Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 108, Nr. 20, 16.10.2018, (2306) als ihre männlichen Kollegen. Dem ist ja definitiv nicht so. Wer legt die Qualifikation beziehungsweise die Kompetenz für ein Amt fest? Solange nicht definiert ist, welche Qualifikationspunkte ein Bewerber für ein standespolitisches Amt haben muss, können wir den Hinweis, Frauen seien weniger qualifiziert, nicht akzeptieren. Es bleibt der Geruch von Willkür und Kungelei. Die Quote ist primär erst einmal Mittel zum Zweck. Niemand mag Quote, wir haben das in unserem Vorstand auch kontrovers diskutiert, kamen aber schon bei der inhalt- lichen Abstimmung in der Gründungsversammlung zu dem überein- stimmenden Ergebnis, dass sich ohne eine Quote in naher Zukunft nichts ändern wird. Frauen in Führungspositionen verweisen gern da- rauf, dass ihre Leistungen eben ausschlaggebend waren – das ist auch so, und diese Chance, dass Leistung zählt, sollen andere engagierte und grundsätzlich qualifizierte Kolleginnen auch haben. Wenn das eingespielt ist und Frauen in der Standespolitik normal und selbstver- ständlich sind, wird die Quote zweitrangig. In Ihrer Pressemitteilung zur Forderung nach einer Übergangsquote heißt es: „Kolleginnen, die sich für standes- politische Mitarbeit interessieren, erlebten nicht selten Rahmenbedingungen, die das ursprüngliche Engagement ausbremsen.“ Bitte benennen Sie diese „ausbremsenden Rah- menbedingungen“. Ausbremsende Rahmenbedingungen sind zum Beispiel zeitaufwendi- ge und zu ungünstigen Zeiten stattfindende Sitzungen. Auch finden die Sitzungen häufig in Räumlichkeiten statt, wo eine Kinderbetreu- ung unmöglich wäre oder Kinder gar unerwünscht sind. In Führungs- ? positionen wird eine langjährige standespolitsche Erfahrung voraus- gesetzt, die natürlich eine Zahnärztin, die Praxis und Familie verein- baren muss, mit Schwangerschafts-Ausfallzeiten zum Beispiel, so nicht erfüllen kann. Ein männlicher Kollege, dessen Ehefrau ihm den Rücken freihält, hat es da schon wesentlich einfacher. Aber wir haben in den vielen zurückliegenden Jahren auch gesehen, dass eben kei- neswegs immer „langjährige standespolitische Erfahrung“ ausschlag- gebend war, wenn ein Amt übertragen wurde, sondern es auch aus- geguckte Nachfolger gab, die ihre Erfahrung erst im Amt sammelten. Das können die Kolleginnen ebenso. Und wir sind sicher, dass mit der jüngeren Generation an Standespolitikern die gefühlte Ungleich- behandlung zugunsten transparenter Strukturen aufhören wird. Zu den Rahmenbedingungen gehört auch, dass Kollegen meinten, es brauche keine Zahnärztinnen in der Standespolitik, die Männer däch- ten für die Kolleginnen ja schon mit. Das ist sicher lieb gemeint, aber faktisch daneben: Zahnärztinnen bringen Expertise mit ein in die standespolitische Arbeit, die Männern fehlt. Zusammen sind wir stär- ker, und Diversität ist der Garant für stete Weiterentwicklung. Darum bringen wir uns auch ein – die Zukunft der Zahnmedizin muss auch für die Kolleginnen passen. Und diese können durchaus auch selber denken … Wie überzeugen Sie männliche Zahnärzte davon, mehr weibliche Vertreter in standes- und/oder berufspolitische Funktionen zu wählen? Eigentlich sollten die männlichen Kollegen nicht davon überzeugt werden müssen, sondern es sollte in einer funktionierenden modernen ? Die Gründungsmitglieder des VdZÄ Foto: privat 14 Politik
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