Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 108, Nr. 18, 16.9.2018, (2112) des Wurzelkanalsystems unterer Frontzähne mit zweidimensionalen Röntgenaufnahmen weist die größten Abweichungen auf. So variieren die Ergebnisse in klinisch-radiolo- gischen Untersuchungen zum Vorkommen von Wurzelkanalaufteilungen zwischen 1 und 61 Prozent [Arnold, 2010]. Auch exzentrische Projektionen erlauben lediglich eine Ab- schätzung und ermöglichen keine Gewiss- heit zur Bestimmung [Oliveira, 2009]. Der Goldstandard für In-vitro-Untersuchungen bleibt die histologische Untersuchung am Hartgewebeschliff oder Serienschnittpräparat (Abbildung 5). Das Bruchpräparat unter Sicht mit dem Rasterelektronenmikroskop liefert dreidimensionale Eindrücke der varia- blen Anatomie des Wurzelkanalsystems von dentalen Weich- und Hartgeweben (Abbil- dungen 6 und 7). Insbesondere die häufig mehrfach unterteilten Dentinbrücken kön- nen Nischen für eine mikrobielle Infektion unterhalten. Degenerative fibröse Verände- rungen der Pulpa und adhärente Dentikel können das Wurzelkanalsystem so einengen, dass die scheinbar einfache Wurzelkanal- behandlung einer nahezu geraden Wurzel deutlich erschwert wird (Abbildung 8). Untere Schneidezähne Zentrale und seitliche Schneidezähne unterscheiden sich nur gering in Größe und Form. Mit zunehmendem Alter werden durch Attrition und Abrasion typische Kronenmerkmale verändert, so dass es Abbildung 4: Dreidimensionale Rekonstruktionen nach Mikro-CT- Aufnahmen zur Darstellung von typischen Wurzelkanalverläufen Foto: Frank Paqué Abbildung 5: Nach Kunststoffeinbettung können je nach Untersuchungs- aufgabe Quer- oder Längsschliffpräparate zur mikroskopischen Beurteilung hergestellt werden. Eine Anfärbung ist für anatomische Fragestellungen meist nicht mehr erforderlich. Foto: Michael Arnold Fotos: Michael Arnold Abbildung 7: vergrößerte Ansicht der Zwischenzone zweier Dentin- brücken mit Prädentin und Dentinkanälchen bis zum Boden der Dentinbrücke mit verringertem Mineralisationsgrad Foto: Michael Arnold Abbildung 6: Rasterelektronenmikroskopie (REM): a) Übersichtsaufnahme nach Längsfraktur eines unteren Schneidezahnes mit tiefer Wurzelkanal- aufteilung, b) Ausschnittvergrößerung der Dentin- brücke mit mehrfachen Unterteilungen Abbildung 8: Adhärenter Dentikel nahe dem F. apicale und einem Gefäßeinschluss, der zur Einengung des Wurzelkanals beiträgt Foto: Michael Arnold 100 Zahnmedizin

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