Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 108, Nr. 20, 16.10.2018, (2326) Das Ergebnis einer Studie der Stiftung Münch, die vom Institut für Angewandte Versorgungsforschung (inav) durchgeführt wurde, zeigt: Deutschland hat bei der Im- plementierung der elektronischen Patienten- akte in den vergangenen zwei Jahren weiter an Anschluss an die anderen europäischen Länder verloren und liegt nun auf Platz 13 von 20 untersuchten Ländern. Im Jahr 2016 lag Deutschland noch auf Platz 11. Zur Methodik: Um die Länder miteinander vergleichen und die Entwicklung über die Zeit messen zu können, entwickelten die Forscher eine sogenannte Scorecard, die nach einem Ampelschema den Stand der Implementierung aufzeigt. Dafür wurden Indikatoren erarbeitet, die laut Studien- autoren die „Komplexität der ePA-Imple- mentierung angemessen widerspiegeln“ – dazu zählt beispielsweise der Indikator „Frequenz der Internetnutzung pro Woche“, oder auch der Indikator „Personen, die das Internet in den letzten drei Monaten ge- nutzt haben, um Informationen über die eigene Gesundheit zu erhalten“. Spitzenreiter bleiben die skandinavischen Länder. Dänemark findet sich wie 2016 auf Platz 1, gefolgt von Finnland und Schweden (beide Platz 2). Estland verliert einen Rang und befindet sich auf dem vierten Platz. Die anderen sind besser bei Nutzung und Funktionen Begründet werden die Spitzenpositionen Dänemarks und der weiteren, sehr fortge- schrittenen Länder Finnland, Schweden und Estland außer mit „den hervorragenden infrastrukturellen Voraussetzungen“ (wie der nahezu vollständigen Abdeckung mit Breitbandinternet und einer hohen Internet- affinität der Bevölkerung) insbesondere mit der „Fortschrittlichkeit in Bezug auf Nut- zung, gebotene Inhalte und vorgehaltene Funktionen der jeweiligen ePA“. So sind diese ePA nicht nur auf Gesundheitsdaten beschränkt. Es erfolgt eine Sekundärnut- zung von ePA-Daten und es existieren ver- bindliche Standards zur Interoperabilität. Ferner wird die ePA in allen Krankenhäusern, auch stets in Notaufnahmen, verwendet. Spanien, die Schweiz und das Vereinigte Königreich konnten in den vergangenen zwei Jahren von der gelben in die grüne Gruppe aufsteigen. Das positivere Ab- schneiden Spaniens wird insbesondere mit der mittlerweile guten Verbreitung der ePA im Gesundheitswesen begründet: So ver- wenden gegenwärtig nahezu alle Hausärzte eine ePA und davon wiederum über die Hälfte diese zur Rezeptausstellung. Ebenso nutzen etwa 70 Prozent der spanischen Fachärzte eine ePA. Das Vereinigte Königreich, das im Ranking den größten Sprung um sieben Ränge machte, konnte insbesondere durch infra- strukturelle Faktoren punkten, beispiels- weise aufgrund einer hohen (E-)Gesund- heitskompetenz und einem geringen Anteil älterer Ärzte auf der einen Seite sowie ver- besserten spezifischen Vorschriften für die Inhalte der ePA, wie die Aufführung durch- geführter Prozeduren oder den Zugang zur eigenen ePA, auf der anderen Seite. Nur das Breitbandinternet wurde bei uns besser Den elften Platz teilen sich die Niederlande (keine Veränderung gegenüber 2016) und Österreich (Verschlechterung um drei Plätze). Auf Platz 13 folgen Belgien (Verschlechte- rung um drei Ränge), Litauen (Verschlechte- rung um zwei Plätze) und Polen (Verbesse- rung um fünf Plätze). Ebenso auf Rang 13 liegt Deutschland, das im Vergleich zur Untersuchung von 2016 um zwei Plätze im Ranking abfällt und damit gerade so nicht in die rote, wenig fort- geschrittene Gruppe abrutscht. Außer einer Verbesserung des Breitbandinternets konnte die Bundesrepublik keine Verbesserungen bei den anderen Indikatoren aufweisen. „Deutschland wurde von anderen Ländern überholt: Länder, bei denen es klare Vorga- ben für die Gestaltung der ePA, den Zugang der Bürger zur ePA und die Art der Daten- nutzung gibt. Und Länder, in denen die ePA immer häufiger von Krankenhäusern, Not- aufnahmen und niedergelassenen Ärzten verwendet wird“, fasst Stephan Holzinger, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Münch, die Ursachen für das Zurückfallen Deutsch- lands im europäischen Vergleich zusammen. „In Deutschland [...] ist außer einem schlep- penden Ausbau des Breitbandinternets [...] wenig passiert. Es mangelte hierzulande bis dato an klaren, verlässlichen konzeptionellen Vorgaben der Politik.“ Schlusslichter sind Italien, Tschechien, Slo- wenien und Irland. nb/pm Studie zur elektronischen Patientenakte Deutschland fällt weiter zurück Bei der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) hat Deutschland in den vergangenen zwei Jahren keinen Fortschritt gemacht. Im Gegenteil. Dies zeigt ein aktueller Vergleich von 20 europäischen Ländern. Um die 20 untersuchten Länder miteinander vergleichen zu können, hat das Institut für angewandte Versorgungsforschung eine „Scorecard“ entwickelt, die nach einem Ampel- schema den Stand der Implementierung der elektronischen Patientenakte aufzeigt. Quelle: Stiftung Münch 34 Politik

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