Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18
zm 108, Nr. 18, 16.9.2018, (2052) Indikationen für eine Kiefergelenkarthro- skopie: Zu den geeigneten Indikationstellungen für die diagnostische und therapeutische Kie- fergelenksarthroskopie zählen insbesondere entzündlich bedingte Schmerzen und Funk- tionsstörungen der Kiefergelenke. Neben der Gelenkdestruktion können Entzündungs- zustände des Kiefergelenks teils mit erheb- lichen Schmerzen verbunden sein. Dabei können die bei der Gelenkentzündung frei- gesetzten Zytokine als Entzündungsmedia- toren Schmerzen verursachen [Matsumoto, 2006; Ernmberg, 2017]. Weiterhin kann durch die Verstärkungsfunktion die indu- zierte Gefäßproliferation mit Hyperämie eine vermehrte Sezernierung von Synovial- flüssigkeit (Gelenkerguss beziehungsweise „Joint effusion“) Schmerzen (durch Druck auf die Gelenkkapsel) verursachen und die Bewegung des Gelenks einschränken. Neben der Entlastung mit Senkung des Kapseldrucks wird der therapeutische Effekt der Kiefergelenksspülung unter anderem durch die Auswaschung der Entzündungs- mediatoren und Debridement von Bestand- teilen der extrazellulären Matrix aus dem Gelenkraum erzielt [Kaneyama et al., 2004]. Zur Planung eines arthroskopischen Ein- griffs am Kiefergelenk sollte ein möglichst aktuelles MRT der Kiefergelenke vorliegen, sofern hierfür keine Kontraindikationen be- stehen. Dabei ist zu beachten, dass radio- ogisch diagnostizierte Pathologien durch die MRT nicht zwingend voraussetzend für eine Kiefergelenksarthroskopie sind. Bei Patienten mit symptomatischen Kiefer- gelenkschmerzen, aber radiologisch okkulten Kiefergelenksentzündungen ist die Kiefer- gelenksarthroskopie bislang immer noch das einzig relevante Verfahren zur Sicherung der Diagnose (Abbildungen 4 bis 6). Bei fortgeschrittenen Gelenkdestruktionen können arthroskopische Befunde detailliertere Informationen über das Ausmaß der Gelenk- destruktion liefern und somit einen wichtigen Beitrag zur Indikationsstellung und Planung möglicher weiterer chirurgischer Behand- lungen des Kiefergelenks leisten. Weiterhin kann eine positive Beeinflussung von Schmerz- zuständen und eine Verbesserung des Bewegungsumfangs durch diese minimal- invasiven Verfahren in ausgewählten Fällen versucht werden. Eine weitere wichtige Indi- kation für eine therapeutische Kiefergelenks- arthroskopie sind Diskusverlagerungen mit Blockaden. Hier kann eine Frühintervention durch eine therapeutische Arthroskopie der Entstehung von Adhäsionen beziehungs- weise Vernarbungen vorbeugen oder diese lösen, sonst kann die Mobilität des Kiefer- gelenks dauerhaft eingeschränkt werden. Zusammenfassung Seit 1975 wird die Arthroskopie des Kiefer- gelenks in erster Linie als diagnostisches Ver- fahren mit anschließender minimal-invasiver chirurgischer Intervention in der klinischen Anwendung eingesetzt. Mittlerweile haben sich sowohl die arthroskopische Operation als auch die Arthrozentese mit Lavage als mini- mal-invasive Intervention bei Kiefergelenks- erkrankungen etabliert. Bei fortgeschrittenen Gelenkdestruktionen stoßen die Möglichkeiten der therapeutischen Kiefergelenksarthroskopie jedoch schnell an ihre Grenzen, weshalb deren Einsatz frühzeitig in Betracht gezogen werden sollte. Bei Beherrschung der Technik und bei Anwendung durch einen erfahrenen Operateur ist die Kiefergelenksarthroskopie mit einem geringen Risiko für den Patienten verbunden [Zhang et al., 2011]. Dr. Dr. Christoph Zizelmann Marienhospital Stuttgart Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Böheimstr. 37 70199 Stuttgart christoph.zizelmann@gmx.de PD Dr. Dr. Thomas Fillies Marienhospital Stuttgart Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Böheimstr. 37, 70199 Stuttgart Abbildungen 13 und 14: Unauffällige Gelenkverhältnisse (rechtes Kiefergelenk, oberer Gelenkraum, 36-jährige Patientin) ohne Nachweis eines „Internal Derange- ments“: Die zu sehenden avaskulären Strukturen Diskus (unten) und Eminentia articularis (oben) zeigen sich homogen. Sowohl in der Retral- oder Schlusbissposition (Abbildung 13) als auch in maximaler Protrusion (Abbildung 14) zeigt sich ein vollständiges „Roofing“ des Diskus. Abbildung 14 zeigt zusätzlich die gedehnten hinteren Bandstrukturen, diese sind ebenfalls ohne pathologischen Befund. Foto: privat Foto: privat Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Hier finden Sie einen Videofim einer KG-Arthroskopie. Operation im Video ZM - ONLINE 13 14 40 Zahnmedizin
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