Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 108, Nr. 18, 16.9.2018, (2108) konsequent befolgen, was ihnen vermittelt wurde, praktische Erfahrungen sammeln und zunehmend sicherer in ihren hand- werklichen Fähigkeiten werden. Über die zahnmedizinischen Behandlungen hinaus werden wir auch als „Essensdienst“ tätig: Täglich werden von uns Essensratio- nen (Reis mit Hühnchen und Kartoffeln) an die Patienten des gesamten Krankenhauses ausgegeben. Die Hilfe wird dankbar ange- nommen. Kautabakgenuss führt zu seltenen Krankheitsbildern Zum ersten Mal wird unser Hilfseinsatz durch professionelle Medienunterstützung begleitet. Der mit mir befreundete Kamera- mann Samir Annouri ist ehrenamtlich Mit- glied des Teams. Er filmt und fotografiert die Arbeit. So fließen Emotionen, Gesichter und Schicksale in die Berichterstattung ein, was die Leser und Mitglieder von We.care in Deutschland und weltweit beim Einsatz „näher dabei sein“ lässt. Während der fünf Arbeitstage behandeln wir 64 Patienten. Wir sehen vorwiegend Patienten mit kariösen und/oder zerstörten Zähnen. Besonders kritisch zu bewerten sind die häufig festzustellenden Anfangsstadien von Mundkrebs als Folge des stundenlangen Kauens von Pan oder Gutka (Kautabak mit Betelnuss, Gewürzen etc.). Der Konsum die- ser Genussmittel verursacht unter anderem ein seltenes Bild der Fibromyalgie des M. buccalis; diese führt zu einer fast kompletten Kieferklemme und kann nur durch spezielle chirurgische Behandlungen gelöst werden. Kurz vor dem Abflug aus Karachi besuchen wir das private Waisenhaus IQRA in Karachi. Hier ging es darum, den Zahnstatus der Kin- der festzustellen und zu entscheiden, wer einen Zahnarzt aufsuchen muss. Ergebnis: Die 40 untersuchten Kinder hatten durch- schnittlich weniger Karies als die, die sich im Clifton Medical Center vorgestellt hatten. Es war deutlich zu erkennen, dass dort regel- mäßig Zahnpflege durchgeführt wird. Aber deutlich wurde auch, wie wichtig die Arbeit in den Armenvierteln selbst ist, wo es so gut wie nie zu einem Kontakt mit Zahnärzten kommt. Auch und vor allem, weil zahnärzt- liche Behandlungen schlicht nicht bezahl- bar sind für die Armen und Bedürftigen. Eine erfolgreiche Investition in die Zukunft Fazit: Das Dental Camp in Zusammenarbeit mit Al Mustafa Trust war ein voller Erfolg. Vielen bedürftigen Menschen, die sich teure Zahnbehandlungen nicht leisten können, konnte geholfen werden. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit kontinuierlicher Zahnpflege konnte geweckt werden – bei den Erwachsenen und bei den Kindern. Vor Bereits 2017 hatte Dr. Kashif Chughtai eine Hilfsaktion in Pakistan organisiert – die Erfahrungen ergänzen einander: Da- mals hatte er die Zahnstation des Civil Hospital in Nathia Gali unterstützt, das (mit sehr begrenzten Mitteln) circa 600.000 (!) Menschen erstversorgen soll. Das Hospital, so Chughtai, habe zwar 2016 durch eine Spende eine Behand- lungseinheit erhalten, diese habe „aber wegen unsicherer Stromversorgung, fehlender Teile [...], aber auch wegen Defiziten bei Kenntnissen und Fähigkeiten des vorhandenen Personals ausschließlich als Sitzgelegenheit zum Extrahieren“ ge- dient. Auch würden dem Hospital von übergeordneten Stellen keinerlei finan- zielle Mittel zur Verfügung gestellt. „Was gebraucht wird, muss durch das Personal beschafft und bezahlt werden. Dazu kommt, dass Patienten für die Leistungen des Hospitals nichts bezahlen.“ Im Civil Hospital in Nathia Gali habe Zahn- behandlung daher bisher ausschließlich Extraktion bedeutet. Denn das Personal sei wenig qualifiziert und mittellos, dabei aber ausgesprochen lernbereit. „Es bedarf viel Aufwands, zu erklären, dass schmerzende Zähne durchaus erhalten werden können“, sagt Chughtai. Mangelnde Stromversorgung Immer wieder ein großes Problem: die (mangelhafte) Stromversorgung Alle Fotos: Samir Annouri Die Patienten bei der Zahnbehandlung: vom 4-jährigen Kind bis zum 91-jährigen Senior 96 Gesellschaft

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