Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 108, Nr. 19, 1.10.2018, (2258) „Zwischen 13 und 17 Uhr waren sage und schreibe circa 650 Personen gekommen“, erinnert sich Schneeweiß. Im Halbstunden- rhythmus wurden sie durch die Praxis ge- führt, begleitet von Informationen rund um die Sanierung des Objekts. Das Haus hatte der Unternehmer Martin Steudner inklusive Seitengebäude und Gartenhaus 1894 bis 1898 durch den Architekten Michael Köberlein errichten lassen. Nicht nur in Gera ist das Gebäude unter dem Namen „Villa Steudner“ ein Begriff. Schneeweiß ist seit 25 Jahren in Gera-Lusan, einer typischen DDR-Plattenbausiedlung, niedergelassen. Dort wurden auf dem Dach eines Supermarkts zahlreiche Praxen unter- schiedlicher Fachrichtungen im Sinne einer Poliklinik eröffnet. „An sich hätte ich auch dort meine voraussichtlich 13 Jahre bis zur Rente gut weiterarbeiten können, wenn ich nicht täglich auf dem Weg zur und von der Arbeit an der langsam verwahrlosenden Villa vorbei- fahren hätte müssen“, sagt der Zahnarzt. Immerzu schielte ich nach dem Haus „Dabei sah ich manchmal den alten Besitzer mit einer blauen Arbeitsjacke und Basken- mütze, der seine Einkäufe mit einem Hand- wagen aufs verwildernde Grundstück fuhr. Hin und wieder wurde Essen geliefert, der Bewohner war schon weit über 80, seine Frau bereits im Pflegeheim. Er nahm das Essen immer vorn am Tor in Empfang. Die Zeit verging, bei jedem Vorbeifahren schielte ich nach dem Haus, abends brannte nur sel- ten Licht, und wenn, dann maximal mit der Intensität einer 25-Watt-Glühbirne. Irgend- wann war auch davon nichts mehr zu sehen. Der Eigentümer wohnte mittlerweile im Pflegeheim bei und mit seiner Frau und ich ärgerte mich, den Herrn nie angesprochen zu haben ...“ Dann eines Tages, bei einem Einkaufs- bummel durch die Stadt, sah Schneeweiß, wie im Schaufenster eines Immobilienbüros das Exposé vomObjekt der Begierde prangte. Dann ging alles schnell: „Der Besichtigung folgte alsbald der Notarvertrag, schließlich sollte mir niemand zuvorkommen, ich wollte mich in diese Aufgabe stürzen. Vielleicht wollte ich auch der Plattenbausiedlung ent- fliehen, aber ich denke eher, dass mich bei der Besichtigung der alten Villa ein Sanie- rungsdrang durchströmte, wie er Zahnärzte ergreift, die eines stark kariösen Gebisses an- sichtig werden.“ Die Raumaufteilung war ihm im Kopf schnell klar: „Zwei Sprechzimmer im Hochparterre, Praxis unter Denkmalschutz Vom Sanierungsdrang durchströmt Ein stark kariöses Gebiss ist wie ein Imperativ: Saniere! Bohre! Fang an! So ging es dem Geraer Zahnarzt Dr. Albrecht Schneeweiß, als er eine heruntergekom- mene Villa sah. Jetzt richtet er dort seine Praxis ein – beim diesjährigen Tag des offenen Denkmals konnte das Gebäude am 9. September bestaunt werden. Die Villa, wie sie Schneeweiß gekauft hat, von der Hofseite aus gesehen. Alle Fotos: Schneeweiß Hunderte Besucher wollten sich am Tag des offenen Denkmals das Ergebnis der Renovierungsarbeiten ansehen. Das gesamte Praxisteam rund um Dr. Schnee- weiß freut sich darauf, Patienten in den neuen Räumen begrüßen und behandeln zu können. 102 Gesellschaft
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