Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 108, Nr. 19, 1.10.2018, (2180) Die Entwicklung der Altersstruktur der Be- völkerung in Deutschland zeigt eine ten- denzielle Abnahme der Zahl der bis zu 20-Jährigen, eine Zunahme der Zahl der über 65-Jährigen und auch eine Zunahme der Zahl der über 80-Jährigen. Während im Jahr 2013 die Bevölkerung zu 18 Prozent aus Kindern und Jugendlichen unter 20 Jah- ren bestand, wird – sofern sich die bisherige Entwicklung fortsetzt – der Anteil der unter 20-Jährigen auf 16 Prozent im Jahr 2060 sinken. Der Anteil der 20- bis 64-Jährigen wird von 49,2 Millionen Menschen im Jahr 2013 auf 44 bis 45 Millionen im Jahr 2030 abnehmen. Man erwartet, dass im Jahr 2060 ungefähr 38 Millionen Menschen zwischen 20 und 64 Jahren alt sein werden (-23 Prozent). In Deutschland betrug der Anteil der 80-Jährigen und Älteren im Jahr 2013 4,4 Millionen (5,4 Prozent der Bevöl- kerung). Die Zahl der Hochbetagten wird im Jahr 2050 ungefähr 10 Millionen Menschen betragen und bis 2060 auf 9 Millionen ab- nehmen. Erwartet wird, dass in 50 Jahren je- der Achte – das entspricht einem Bevölke- rungsanteil von 13 Prozent – 80 Jahre und älter sein wird [Pötsch und Rössger, 2015]. Diese demografische Entwicklung ist abseh- bar mit steigenden Herausforderungen bei der zahnmedizinischen Betreuung älterer bis hochbetagter Patienten verbunden. Modellrechnungen zur Veränderung der Prävalenz bestimmter chronischer Erkran- kungen prognostizieren unter anderem eine Zunahme von Demenzerkrankungen um etwa 34 Prozent, Herzinsuffizienz (+27 Pro- zent), M. Parkinson (+27 Prozent), Nieren- insuffizienz (+23 Prozent), Zustand nach Apoplex (+21 Prozent) und ischämischer Herzkrankheit (+21 Prozent) [Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, 2013]. Es handelt sich um Erkrankungen, die einerseits wegen ihres koinzidenten Auftretens bei einem Patienten, andererseits auch wegen der zu deren Behandlung eingesetzten verschie- denen Medikamente bei geplanten oral- chirurgischen Interventionen durch eine geeignete Therapieplanung, -durchführung und posttherapeutische Betreuung beachtet Multimorbidität und Polypharmazie in der Oralchirurgie Joachim Jackowski, Korbinian Benz, Gerhard Wahl, Frank Peter Strietzel Die Versorgung multimorbider Patienten kann eine außergewöhnliche fachliche und zeitliche Herausforderung darstellen. Dabei ist die Abschätzung des zahn- ärztlich-chirurgischen Risikos bei Multimorbidität und Polypharmazie aufgrund der spärlichen Datenlage schwierig. Der vorliegende Beitrag ist als Anstoß gedacht – zur Erarbeitung wissenschaftlicher Empfehlungen zur zahnärztlich- chirurgischen Behandlung bei hochprävalenten Multimorbiditätsclustern. Foto: Joachim Jackowski 24 Herausforderung Multimorbidität

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