Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18
zm 108, Nr. 18, 16.9.2018, (2094) rationsfähigkeit des Kindes und auch mit einem höheren Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Teilweise ist eine Behandlung in Narkose un- umgänglich, wenn die Schmerzausschaltung – sei es Füllungstherapie oder Präparation – mit lokaler Anästhesie nicht möglich ist. Sollte eine lokale Schmerzausschaltung an diesen Zähnen nicht möglich sein, bietet die Behandlung mit Lachgas leider oft keine Alternative. Dies wäre allenfalls eine Sedie- rung, die jedoch einen vergleichbaren Auf- wand wie eine Narkose bedeutet (Anästhe- sist, Aufwachraum, Monitoring etc.) – aller- dings mit erhöhtem Risiko (unklare Dosis/ Wirkung, ungesicherte Atmung etc.). Patientenfall 1: Anamnese: Der vierjährige Junge stellte sich erstmals im Mai 2008 mit seinen Eltern aufgrund einer Überweisung vom Hauszahn- arzt im Zahnmedizinischen Fortbildungs- zentrum (ZFZ) Stuttgart vor. Aufgrund einer notwendigen Herzoperation wegen eines angeborenen Herzfehlers (mit der möglichen Komplikation eines intraoperativen Herz- infarktes) wurde die Zahnsanierung in Intubationsnarkose (ITN) beim Hauszahn- arzt vom Anästhesisten abgelehnt und sollte nun in Zusammenarbeit mit dem ZFZ (Zahn- arzt) und dem Klinikum Stuttgart Olga- hospital* (Anästhesie und Überwachung) stattfinden. Ausgangsbefund: Während der extra- orale Befund unauffällig war, zeigte der intraorale Befund ein kariöses Milchgebiss (Abbildungen 1 und 2). Behandlungsphase im ZFZ: Im Juni 2008 fand die Milchzahnsanierung in ITN statt. Dabei wurden die Füllungs- therapie sowie eine Pulpotomie durch- geführt. Anschließend wurde der Patient zur regelmäßigen Kontrolle und Intensiv- prophylaxe wieder an den Hauszahnarzt zurücküberwiesen. Zweiter Befund nach drei Jahren: Im April 2011 stellte sich der Patient erneut im ZFZ vor. Mittlerweile war der Patient sie- ben Jahre alt und im beginnenden Wechsel- gebiss zeigten sich Schmelzhypoplasien der Sechsjahresmolaren (Abbildungen 3 bis 5). Da die Zähne starke Empfindlichkeiten und zunehmende Substanzverluste trotz ver- suchter Fissurenversiegelungen aufwiesen, hat der Hauszahnarzt mit den Eltern ent- schieden, diese weiter versorgen zu lassen. Somit wurde der Patient wieder ans ZFZ überwiesen zur erneuten ITN-Behandlung. Therapie: Im ZFZ erfolgte, wie üblich bei entsprechendem Befund, im Anschluss an die Befunderhebung und Einschätzung der Kooperationsbereitschaft des Kindes in Ab- sprache mit den Eltern die individuelle Therapieplanung. Es wurden die zur Verfü- gung stehenden Behandlungsmöglichkeiten besprochen: - Versiegelung betroffener, aber kariesfreier Zähne - Erneuerung vorhandener Fissurenversie- gelungen - Neuaufbau von kleineren Kavitationen mit lichthärtendem Komposit (nach Entfernung kariöser Stellen und hypoplastischer Schmelzanteile) - Je nach Schwere des Befunds muss auch, wie in diesem Fall, als Alternative über die Abbildung 3: Befund bei Wiedervorstellung vom 04.04.2011 Abbildung 2: Rö-Bissflügel rechts und links vom 23.06.2008 Abbildung 1: Ausgangsbefund vom 26.05.2008 82 Zahnmedizin
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