Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1886) zufolge geht man derzeit von einer stetig zunehmenden Inzidenz (aktuell 0.4/100.000 pro Jahr) und Mortalität aus [Han, North et al., 2012]. Ätiologisch gilt, nicht zuletzt auf- grund der bevorzugt fazialen Lokalisation und dem gehäuften Auftreten in der Bevöl- kerung sonnenreicher Regionen, wie West- australien [Han, North et al., 2012], eine anamnestisch gesteigerte UV-Exposition als Hauptursache in der Karzinom-entstehung, wobei eine vorliegende Immunsuppression oder Immundefizienz ebenfalls einen wich- tigen Risikofaktor darstellt [S2k-Kurzleitlinie, 2012; Oram, Bartus et al., 2016]. Beachtet werden muss hierbei das häufig synchrone Vorliegen von Zweitkarzinomen wie einem kutanen Plattenepithelkarzinom, einem malignen Melanom oder einem Basalzellkarzinom [Donepudi, DeConti et al., 2012; Oram, Bartus et al., 2016]. Das im Jahr 2008 neu identifizierte human-onkoge- ne Merkelzell-Polyomavirus (MCPyV) gilt ebenso mit als Hauptverursacher des MCC. In diesem Zusammenhang zeigte eine Studie von Feng et al. den positiven Virus- nachweis bei 80 Prozent der untersuchten MCC-Fälle [Feng, Shuda et al., 2008]. Da Viren auch im Trachealsekret nachgewiesen wurden, gilt das Virus als über die Atemluft übertragbar, so dass aktuelle Untersuchun- gen von einer 80-prozentigenn Durchseu- chung der Gesamtbevölkerung ausgehen. Die Seltenheit der Tumormanifestation er- klärt sich durch den bei gesunden Virusträ- gern ausschließlichen Nachweis der nicht- mutierten Wildtyp-Virusvariante. Die Mehr- heit der aus MCC isolierten MCPyV-Genome zeigten jedoch mindestens zwei Mutatio- nen, welche eine Übertragung ausschließen [Shuda, Feng et al., 2008; Bhatia, Afanasiev et al., 2011]. Klinisch zeichnet sich das Mer- kelzellkarzinom durch ein schnelles Wachs- tum und die auch in dem vorliegenden Fall beobachtete charakteristische violett-blau- rot-kugelige Form mit glatt glänzender Oberfläche aus [Goessling, McKee et al., 2002; S2k-Kurzleitlinie, 2012]. In seltenen Fällen kann es auch zu einem plaqueartigen Wachstum kommen, das jedoch vornehmlich im Bereich des Körperstamms auftritt [S2k-Kurzleitlinie, 2012]. Die Tumorgröße liegt zum Zeitpunkt der Diagnosestellung Abbildungen 1a und b: Klinisches Bild eines 2,1 x 0,8-cm großen Merkelzellkarzinoms der äußeren Wange in (a) der Aufsicht und (b) der Seitansicht. Abbildung 2a: Klinisches Bild des auf Kork fixiert und nadelmarkierten Geweberesektats in der Aufsicht. Abbildung 2b: Klinisches Bild des auf Kork fixiert und nadelmarkierten Geweberesektats in der Seitansicht. Abbildung 3: Histologisches Bild in H.E.-Färbung (50x Vergrößerungsfaktor) 46 Zahnmedizin
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