Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 108, Nr. 18, 16.9.2018, (2092) pflege schmerzhaft sein, was dann, bei Ver- nachlässigung der Mundhygiene, zu einer schnellen Kariesentwicklung führen kann. Bei der Anwendung von Lokalanästhesie an den betroffenen Zähnen kann auch oft keine oder keine ausreichende Schmerzausschal- tung erreicht werden. Die Entscheidung zwischen den Behandlungs- alternativen „Extraktion“ oder „Restauration“ hängt vor allem von der Defektgröße und der Schmelzqualität ab, ebenso vom Alter des Kindes und von den kieferorthopädischen Möglichkeiten des Lückenschlusses. Ätiologie Ursachen und Wirkungszusammenhänge bei der Entstehung der Mineralisations- störungen sind noch weitgehend ungeklärt. Als Ursachen der MIH werden vielfältige Ein- flussfaktoren diskutiert, so unter anderem: - Pneumonie - hohes Fieber - hochdosierte Antibiotikagabe - Störung im Mineralhaushalt - Dioxin oder polychloriertes Biphenyl in der Muttermilch und mehr als neun Monate langes Stillen - Frühgeburt und Sauerstoffmangel bei der Geburt oder später - Respiratorische Erkrankungen in der frühen Kindheit (Asthma bronchiale, rezidivierende Bronchitiden) - Infektionskrankheiten wie Diphterie, Scharlach, Mumps und Masern während der ersten drei Lebensmonate - Zöliakie - Vitamin-D-Defizit oder auch Nahrungs- zusätze Studien an Ratten hatten einen Zusammen- hang zwischen Bisphenol A und MIH nahegelegt [Jedeon et al., 2013; Jedeon et al., 2014]. Eine vorrangige Ursache konnte bislang allerdings nicht identifiziert werden. Diagnostik Hypomineralisationen an den Sechsjahr- Molaren können nach Wetzel und Reckel [Wetzel und Reckel, 1991] in drei Schwere- grade eingeteilt werden: Schweregrad 1 (leicht) : Molaren mit Schweregrad 1 weisen einzelne weiß-cremige abgegrenzte Opazitäten im Bereich der Kaufläche und/oder der Höcker/ des oberen Kronendrittels ohne Substanz- verlust auf. Schweregrad 2 (mittel) : Bei Schweregrad 2 erfassen die Opazitäten fast alle Höcker und das obere Kronendrittel mit geringem Substanzverlust. Schweregrad 3 (schwer) : Dieser ist durch großflächige gelb-braune Verfärbungen mit Defekten der Kronen- morphologie aufgrund ausgeprägter Schmelzverluste gekennzeichnet. Alle Schweregrade können mit oder ohne Beteiligung der Schneidezähne auftreten. Die Verteilung auf die einzelnen Schwere- grade ist annähernd identisch. Ebenso sind Mädchen und Jungen gleichermaßen be- troffen (Tabelle 1). Beschreibung Umschriebene Opazitäten Die betroffenen Zähne zeigen eine klar abgegrenzte Opazität an den Okklusal- und Bukkalflächen der Zahnkrone. Die Defekte variieren in Form und Größe. Die Farbe kann weiß, cremefarben oder gelb-bräunlich sein. Die Defektgröße kann vernachlässigbar klein sein oder nahezu die gesamte Zahnkrone umfassen. Es wird empfohlen, Hypomineralisationen mit einer Größe < 1mm nicht zu erfassen. Schmelzeinbruch Der Mineralgehalt von umschriebenen Opazitäten variiert. Schwer betroffene Schmelzanteile, die Kaukräften ausgesetzt sind, können einbrechen, zu einer Dentinexposition führen und rasch Karies entwickeln. Atypische Restaurationen (= Restaurationen nicht an Kariesprädilektionsstellen) Erste bleibende Molaren und Inzisiven mit Restaurationen, die eine ähnliche Ausdehnung wie umschriebene Opazitäten aufweisen, sollten als betroffen bewertet werden. Extrahierte Zähne Diese Zähne können nur bei Vorliegen von umschriebenen Opazitäten an anderen ersten bleibenden Molaren als MIH definiert werden. Andernfalls ist es nicht möglich, eine MIH zu diagnostizieren. Tabelle 1; Quelle: Gronwald, ZFZ Stuttgart Klinisches Bild Alle Fotos: Gronwald 80 Zahnmedizin

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