Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 108, Nr. 20, 16.10.2018, (2349) Nutzen für lange Zeit tendenziell unter- schätzt wurde. Die Wirkmechanismen des Speichels Die Entstehung und die Progression von Ka- ries werden auf verschiedene Weise durch protektive Speichelfaktoren beeinflusst. Von besonderer Bedeutung sind hier die Neutra- lisation von Säuren durch die Puffersysteme des Speichels, die Reinigung der Mundhöhle von verbliebenen Nahrungsbestandteilen durch die Spülfunktion (Clearance) sowie die remineralisierende Wirkung des Speichels. Die Schutzfaktoren des Speichels gegen Karies werden besonders wirksam, wenn der Speichelfluss durch Stimulation erhöht wird. Stimuliert wird der Speichelfluss vor- rangig durch Geschmacks- und Geruchs- empfindungen sowie durch mechanische Reize der Zunge oder anderer Bereiche der Mundhöhle. Zu den mechanischen Reizen zählt in erster Linie die Kautätigkeit. Der sti- mulierte Speichel verfügt im Vergleich zum Ruhespeichel über eine wesentlich bessere Pufferwirkung zur Neutralisation von Säuren und auch die Spülfunktion (Clearance) und die remineralisierende Wirkung des Speichels sind deutlich erhöht [Dawes, 2008]. Wäh- rend die normale Fließrate für den unstimu- lierten Ruhespeichel bei 0,3 bis 0,4 ml/min liegt, beträgt die Fließrate für den stimulier- ten Speichel 1–3 ml/min. Maximal können etwa 7 ml/min erreicht werden. Geschmacksreize fördern die Speichelfließrate Das Kauen einer geschmacklosen Kaumasse stimuliert zwar auch den Speichelfluss, der Effekt ist aber deutlich geringer als bei zu- sätzlichen Geschmacksreizen. Yankell und Emling fanden eine signifikant erhöhte Schluckrate sowie eine bessere Absenkung des Plaque-pH-Wertes beim Kauen eines handelsüblichen zuckerfreien Kaugummis im Vergleich zu einer geschmacksneutralen Kau- masse [Yankell und Emling, 1988]. Dawes und Macpherson verglichen in einer Studie den Effekt von sechs verschiedenen Kau- gummis mit dem Effekt von Kaugummi- Basismasse auf die Speichelfließrate (Abbil- dung 1) [Dawes und Macpherson, 1992]. Durch alle Kaugummis mit Geschmacksstoff wurde die Speichelfließrate zu Beginn gegen- über der unstimulierten Fließrate um etwa das Zehnfache, durch Kaugummi-Basis- masse nur um etwa das Fünffache erhöht. Nach 20-minütigem Kauen war die Fließrate immer noch um das 2,7-Fache erhöht und damit in der Größenordnung wie die Fließ- rate beim Kauen von Kaugummi-Basis- masse. Die Verminderung des Effekts nach einigen Minuten Kauen lässt sich bei den Kaugummis mit Geschmacksstoffen durch Anzeige 1/2 quer xxx 57
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