Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 108, Nr. 18, 16.9.2018, (2058) Hautirritationen im Strahlenfeld beschrieben (Abbildung 1). Als Langzeitfolgen gelten unter anderem die Xerostomie (Abbildung 2), die Strahlenkaries und die infizierte Osteo- radionekrose (Abbildung 3). Bei der Chemo- therapie gelten das Zytostatika-induzierte Erbrechen sowie nephro- und neurotoxische Effekte als bekannte Nebenwirkungen. Eine gemeinsame, akute Nebenwirkung ist die Mukositis, die neben der Mundhöhle (orale Mukositis, Abbildungen 4 und 5) die Schleim- haut des gesamten Gastrointestinaltrakts betreffen kann. Orale Mukositis infolge einer Krebstherapie Bei der Mukositis handelt es sich allgemein per definitionem um eine Entzündung bezie- hungsweise eine entzündliche Veränderung der Mukosa. Diese kann in der Mundhöhle durch eine Vielzahl verschiedener Ursachen, zum Beispiel durch einen bakteriellen Bio- film, hervorgerufen werden [Heitz-Mayfield and Salvi, 2018]. Als Folge einer Radio- und/ oder Chemotherapie kann die Mukositis das auskleidende Epithel des gesamten Gastro- intestinaltrakts betreffen, von der Mund- höhle bis zum Rektum [Lalla et al., 2016]. Die Pathophysiologie der Mukositis ist kom- plex und noch nicht abschließend geklärt. Nach einer vorangegangenen oder während einer laufenden Radio- und/oder Chemo- therapie lässt sich ihre Entstehung – ähnlich wie der Haarausfall – durch den starken Effekt der Strahlung und der Zytostatika auf sich schnell teilende Zellen und Gewebe mit einer hohen Proliferationsrate erklären. Die Schleimhaut des Gastrointestinaltrakts und besonders die orale Mukosa hat eines der höchsten Regenerationspotenziale des menschlichen Körpers. Die Epithelzellen, besonders die stark proliferierenden Zellen des Stratum basale, durchlaufen den Zell- zyklus in einer hohen Frequenz. Innerhalb dieses Zellzyklus gibt es bestimmte Phasen (zum Beispiel G1, G2), in der die Zellen – so- wohl benigne als auch maligne – besonders empfindlich gegenüber den zytostatischen und zytotoxischen Effekten einer Radio- und/ oder Chemotherapie sind. Daher werden in der oralen Mukosa die basalen Epithelzellen Abbildung 1: Extraorale Hautirritation der rechten Gesichtshälfte und des rechten Halses im Sinne einer Verbrennung ersten Grades während einer laufenden Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich. Zusätzlich zeigt sich eine ödematöse Schwellung der rechten Wange und des rechten Ohres. Abbildung 2: Ausgeprägte Xerostomie der linken Wange mit deutlichem Verlust des Oberflächen- glanzes der Mundschleimhaut Abbildung 3: Infizierte Osteoradionekrose (IORN) des Unterkiefers in regio 43–46. Neben der entzündlich veränderten Mundschleimhaut zeigt sich freiliegender, infizierter Kieferknochen. Das vollständige Ausmaß der Osteoradionekrose lässt sich klinisch nur bedingt einschätzen und erfordert zur weiteren Diagnostik eine 3-D-Bildgebung [Kämmerer et al., 2016]. 2 3 1 46 Zahnmedizin

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