Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 108, Nr. 20, 16.10.2018, (2320) Der Erwartungshorizont der Zuhörer war klar gesetzt – neue MVZs, aggressive Kapital- geber, Arbeitsbedingungen für Zahnärzte und strukturelle Probleme auf dem Land. Schinnenburg, der zuvor auch Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft war, verdeut- lichte in seinem Eingangsstatement mit Blick auf die politische Diskussion in Berlin den Standpunkt seiner Partei: „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit der flächen- deckenden zahnmedizinischen Versorgung durch niedergelassene Zahnärzte in eigener Praxis gemacht. Natürlich lehnen wir Freien Demokraten neue Versorgungsformen nicht grundsätzlich ab. Wir wollen allerdings, dass alle Anbieter gleiche Chancen haben. Das ist derzeit zwischen MVZs und niedergelassenen Zahnärzten nicht der Fall.“ Damit waren die Beweggründe der Podiums- diskussion definiert. Steinmeier eröffnete den Abend mit ihrem Statement und erläu- terte die Pläne der von der Jacobs Holding gegründeten Zahnarzt-Kette. „Die Colosse- um Dental Deutschland GmbH möchte an- gesichts der demografischen Entwicklung, des Fachkräftemangels, des medizinisch- technischen Fortschritts, des sich verän- dernden Rollenbilds des Heilberuflers und der künftigen Finanzierung des Gesund- heitswesens diesen Herausforderungen mit ihrem zukunftsorientierten Konzept des Praxisverbunds begegnen und einen nach- haltigen Beitrag zur flächendeckenden zahnmedizinischen Grundversorgung in Deutschland leisten.“ Sie betonte: „Wir set- zen nicht auf schnelle Rendite, sondern auf eine nachhaltige Weiterentwicklung des Dentalmarkts.“ Und setzte abschließend noch nach: „Durch unseren Praxisverbund können wir auf viele weitere Synergien zurückgreifen, beispielsweise auch in Be- reichen der Finanzen oder des Einkaufs von medizinischen Geräten.“ „Zahnmedizin wird zur Handelsware“ Man sei ein strategischer Investor, der be- reits im Ausland seit einigen Jahren aktiv sei. So gebe es Colosseum in Skandinavien, Großbritannien, Italien, der Schweiz – und seit ein paar Monaten nun auch in Deutsch- land. Man unterscheide sich von den gro- ßen Fonds, die ebenfalls in Deutschland am Markt seien, durch den Wunsch nach einer nachhaltigen und langfristigen Zusammen- arbeit mit Zahnärzten. Fonds wollten üblicher- weise nach einigen Jahren eine Investition gewinnbringend verkaufen, das sei bei Co- losseum anders. Auch die Versorgung der Bevölkerung auf dem Land sei Colosseum wichtig, man wolle mit „Flagship“-Praxen in den großen Städten und „Satellitenpraxen“ auf dem Land arbeiten. Das Management Von Flagship- und Satelliten-Praxen Fremdkapital meets Freier Beruf Der einzige Zahnarzt im Deutschen Bundestag, Dr. Wieland Schinnenburg (FDP), hatte zu einer Podiumsdiskussion über Fremdkapital-finanzierte MVZ in die alt- ehrwürdige Patriotische Gesellschaft von 1765 eingeladen. Das Thema stieß auf großes Interesse bei den Hamburger Zahnärzten, der Sitzungssaal im Schlag- schatten des Hamburger Rathauses war bis auf den letzten Platz besetzt. Die spannende Diskussion zwischen dem Hamburger Kammerpräsidenten Konstantin v. Laffert und Cornelia Steinmeier, Direktorin der Colosseum Dental Deutschland GmbH, zeigte die Trennlinie zwischen Kapital und Zahnärzteschaft deutlich auf. Das Thema MVZ füllte den Saal in der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg. Die Zuhörer erlebten dann auch eine spannende Diskussion. Fotos: Eisentraut 28 Politik

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