Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 108, Nr. 18, 16.9.2018, (2056) Bei der oralen Mukositis handelt es sich um eine Entzündung der Mundschleimhaut, die als akute oder chronische Nebenwirkung einer laufenden oder vorangegangenen Radio- und/oder Chemotherapie auftreten kann. Die Ätiologie beruht vermutlich auf einer Schädigung der Epithelzellen der oralen Mukosa, wobei verschiedene pathophysio- logische Ansätze diskutiert werden. Klinisch können nach der WHO-Einteilung fünf Schweregrade (0 bis IV) unterschieden werden, die von einem einfachen Erythem bis hin zu schwersten und generalisierten Ulzerationen der gesamten oralen Mukosa reichen. Neben einem generalisierten Befall der oralen Mukosa und sogar der Schleim- haut des gesamten Verdauungstrakts von den Lippen bis zum Rektum werden teilweise auch lokal begrenzte Befunde beobachtet. Die Diagnose wird anhand der Anamnese und des klinischen Befunds gestellt und kann durch eine Biopsie verifiziert werden. Radio- und/oder Chemotherapie Die Radio- und Chemotherapie sind Eck- pfeiler moderner onkologischer Therapie- konzepte. Während die Chemotherapie mit wenigen Ausnahmen immer systemisch ver- abreicht wird, wird bei einer Radiotherapie zwischen der lokalen (zum Beispiel Bestrah- lung eines Lymphabflussgebiets) und der Ganzkörperbestrahlung (zum Beispiel vor einer Stammzelltransplantation) unterschie- den. Dabei kann die Radiotherapie sowohl alleine als auch in Kombination mit einer Chemotherapie angewendet werden. Die Vorteile dieser Kombination liegen unter anderem in einer Zytostatika-induzierten Radiosensibilisierung von Tumorzellen sowie im Schluss möglicher therapeutischer Lücken. Dabei werden nach der Intention der Therapie präventive, kurative und palliative Ansätze bei neoadjuvanten und adjuvanten Kon- zepten unterschieden. Beim oralen Platten- epithelkarzinom, dem häufigsten malignen Tumor der Mundhöhle und einem der zah- lenmäßig häufigsten Tumoren weltweit, ge- hört die adjuvante Radio- beziehungsweise kombinierte Radiochemotherapie – zum Beispiel bei zervikalen Lymphknotenmetas- tasen – zum leitliniengerechten Therapie- standard (AWMF S3-Leitlinie Mundhöhlen- karzinom). Hinsichtlich der Radiotherapie hat sich mittlerweile die IntensitätsModulierte RadioTherapie (IMRT) mit einer Gesamt- dosis von ca. 60 bis 70 Gy etabliert. Bezüg- lich der Chemotherapie bilden die platin- haltigen Derivate (zum Beispiel Cisplatin, Carboplatin) den Therapiestandard, der im Zweitlinienprotokoll (bei Rezidiven oder Therapieversagen) durch MTX (Methotrexat), Taxane und/oder Cetuximab (EGFR-Anti- körper) ersetzt werden kann. Die akuten und chronischen Nebenwirkungen sind vielfältig. Bei der Radiotherapie im Kopf- Hals-Bereich werden zum Beispiel akute Nebenwirkungen von Tumortherapien Vorgehen bei einer Radio- und/oder Chemo- therapie-induzierten oralen Mukositis Andreas Pabst, Elisabeth Goetze, Peer W. Kämmerer Im Gefolge einer Radio- und/oder Chemotherapie kommt es oft zur Ausbildung einer oralen Mukositis. Da kausale Therapien bisher noch nicht etabliert werden konnten, kommen der Prophylaxe sowie Maßnahmen im Rahmen eines eng- maschigen zahnärztlichen Recalls eine besondere Bedeutung zu. Die Möglich- keiten des zahnärztlichen Vorgehens in der Praxis erfahren Sie hier. Alle Fotos: Kämmerer 44 Zahnmedizin

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