Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1888) bei durchschnittlich 20 mm, wobei es sich klassischerweise um einen schmerzlosen Lokalbefund handelt. Zusammenfassen lässt sich die Charakteristik des Merkelzellkarzinoms mit dem Akronym „AEIOU“, wobei A für asymptomatisch, E für rasche Expansion, I für immunsupprimiert, O für ältere (older) Patienten und U für die UV-Assoziation steht [Heath, Jaimes et al., 2008]. Erstbeschreiber des MCC war im Jahr 1875 der deutsche Pathologe Sigmund Merkel, der den Tumor als epidermalen Ursprungs, mit nicht-dendritischem und nicht-keratinisierendem Wachstumsmuster charakterisierte. Heute herrscht Uneinigkeit über die Zugehörigkeit der Karzinomzellen, wobei die eindeutige histogenetische Ver- bindung mit den physiologisch vorkom- menden Merkelzellen bisher nicht sicher nachgewiesen werden konnte [Oram, Bartus et al., 2016]. In der HE-Färbung zeigen sich die meist mit- telgroßen Zellen klassischerweise mono- morph mit hyperchromatisch gelappten Zellkernen und einem schwach gefärbten Zytoplasma. In der Literatur häufig be- schrieben wird die histopathologische Ähn- lichkeit von MCC mit der des Lymphoms, des kleinzelligen Bronchialkarzinomen, mit Neuroblastomen, Rhabdomyosarkomen und Ewing-Sarkomen, wobei die Abgren- zung zum kleinzelligen Bronchialkarzinom aufgrund seiner Häufigkeit von besonderer Bedeutung ist [Oram, Bartus et al., 2016]. Potenzielle zur sicheren Abgrenzung heran- gezogene immunhistologische Marker sind Chromogranin und Neuron-spezifische Enolase (NSE), wobei Synaptophysin, Melan-A, S100 und Cytokeratin 20 am häu- figsten verwendet werden [Han, North et al., 2012; S2k-Kurzleitlinie, 2012; Oram, Bartus et al., 2016]. Staging und Prognose Unabhängig von der Tumorgröße empfeh- len aktuelle Studien, nicht zuletzt aufgrund fehlender Leitlinienprotokolle, neben der klinisch-sonografischen Untersuchung des Lymphabstromgebiets die standardmäßige Sentinel-Lymphknotenbiopsie bei allen Be- troffenen im Rahmen des Stagings [Han, North et al., 2012; Oram, Bartus et al., 2016]. In diesem Zusammenhang zeigte der Einsatz moderner bildgebender Verfah- ren wie dem PET/CT (Positronen-Emissi- ons-Tomografie) vielversprechende Ergeb- nisse und ist damit Bestandteil aktueller Untersuchungen [Poulsen, Macfarlane et al., 2018]. Bezüglich der Prognose liegt die durch- schnittliche 5-Jahresüberlebensrate bei einer Tumorgröße kleiner/gleich 2 cm und einer negativen Lymphknotenmetastasierung (c/pN0) bei 66 Prozent. Bei positivem Lymphknotenstatus (pN+) reduziert sich die 5-Jahresüberlebensrate hingegen bereits auf 26 bis 42 Prozent sowie auf lediglich 18 Pro- zent bei positiver Fernmetastasierung (cM1) [Donepudi, DeConti et al., 2012; Oram, Bartus et al., 2016]. Therapie Bei der Therapie des Merkelzellkarzinoms gilt das chirurgische Vorgehen mit adjuvanter Strahlentherapie weiterhin als Goldstandard [National Comprehensive Cancer Network, 2017]. Allgemein anerkannt ist dabei die histologisch kontrollierte Tumorentfernung Abbildung 4a: Klinisches Bild der Nachresektion (blaue Farbmarkierung) im Bereich des Tumor- bettes, sowie der Sentinel-Lymphknotenextir- pation mit Darstellung des Lymphknotens im Bereich des Vorderrandes des M. Sternocleido- mastoideus. Abbildung 4b: Bild des entnommenen Senti- nel-Lymphknotens (2 x 1 cm). Abbildung 4c: Klinisches Bild des auf Kork fixierten und nadelmarkierten Nachresektats (5 x 5 cm) unter Einhaltung eines makrosko- pischen Sicherheitsabstandes von 2 cm in der Aufsicht. Abbildung 4d: Klinisches Bild zeigt die Defekt- deckung mit einem autologen Vollhauttrans- plantat von supraklavikulär. 48 Zahnmedizin

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