Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18
zm 108, Nr. 18, 16.9.2018, (2062) Zusätzlich wird als Prophylaxe die Anwen- dung der antimikrobiellen Therapie, der Kryotherapie, der Lasertherapie, von Ami- fostin (ein zytoprotektiver Radikalfänger, der Zellen im Rahmen einer Radio- und/ oder Chemotherapie schützen kann) und weiteren Substanzen postuliert (zum Bei- spiel Bethametason), die allerdings anhand der verfügbaren Literatur nicht abschließend und evidenzbasiert bewertet werden können [Gobbo et al., 2014; Höller et al., 2015; Riley et al., 2015; Bollig, 2016]. Kein Nutzen für Sucralfat und GM-CSF Für Sucralfat (ein schleimhautschützender Wirkstoff, der vor der Einführung der Pro- tonenpumpenhemmer zur Prophylaxe und Therapie des Magenulkus eingesetzt wurde) und GM-CSF (Granulozyten-Monozyten- Kolonie-stimulierender Faktor; Granulozyten- Monozyten Wachstumsfaktor) konnte kein Nutzen nachgewiesen werden. Auch die Anwendung von Chlorhexidin (CHX) wird von einigen Autoren kritisch diskutiert [Höller et al., 2015]. Mucosamin zeigte Wirkung Ruggiero et al. untersuchten den klinischen Effekt von Mucosamin (ein Spray aus Hyaluronsäure und verschiedenen Amino- säuren) bei Patienten mit oraler Mukositis nach Stammzelltransplantation. Zusätzlich zu einer optimierten Mundhygiene und einer Hospitalisierung konnte durch die Mucosaminanwendung eine Besserung der Beschwerden gezeigt werden [Ruggiero et al., 2018]. Maßnahmen vor einer geplanten Radio- und/oder Chemotherapie: Optimierung der Mundhygiene und Beratung des Patienten hinsichtlich der hohen Relevanz der Mundhygiene, Mundhygieneinstruktionen Zahnsanierung: konservierende und prothetische Maßnahmen, parodonto- logische Maßnahmen, gegebenenfalls chirurgische Maßnahmen, Entfernung entzündlich beherdeter und nicht erhaltungswürdiger Zähne Herstellung Weichgeweberetraktor (bei bezahnten Patienten, v. a. mit metal- lischen Restaurationen) Fluoridierung, Herstellung Fluoridie- rungsschiene (ein- bis zweimal täglich, 10–15min., zum Beispiel mit elmex Gelée ® ) Maßnahmen während einer Radio- und/ oder Chemotherapie: Optimierung der Mundhygiene Recall durch MKG-Chirurgie etwa alle 3–4 Wochen während einer laufenden Radio- und/oder Radiochemotherapie, mindestens nach der Hälfte und am Ende der Therapie Fluoridierung, Fluoridierungsschiene (ein- bis zweimal täglich, 10–15min., zum Beispiel mit elmex Gelée ® ) Falls möglich in dieser Zeit keine inva- siven zahnärztlichen Maßnahmen (zum Beispiel Extraktionen, Wurzelspitzenresek- tionen, Wurzelkanalbehandlungen) Lippen- und Hautpflege Maßnahmen nach einer Radio- und/ oder Chemotherapie: Optimierung der Mundhygiene Zahnärztlicher Recall circa alle 3–6 Monate Leitliniengerechte Tumornachsorge durch MKG-Chirurgie Fluoridierung, Fluoridierungsschiene (ein- bis zweimal täglich, 10–15min., zum Beispiel mit elmex Gelée ® ) Falls möglich in den ersten acht Wochen nach Radio- und/oder Chemotherapie keine invasiven zahnärztlichen Maß- nahmen (zum Beispiel Extraktionen, Wurzelspitzenresektionen, Wurzelkanal- behandlungen) Im weiteren Verlauf zahnärztliche und chirurgische Maßnahmen unter entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen (vgl. S2k-Leitlinie „Infizierte Osteo- radionekrose“, [Krüger et al., 2018]); in den ersten zwölf Monaten nach abgeschlossener Radio- und/oder Chemotherapie grundsätzlich restriktive Chirurgie Maßnahmen zur Mundhygiene und Mundpflege Manuelle Zahnbürste mit sehr weichem Bürstenkopf Keine Zahnseide, gegebenenfalls sehr weiche Interdentalbürsten und/oder Superflos Schonende Mundduschen Fluoridhaltige, milde, mentholfreie Zahnpasta Keine reizenden, stark alkoholhaltigen Mundspüllösungen Verwendung milder Mundspüllösungen (zum Beispiel Bepanthen Mundspüllö- sung, CHX Mundspüllösung verdünnt, zum Beispiel 0,2% CHX 1:4 verdünnt, nicht unter 0,01% verdünnen, dreimal täglich) Kein Tabak und/oder Alkohol Keine stark gewürzten, salzigen oder säurehaltigen Speisen und Getränke, wie beispielsweise Pökelfleisch oder Cola Bei bakteriellen Superinfektionen oder Pilzinfektionen Beginn einer syste- mischen, antibakteriellen Therapie (zum Beispiel Amoxicillin/Clavulansäure) bzw. einer lokalen, antimykotischen Therapie (zum Beispiel Amphomoronal Suspen- sion dreimal täglich beziehungsweise soweit tolerierbar Amphomoronal Lutschtabletten dreimal täglich) Maßnahmen zur Schmerztherapie Eiswürfel beziehungsweise kalten Wackelpudding lutschen Mundspüllösung aus Dexpanthenol (zum Beispiel Bepanthen) und Lidocain 0,01% bzw. Tetracain 0,02% (aus Apotheke, gegebenenfalls individuelle Rezeptur) Schmerztherapie nach dem WHO-Stu- fenschema mit Nicht-Opioidanalgetika (Stufe I) bzw. niederpotenten Opioid- analgetika und Nicht-Opioidanalgetika (Stufe II) Prophylaxe und Therapie der oralen Mukositis 50 Zahnmedizin
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