Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 108, Nr. 20, 16.10.2018, (2368) Der 64-jährige Patient wurde mit einer schweren perforierenden Fremdkörper-Ver- letzung im Gesicht per Rettungshubschrauber in den Schockraum des Klinikums eingelie- fert. Der Patient war kreislaufstabil, bewusst- seinsklar und orientiert zu allen Qualitäten [Glagow Coma Scale, 15]. Das Besondere an diesem Fall war, dass der Patient mit dem fest im Gesicht steckenden Kochtopfstiel in die Klinik eingeliefert wurde. Anamnestisch stellte sich heraus, dass der Patient in seiner Küche alkoholisiert auf den Griff des Stielkochtopfs gestürzt war. Ein Öffnen des rechten Auges war in der Folge nicht mehr möglich, so dass er den Rettungs- dienst verständigte. Er wurde luftgebunden in die Notaufnahme des Städtischen Klinikums Karlsruhe eingeliefert. Es wurden keine Vor- erkrankungen und keine tägliche Medika- menteneinnahme angegeben. Während der initialen klinischen Untersuchung wurde festgestellt, dass der Stiel fest im infraorbitalen Bereich in das Mittelgesicht eingestochen war und feststeckte, so dass ein Notfalleingriff in Intubationsnarkose unumgänglich war. Die weitere klinische Untersuchung zeigte keine zusätzlichen Ver letzungen.Im Rahmen der radiologischen Diagnostik wurden computertomografische Untersuchungen des Schädels, des Craniums MKG-Chirurgie Perforierende Orbitabodenverletzung durch einen Kochtopfstiel Carla Sander, Ali Kurt, Anton Dunsche, Tolga Taha Sönmez Ein 64-jähriger Patient wurde mit einer perforierenden Verletzung der rechten Orbita und Kieferhöhle durch den Stiel eines Kochtopfs vom Rettungsdienst eingeliefert. Nach Entfernung des Fremdkörpers und Reposition der knöchernen Fragmente konnte eine vollständige Restitutio ad integrum erreicht werden. und der Halswirbelregion durchgeführt. Hier zeigte sich der Kochtopfstiel 10 cm in situ steckend, von oben kommend den rechten Orbitarand durchbrechend. Der Fremdkörper steckte mit dem Stiel voraus im rechten Mittelgesicht. Nach intraoral zeigte sich keine Perforation. Klinisch war das Ende des Stiels am Tuber maxillae rechts tastbar. Das Oberlid war mit dem Stiel am Infraorbitalrand eingeklemmt, so dass sich das Auge primär nicht öffnen und untersuchen ließ. Daraus stellte sich die Falldiagnose einer Perforation der Kiefer- höhle und Orbita rechts mit Beteiligung des weichen Gaumens ohne intrakranielle Beteiligung. Therapie und Verlauf Nach Übernahme des Patienten in den Schockraum erfolgte eine komplikationslose Intubation und nach Durchführung der oben genannten Diagnostik der sofortige Notfall- eingriff. Zunächst wurde eine Bellocq-Tam- ponade vorgelegt, um bei starker Blutung sofort eine Kompression erzielen zu können, da im CT nicht eindeutig eine Beteiligung der retromaxillären Loge ausgeschlossen werden konnte. Danach erfolgte die vor- sichtige Entfernung des Stieltopfs. Es zeigte sich eine Riss-Quetschwunde an der Eintritt- stelle am Infraorbitalrand rechts. Das mediale Lidband rechts war ausgerissen und die Tränenwege waren verletzt. Intraoral zeigte sich keine Perforation. Nach Entfernung des Topfes wurde bei endoskopischer Unter- suchung keine akute Blutung festgestellt, so dass auf die Bellocq-Tamponade verzichtet werden konnte. 76 Zahnmedizin

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