Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18
zm 108, Nr. 18, 16.9.2018, (2114) röntgenologischen Diagnostik kann eine Kontinuitätsunterbrechung des Wurzelkanal- verlaufs als ein sicherer Hinweis auf eine Auf- teilung der Wurzelkanäle gewertet werden (Abbildungen 9a bis 9c). Nach einer eigenen Untersuchung von 400 unteren Schneidezähnen lässt sich die Auf- teilung der Wurzelkanäle erst 3 mm unter- halb der Schmelz-Zement-Grenze ermitteln (Abbildungen 10 und 11). Wurzelkanalaufteilungen Die Prävalenz von mehrkanaligen Wurzel- kanalsystemen steigt mit zunehmendem Alter des Patienten [Hess, 1917]. Trauma- tische Einwirkungen auf die Zähne können ebenso zu einer Differenzierung in mehrere Wurzelkanäle durch eine vermehrte Produk- tion von sekundärem oder tertiärem Dentin führen [Schröder, 1997]. In vitro wurden in durchschnittlich 37 Prozent der untersuchten Zähne zwei Wurzelkanäle aufgefunden [Hess, 1917]. Während in einer chinesischen Population nur in 27 Prozent zwei Wurzel- kanäle ermittelt wurden, fanden sich diese in einer türkischen Untersuchungsgruppe in 68 Prozent und in einer brasilianischen Gruppe in 50 Prozent [Han et al., 2014; Leoni, 2013; Sert, 2004]. Die Aufteilung in zwei Wurzeln wird an Schneidezähnen im Unterkiefer seltener als im Oberkiefer be- schrieben. Im Unterschied zu den meist lateralen Wurzelteilungen im Oberkiefer, tritt die Wurzelteilung im Unterkiefer in bukkooraler Richtung auf. Bei einer klinisch deutlich verbreitert er- scheinenden Zahnkrone ist die Fusion von zwei Zahnkeimen oder die Fusion mit einer überzähligen Wurzel möglich [Aydemir et al., 2016]. Untere Eckzähne Im Vergleich zu den oberen Eckzähnen ist die Zahnlänge der unteren Pendants mit 25 mm etwa 2 mm kürzer. Ähnlich wie bei den unteren Schneidezähnen lässt sich besonders auf den distalen Wurzelflächen eine längliche Wurzeleinziehung beobach- ten [Mühlreiter, 1970; Kerekes & Tronstad, 1977]. Diese äußere Form führt zu dem Abbildung 10: Darstellung der typischen Position der Wurzelkanalaufteilung: a) 3 mm unterhalb der Schmelz-Zement-Grenze wird die Dentinbrücke sichtbar. b) Die Ausdehnung der Zugangs- kavität ist längsoval und reicht bis nahe an die labiale Inzisalkante, damit beide Wurzelkanäle sicher aufbereitet werden können. c) Im transparenten Präparat bestätigt sich die Aufteilung. Fotos: Michael Arnold, Holm Reuver Abbildung 11: Trotz unterschiedlicher Zahnlängen unterer Schneidezähne bestätigt sich ein Mindestabstand von 3 mm bis zur Dentinbrücke. Fotos: Frank Paqué Abbildung 12: Mikrobielle Infektion nach Dentinfreilegung infolge chronischen Zahnhartsub- stanztraumas 33 bis 41: DVT-Ausgangsaufnahme und Kontrolle ein Jahr nach abgeschlossener Wurzelkanalbehandlung in axialer, frontaler und sagittaler Projektionsebene. Zahn 33 erforderte aufgrund des stark ovalen Wurzelkanalverlaufs die Präparation von zwei Kanälen. Fotos: Michael Arnold 102 Zahnmedizin
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