Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 108, Nr. 20, 16.10.2018, (2314) Im Menschen kommen auf eine Körperzelle rund zwei Bakterien. Allein dieses quantitative Verhältnis zeigt, welchen enormen Einfluss diese Kleinstlebewesen auf die Funktion des menschlichen Organismus entfalten können. Nach dem Darm – hier leben rund 99 Prozent aller Bakterien des Menschen – beherbergt der Mundraum mit einer ge- schätzten Menge von zehn Milliarden Bak- terien ein bedeutendes Reservoir an Mikro- organismen. Das orale Mikrobiom ist in der Kariologie und in weit komplexeren Zusam- menhängen auch in der Parodontologie zum Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung geworden. Hier stehen nicht nur die lokalen Wirkungen des durch Keime verursachten entzündlichen Geschehens im Mundraum im Fokus, sondern darüber hinaus die systemischen Wechselwirkungen zu Allgemeinerkrankungen. Bakterien bilden auf Oberflächen Biofilme. Betroffen sind nicht nur die Oberflächen des natürlichen Zahnes, sondern prinzipiell alle, die nicht a priori antibakterielle Eigen- schaften besitzen. Hierzu zählen die meisten gängigen Materialien der Prothetik wie Metallkeramik, Keramik, bestimmte Metall- legierungen für Kronen und Brücken und auch Titan für Implantate. Da Implantate für den Einheilungsprozess möglichst bio- kompatibel gestaltet werden müssen, fin- den Bakterien auf deren Oberflächen vergleichsweise günstige Bedingungen für eine Besiedelung. Seit dem Einzug der Implantologie in den zahnmedizinischen Alltag sind 20 bis 30 Jahre vergangen. Die zunehmende Lang- zeiterfahrung mit implantatgetragenem Zahnersatz zeigt nun vermehrt auch Spät- komplikationen. Dabei handelt es sich zumeist um eine Periimplantitis, eine Entzündung der periimplantären Mukosa mit einem Abbau Periimplantitis und deren Prävention Bernd Stadlinger, Søren Jepsen, Hendrik Terheyden Der computeranimierte Wissenschaftsfilm „Periimplantitis und deren Prävention“ ist der sechste in der Filmreihe „Kommunikation der Zellen“. Er zeigt die biologischen Hintergründe der Entstehung und Progression einer Periimplantitis und beleuchtet detailliert die weitreichende Bedeutung des Mikrobioms für die Immunabwehr. Bakterielle Besiedlung des periimplantären Sulkus Alle Abbildungen: Quintessenz Verlags-GmbH 22 Kommunikation der Zellen
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