Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 108, Nr. 18, 16.9.2018, (2046) Schmerzen durch entzündliche beziehungs- weise degenerative Prozesse der Kiefer- gelenke sind neben Schmerzen der Kau- muskulatur ein wichtiger Bestandteil der kraniomandibulären Dysfunktion (CMD). Allerdings erschweren die verschiedenen Ätiologien und variablen Verlaufsformen entzündlicher Erkrankungen des Kiefer- gelenks die Diagnostik und Behandlungs- strategie. Für Patienten kann die Gelenk- destruktion insbesondere im fortgeschritte- nen Stadium problematisch sein, weil dann eine Restitutio ad integrum in der Regel nicht mehr möglich ist. Deshalb kommt einer raschen und umfassenden Diagnostik sowie einer Frühintervention besondere Be- deutung zu und erfordert in der Praxis ein interdisziplinäres Vorgehen. Mit der Einführung der Kiefergelenksarthro- skopie 1975 durch Onishi steht ein chirur- gisch minimal-invasives diagnostisches und therapeutisches Verfahren zur Verfügung, das – nicht zuletzt durch das bessere Ver- ständnis der Pathophysiologie der Kiefer- gelenksdestruktion unter anderem durch die Arthroskopie selbst – zunehmend wich- tiger bei der frühzeitigen therapeutischen Intervention wurde [Onishi, 1975]. Die Arthrozentese ist im Vergleich zur Arthro- skopie ein einfacheres Verfahren, das mit begrenzteren Möglichkeiten alternativ ein- gesetzt wird. Mittlerweile gibt es zahlreiche Belege, dass Schmerzen und Funktions- einschränkungen des Kiefergelenks durch diese minimal-invasiven Therapieverfahren insbesondere in der frühen Phase günstig beeinflusst werden [Murakami, 2013]. Kiefergelenksdestruktion: Die Kiefergelenksdestruktion wird als Ergeb- nis eines katabolen Prozesses verstanden, der die regenerativen Fähigkeiten des Gelenks überlagert und unter anderem durch eine kaskadenartige Aktivierung von Zytokinen ver- mittelt wird. Dabei kommt es neben einem Verstärkungseffekt durch die Synovial- und Gefäßproliferation zu einer Aktivierung von Osteoblasten. Zytokin-aktivierte Osteoblasten fördern die Rekrutierung und Aktivität von Osteoklasten, diese sezernieren wiederum Enzyme wie beispielsweise Matrix-Metallo- proteasen (MMPs), die für den Abbau der extrazellulären Matrix (Hydroxylapatit und Kollagen) des Gelenks verantwortlich sind [Gunson et al., 2011; Zhang et al., 2016; Wang et al., 2012: Ge et al., 2011]. Die Schä- digung des Gelenkknorpels wird dabei als „Chondromalazie“ bezeichnet und bei der arthroskopischen Diagnostik je nach Schwere- grad im Stadium der Erweichung (Stadium 1), Furchung (Stadium 2), Fibrillation bezie- hungsweise Fransenbildung (Stadium 3) oder mit subchondraler Knochenexposition (Stadium 4) vorgefunden (Abbildungen 1 bis 3) [Quinn, 1989; Thomas et al., 1991]. Arthroskopisch existieren verschiedene Klas- sifikationen der Synoviitis, die im Wesent- lichen das Ausmaß der beobachteten Gefäß- proliferation und Hyperämie berücksichtigt (Abbildungen 4 bis 6) [Mc Cain et al., 1989; Gynther et al.,1994]. Ätiologie und Pathophysiologie Degenerative Kiefergelenkserkrankung: Die degenerative Kiefergelenkserkrankung scheint ein multikausales Geschehen unter- Diagnostik von Kiefergelenkserkrankungen Die Arthroskopie ist visuell überragend Christoph Zizelmann, Thomas Fillies Der folgende Beitrag gibt eine kurze Übersicht über Ätiologie, Pathophysiologie und Diagnostik entzündlich destruktiver Kiefergelenkserkrankungen und deren diagnostischer und therapeutischer Möglichkeiten und Grenzen durch die Kiefer- gelenksarthroskopie – mit klinischen Patientenfällen. 34 Zahnmedizin

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