Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 108, Nr. 19, 1.10.2018, (2192) Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen Parodontitis und der Aktivität der Kaumuskeln – also der Hauptmuskulatur, die am Kauen beteiligt ist. Gefragt wurde insbesondere, ob unwillkürliches Zähne- knirschen und Kieferpressen – Bruxismus – mit Parodontitis und ihrer Entwicklung assoziiert ist. Für die Studie führten Prof. Shogo Minagi und Dr. Seiya Kato von der Universität Okayama detaillierte Messungen der Masseter-Muskelaktivität bei Parodontitis- patienten durch. Sie stellten fest, dass ein Zusammenhang zwischen nicht-funktionel- lem Zähneknirschen und der Schwere der Parodontitis besteht. Im Ergebnis war die Dauer der nicht-funk- tionalen (das heißt nicht mit Essen oder Sprechen verbundenen) hochintensiven Muskelbewegungen bei den Teilnehmern der MSP-Gruppe signifikant länger. Dieser Befund galt sowohl für das Wach- als auch für das Schlafregime. Die Wissenschaftler folgerten daher, dass die „Masseter-Muskel- aktivität mit der Schwere der Parodontitis in Verbindung stehen könnte“, aber sie be- tonen, dass eine Kausalität – Bruxismus führt zu Parodontitis – nicht aus der Studie ge- schlossen werden kann. Dabei weisen sie auch auf Einschränkungen ihrer Studie hin: Orale Zustände wie fehlende Zähne oder die Verwendung von heraus- nehmbaren Teilprothesen wurden nicht berücksichtigt, und die Möglichkeiten des ambulanten Oberflächen-Elektromyografie- Aufbaus waren begrenzt. ck Seiya Kato, Daisuke Ekuni, Shigehisa Kawakami, Acing Habibi Mude, Manabu Morita, Shogo Minagi: Relationship between severity of periodontitis and masseter muscle activity during waking and sleeping hours. Archives of Oral Biology, 2018 Jun ; 90 : 13–18, DOI: 10.1016 / j.archoralbio.2018.02.021. Japanische Studie Bruxismus verschlimmert Parodontitis Forscher der Okayama University in Japan fanden heraus, dass ein Zusammen- hang zwischen unwillkürlichem Zähneknirschen und Parodontalerkrankungen besteht: Bruxismus Die Studie wurde so ausgestaltet, dass sie den Forschern über einen aus- reichend langen Zeitraum Tag und Nacht Informationen über die Aktivität des Kaumuskels lieferte. Eine Gruppe von 31 Personen wurde ausgewählt; 16 von ihnen hatten keine oder eine leichte Parodontitis („NMP“-Gruppe), 15 eine moderate bis schwere Paro- dontitis („MSP“-Gruppe). Jeder Teilnehmer wurde mit einem ambulanten tragbaren Gerät ausge- stattet, das die Muskelaktivität über die Oberflächen-Elektromyografie maß. Das heißt, Elektroden wurden auf der Haut über demMuskel platziert, wobei jede Muskelbewegung ein elektrisches Signal auslöste, das aufgezeichnet wurde. Die Teilnehmer mussten ein Tagebuch führen, so dass die Muskelaktivität beim Essen – wie auch die Sprach- aktivität durch ein an den Elektroden angebrachtes Mikrofon – herausgefil- tert werden konnte. Studiendesign Die Elektromyografie (EMG) ist eine medizinische Technik zur Erfassung der elektrischen Aktivität, die aus den Ske- lettmuskeln resultiert. Bei der Oberflä- chen-EMG werden die Elektroden, die die elektrische Aktivität aufnehmen, auf der Haut platziert, im Unterschied zur intramuskulären EMG, bei der die Elektrodennadeln direkt in den Muskel unter der Haut eingeführt werden. In der hier beschriebenen Studie wur- den Oberflächen-EMG verwendet, um die Aktivität des Kaumuskels bei einer Patienten mit Parodontitis verschiede- ner Schweregrade zu erkennen – mit dem Ziel, den Zusammenhang zwi- schen unwillkürlichem Zähneknir- schen (Bruxismus) und dem Grad der Parodontitis zu erforschen. Elektromyografie Die kumulative Dauer der Masseter-Muskel- aktivität zeigt höhere Werte bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Parodontitis. Bruxismus ist offenbar ein Risikofaktor für die Parodontitis- progression. Foto: adobe-stock - bidaya 36 Zahnmedizin

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