Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 108, Nr. 19, 1.10.2018, (2188) weisen alle Berufsordnungen explizit auf die Überweisungspflicht in ärztlicher Eigen- verantwortung hin. Schlussfolgerungen Die Versorgung multimorbider Patienten kann eine außergewöhnliche fachliche und zeitliche Herausforderung im zahnärztlich- chirurgischen Behandlungsalltag darstellen. Die Sicherheit der Arzneimitteltherapie ist zu gewährleisten – vor allem im Hinblick darauf, dass sich die Wirkungen und die Metabolisierung vieler Medikamente mit zunehmendem Lebensalter verändern und die Anzahl der benötigten Medikamente bei Multimorbidität zunimmt. Zudem müssen potenziell gefährliche unerwünschte Arznei- mittelwirkungen identifiziert und vermieden werden. Besonders herausfordernd ist die Bewälti- gung von Koordinationsaufgaben. Schnitt- stellenprobleme zeigen sich in der Zusam- menarbeit mit Fachärzten, Krankenhäusern und sozialen Diensten insbesondere bei der Medikation. Die Abschätzung eines zahn- ärztlich-chirurgischen Risikos bei Multi- morbidität und Polypharmazie ist aufgrund der spärlichen Datenlage schwierig, da prospektive, longitudinale Studien mit Patientenkollektiven unter hochprävalenten Multimorbiditätsclustern fehlen. Dies sollte Auftrag sein, trotz oder gerade wegen der Komplexität der Thematik multizentrische Studien zur oralchirurgischen Behandlung von multimorbiden Patienten mit Poly- medikation zu initiieren. Retrospektiven Datenerhebungen und -analysen von Patienten mit Multimorbidität und Multi- medikationen nach oralchirurgischen Inter- ventionen unter dem Aspekt der Entstehung von postoperativen Komplikationen kommt hier ebenfalls eine besondere Bedeutung zu. Der vorliegende Beitrag ist daher auch als Anstoß gedacht zur Erarbeitung einer wissen- schaftlichen Stellungnahme oder Leitlinie zur zahnärztlich-chirurgischen Behandlung bei hochprävalenten Multimorbiditäts- clustern (zum Beispiel kardiovaskuläres oder metabolisches Cluster, Cluster Angst – Depression – somatoforme Störungen und Schmerz, Cluster neuropsychiatrische Erkrankungen [Schafer, von Leitner et al., 2010]), um den typischen Behandlungs- herausforderungen dieser Patientengruppen gerecht zu werden. Univ.-Prof. Dr. Joachim Jackowski Leiter Abteilung für Zahnärztliche Chirurgie und Poliklinische Ambulanz, Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Fakultät für Gesundheit Universität Witten/Herdecke Alfred-Herrhausen-Str. 45 58448 Witten Dr. Korbinian Benz, MHBA Oberarzt Abteilung für Zahnärzt- liche Chirurgie und Poli- klinische Ambulanz, Department für Zahn-, Mund- und Kieferheil- kunde, Fakultät für Gesundheit Universität Witten/Herdecke Alfred-Herrhausen-Str. 45 58448 Witten Univ.-Prof. Dr. Gerhard Wahl Direktor der Poliklinik für Chirurgische Zahn-, Mund- und Kieferheil- kunde Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferkrank- heiten der Universität Bonn Welschnonnenstr. 17 53111 Bonn PD Dr. Frank Peter Strietzel Oberarzt Bereich Oralmedizin, zahnärztliche Röntge- nologie und Chirurgie Charité Centrum 3 für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Charité – Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4–6 14197 Berlin Abbildung 2: Therapiestrategien im Kontext Multimorbidität und zahnärztliche Chirurgie (KI = „Kontraindikation“; LA = „Lokalanästhesie“) Quelle: Joachim Jackowski, Korbinian Benz, Gerhard Wahl, Frank Peter Strietzel (modifiziert nach: Rixecker, Kleemann et al., 1985) Alle Porträts: privat Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 32 Herausforderung Multimorbidität
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