Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1890) führt werden soll die Sentinel-Lymphkno- tenbiopsie bei geplanter Tumorentfernung mit intraoperativ-histopathologischer Kon- trolle der Absetzungsränder auf Tumorfrei- heit (Mohs-Chirurgie). Andernfalls ist bei beiden Vorgehensweisen eine Verfälschung des szintigraphischen Untersuchungsergeb- nisses durch eine Veränderung des Lymph- abflusses nicht auszuschließen [Han, North et al., 2012; Oram, Bartus et al., 2016]. Auf- grund der hohen lymphogenen Metastasie- rungsrate von MCCs im Kopf-Hals-Bereich, sollte bei positivem Sentinel-Lymphknoten- nachweis eine therapeutische Lymphkno- tenausräumung der betroffenen Region oder zusätzlich der kontralateralen Region, bei Manifestation im Bereich der Mittellinie durchgeführt werden [Fields, Busam et al., 2011; Hoetzenecker, Guenova et al., 2011; S2k-Kurzleitlinie, 2012]. Die Durchführung einer adjuvanten Strahlentherapie im Be- reich des Tumorbetts und des Lymphab- stromgebiets wird aufgrund der hohen Lo- kalrezidivrate sowohl für Primärkarzinome als auch für Lokalrezidive empfohlen [Ghad- jar, Kaanders et al., 2011]. Demgegenüber stehen Studienergebnisse, die keinen Unter- schied in Bezug auf die Lokalrezidivrate im Vergleich zwischen primär und adjuvant strahlentherapeutisch behandelten Patien- ten zeigen konnten [Han, North et al., 2012]. Chemotherapeutika spielen auf- grund der ausgeprägten Resistenzbildung der MCC gegenüber den meisten Wirkstoffen aktuell eine eher untergeordnete Rolle und sind vornehmlich als palliative Therapieoption bei stattgehabter Fernmetastasierung zu he- ranzuziehen. Besonders erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang der Einsatz der neuartigen als „Checkpoint Inhibitoren“ bekannten Immuntherapeutika. Als monoklonale Anti- körper verabreicht hemmen sie die mali- gnominduzierte peritumorale Immunsup- pression und machen die Tumorzellen da- durch zugänglich für die körpereigene Im- munantwort. Als Mitglied der Immunglobu- lin-Superfamilie und Angriffsort für die ge- nannten Immuntherapeutika ist das Ober- flächenprotein PD-1 (Programmed cell death protein 1) an der Hemmung der kör- pereigenen Immunantwort beteiligt und fungiert damit als Angriffsort für den mono- klonalen Antikörper Pembrolizumab ® (anti- PD-1 Ak). Nach positivem Nachweis einer gesteiger- ten PD-L1-Expression beim Merkelzellkarzi- nom [Afanasiev, Yelistratova et al., 2013] konnte unter Verwendung der monoklona- len PD-1-Immun-Checkpoint-Inhibitoren Pembrolizumab [Nghiem, Bhatia et al., 2016], Avelumab [Kaufman, Russell et al., 2016] und Nivolumab im Rahmen klini- scher Studien eine Verbesserung des pro- gressionsfreien Überlebens gezeigt werden, was in den USA zur FDA-Medikamentenzu- lassung bei der Behandlung des metasta- sierten Merkelzellkarzinoms führte – unab- hängig davon, ob zuvor eine Chemothera- pie durchgeführt wurde oder nicht [Natio- nal Comprehensive Cancer Network, 2017]. Nachsorge Aufgrund des hohen Lokalrezidiv-Risikos wird während des ersten Jahres nach Tumor- entfernung eine engmaschige Nachsorge im sechswöchigen Intervall empfohlen, an- schließend eine Ausdehnung der Intervalle auf einen vierteljährlichen Abstand für 12 Monate und alle sechs Monate während der darauffolgenden fünf Jahre. Zusätzlich wird empfohlen, die Patienten in die regelmäßige Selbstuntersuchung einzuweisen. Dr. Daniel G. E. Thiem Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Universitätsmedizin Rostock Schillingallee 35, 18057 Rostock Prof. Dr. Andreas Erbers- dobler Direktor des Institutes für Pathologie Universitätsmedizin Rostock Strempelstraße 14, 18055 Rostock PD. Dr. Dr. Bassam Saka Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Universitätsmedizin Rostock Schillingallee 35, 18057 Rostock PD. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Bei älteren Patienten mit einem rasch wachsendem rot-violett-knotigem Haut- tumor ist das Merkelzellkarzinom als Differentialdiagnose mit einzubeziehen. „AEIOU“ als Akronym für das charakte- ristische Erscheinungsbild des Merkelzell- karzinoms (A = asymtomatisch; E = rasche Expansion; I = immunsuppremierte Patien- ten; O = ältere (older) Patienten; U = UV- Strahlung). Umgehende Überweisung zum Fach- arzt für Dermatologie oder Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie bei Verdacht auf Vorliegen eines Merkelzellkarzinoms bei früher Lymphknotenmetastasierung. Regelmäßige und engmaschige Nach- sorgedesPatientenbeihoherLokalrezidivrate. Ausschluss von möglichen Zweitkarzi- nomenwieeinesBasalzellkarzinoms,kutanen Plattenepithelkarzinoms oder malignen Melanoms. Fazit für die Praxis Für eine erfolgreich ge- löste Fortbildung erhal- ten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Merkelzellkarzinom CME AUF ZM - ONLINE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Porträts: privat 50 Zahnmedizin

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