Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 108, Nr. 20, 16.10.2018, (2348) In der ersten Leitlinie zur Kariesprophylaxe bei bleibenden Zähnen (2016) wird das Kauen zuckerfreien Kaugummis nach Mahl- zeiten – neben dem Zähneputzen mit fluo- ridhaltiger Zahnpasta und dem möglichst geringen Zuckerkonsum – als eine der Maß- nahmen zur täglichen Kariesprophylaxe empfohlen. Grund dafür sind nicht spezielle Inhaltsstoffe von Kaugummi, sondern die Stimulation des Speichelflusses durch das Kaugummikauen. Der stimulierte Speichel beeinflusst vielfältig die Entstehung und das Voranschreiten von Karies durch protektive Faktoren. Die Speichelstimulation wird über den Akt des Kauens selbst (Mastikation) so- wie durch die von den Geschmacksstoffen des Kaugummis angeregten Nerven („das Wasser läuft im Mund zusammen“) aus- gelöst. Ein zuckerfreier Kaugummi sollte daher – auch aus zahnmedizinischer Sicht betrachtet – möglichst gut schmecken, da- mit er nach einer Mahlzeit möglichst lange, am besten zwischen 10 und 20 Minuten, gekaut und dadurch nachhaltig viel Speichel produziert wird. Früher waren Kaugummis einfach nur lässig Kaugummi hat sich in Deutschland zunächst als zuckerhaltiges Genussprodukt etabliert, bevor in den 1970/80er-Jahren die für die Zahngesundheit förderlichen Effekte seiner zuckerfreien Variante in zahlreichen Studien untersucht und bestätigt wurden. Man kann nachvollziehen, dass dieser (frühe) Genuss- status des Kaugummis seiner Anerkennung in zahnmedizinischen Kreisen nicht nur för- derlich war. Kaugummi wird nicht genuin als ein Dentalprodukt (wie Zahnpasta oder Zahnseide) gesehen, sondern vielmehr als ein Genussmittel mit – in seiner zuckerfreien Variante – positiven Zusatzeigenschaften. Bei der Zahnpasta ist einleuchtend, dass sie einen angenehmen Geschmack haben soll, damit der Patient oft und gründlich putzt. Beim Kaugummi scheint sein guter Geschmack, seine zuckerhaltige Variante und vielleicht auch der früher mit ihm asso- ziierte Lifestyle (lässig, cool) eher dazu ge- führt zu haben, dass sein zahnmedizinischer Foto: iStock - pick-uppath Kariesprävention Kaugummi: Genussmittel UND Dentalprodukt Joachim Klimek Im öffentlichen Bewusstsein gilt Kaugummi in erster Linie als Genussmittel. Dass das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi jedoch auch eine wichtige kariespräventive Funktion erfüllt, wird kaum wahrgenommen. Dabei empfiehlt die Leitlinie zur Kariesprophylaxe bei bleibenden Zähnen das Kaugummikauen nach den Mahlzeiten. Prof. Joachim Klimek, einer der Leitlinien-Autoren, erläutert die kariespräventiven Wirkmechanismen und berichtet über relevante Studien. 56 Zahnmedizin

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