Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 108, Nr. 19, 1.10.2018, (2170) Prof. Dr. Reinhard Hickel, München, ist im ständigen Ausschuss Wissenschaft (Science) aktiv und leitet das Dental Material Task Team (DMTT): Welche Beschlüsse der FDI-General- versammlung wurden im Wissen- schaftsausschuss vorbereitet und welche Bedeutung haben sie? Im DMTT und Science Committee wurden unter meiner Federführung auftragsgemäß Policy Statements (PS) zum Amalgam- Phase-down und zu Nanopartikeln erar- beitet, die beide in Buenos Aires von der FDI-Generalsversammlung verabschiedet wurden. Nanopartikel sind bei ihrer Ein- führung in die restaurative Zahnmedizin vor 15 bis 20 Jahren hochgelobt worden, nun aber – wie fast zu erwarten nach dem Hype – werden Bedenken wegen Neben- wirkungen diskutiert. Hier haben wir eine Risikoabschätzung vorgenommen und auch einen umfangreichen Übersichts- artikel zu diesem Thema im hochrangigen Journal „Dental Materials“ publiziert. Eine Kurzversion davon hat dann das IDJ (International Dental Journal) im Jahr 2018 abgedruckt. Im vergangenen Jahr haben Sie in Madrid angekündigt, dass das Policy Statement „Amalgam Phase-down“ von Ihrem Ausschuss vorbereitet werde, um in Buenos Aires ver- abschiedet zu werden. Das ist ja auch mit überwältigender Mehrheit geschehen. Ist der Beschluss so, wie Sie ihn sich gewünscht haben? Der Beschluss, den wir erarbeitet hatten, wurde in Buenos Aires nochmals modifi- ziert, da Japan und Europa, insbesondere Skandinavien, gegenüber Amerika unter- schiedliche Sichtweisen hatten. Letzt- endlich habe ich nach mehreren Gesprächen mit US-Vertretern und anderen Ländern eine For- mulierung gefunden, die unsere Position weitestgehend beibehält und auch die anderen zufrieden- gestellt hat. Dies wurde dann von allen Vertretern begrüßt und in der General Assembly zugestimmt. Was steht für San Francisco aus dem Dental Material Task Team an? Für San Francisco haben wir den Auf- trag, wissenschaftliche Stellungnahmen zu „Repair of Restorations“ und zur Erstver- sorgung von Läsionen („initial lesions and first restorative treatment“) vorzulegen. Das ist exakt aufbauend auf dem Amalgam-Phase-down-Statement, in dem empfohlen wird, bei Erstversorgungen zukünftig möglichst kein Amalgam mehr zu verwenden. ? ? ? Interview mit Prof. Reinhard Hickel Dr. Michael Sereny, Hannover, ist Vor- sitzender des Ausschusses Zahnärztliche Praxis (Dental Practice). Welche Stellungnahmen wurden für die Generalversammlung in Buenos Aires von Ihrem Ausschuss erarbeitet? Vom Dental Practice Committee wurden in diesem Jahr drei Stellungnahmen zur Abstimmung in der Generalversammlung erarbeitet: 1. Dental Health Related Apps – eine Stellungnahme, die Anfor- derungen an Apps mit zahnärzt- lichem Bezug formuliert. 2. Dentistry and Sleep-related Breathing Disorders – eine Stellung- nahme zur Rolle der Zahnärzteschaft in der Prävention, Früherkennung und Behand- lung von schlafbedingten Atemstörungen, angefangen vom Schnarchen bis hin zu lebensbedrohlichen Atemaussetzern im Schlaf. 3. (Deep) Dentin Caries and Restorative Care – eine Stellungnahme, die den Para- digmenwechsel von der völligen Karies- entfernung hin zur vorsichtigen Erhaltung der Pulpa beschreibt, selbst unter Belas- sung des kariösen Dentins bei symptom- losen Zähnen mit der Möglichkeit einer dichten Restauration. Sie haben das Projekt OHO-Survey (Oral Health Observatory) mit ins Leben gerufen. Was ist darunter zu verstehen und welche Ziele sind damit verbunden? Nicht alle Länder können sich solch umfassende Mundgesundheits- studien wie die DMS V leisten. Mithilfe einer App auf Tablets werden aktuell in elf Ländern, darunter etwa China, Indien oder Costa Rica, Daten zur Mundgesundheit in Praxen erhoben. Damit können nicht nur auf relativ einfachem Weg Daten zur Mundgesundheit erhoben und ausgewertet werden, sondern sie sind auch weltweit ver- gleichbar. Nach der Pilotstudie 2014/2015 beteiligt sich die BZÄK auch diesmal wieder an diesem Projekt. Neues Handbuch zur Ethik in der Zahnmedizin Ein langjähriges Projekt fand in Buenos Aires seinen Abschluss: die Herausgabe der zweiten Auflage des „Dental Ethics Manual 2“. Das neue Handbuch ist kein Update, sondern wurde komplett neu ge- schrieben und basiert auf einer Stellung- nahme der FDI aus dem Jahr 2015 in Bangkok zur Förderung der Ethik in der Zahnmedizin. Ein internationales Experten- team, darunter Dr. Michael Sereny aus Hannover, arbeitete drei Jahre an dem Handbuch, um eine umfangreiche Be- schreibung der ethischen Anforderungen an die Zahnmedizin abzubilden. Das neue Handbuch fokussiert zwei Hauptzielgruppen: 1. den Zahnarzt als Praktiker und 2. Studenten der Zahn- medizin und ihre Ethik-Lehrer. Der neue Ansatz zielt nicht auf eine Wiedergabe ethischer Herausforderungen in der Praxis oder liefert ein theoretisches Fundament, sondern will zu ethischen Überlegungen anregen, bei der Entwicklung einer ethischen Analyse unterstützen und zur ethischen Diskussion in der Zahnarzt- praxis, der Klinik oder im Hörsaal anregen. Die neue Auflage kann kostenfrei herun- tergeladen werden von FDI-Webseite: https://www.fdiworlddental.org/resour ces/manuals/dental-ethics-manual-2 ? ? Interview mit Dr. Michael Sereny Porträt: privat Porträt: ZKN 14
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