer anfänglich auffallend hohen Misserfolgsrate eingetrete- ne Stabilisierung der Ergebnisse spricht für eine erfolgreiche Lernkurve beim klinischen Vorgehen. Für Zahnarzt 10868 wird eine fundierte CSA-Analyse der Misserfolgsursachen sehr hilfreich sein, um künftig erfolgreicher zu behandeln (hier konkret die CSA-Empfeh- lung: Verwendung eines bewährten, nicht Anwendungstechnik-sensitiven Dentin- adhäsivs). Behandler 11698 ist ein klassisches Beispiel für einen Fall, bei dem die sofort online abrufbare CSA-Auswertung und die CSA- Empfehlungen äußerst hilfreich sind, um durch schnelles Ändern der Behandlungs- strategie weitere Misserfolge zu vermeiden. Abbildung 6: Misserfolge – Anzahl und Ursachen Misserfolge Quelle: Reiss 34 20 Jahre CSA
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=