Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 108, Nr. 20, 16.10.2018, (2372) wurde in 15,5 Prozent der Fälle beschrieben. Lidverletzungen sind insgesamt eine der häufigsten Verletzung im Bereich der Augen [Koch et al., 2016], machen jedoch nur fünf Prozent der operativen Lideingriffe aus und sind somit insgesamt selten [Herzum et al., 2001]. Es gibt in der Literatur nur wenige Daten zu diesen Verletzungsmustern. Lidverletzungen treten in allen Altersgruppen auf. Bei jungen Erwachsenen und Jugendlichen sind häufig tätliche Auseinandersetzungen oder Sport- unfälle die Ursache. Bei älteren Erwachsenen liegt die Ursache häufig bei Unfällen im beruflichen oder im häuslichen Umfeld [Walter, 2017]. Insgesamt ist das Unterlid seltener verletzt als das Oberlid, bei Ver- letzungen des Unterlids kommt es jedoch häufiger zu einer Lidkanten- und Tränen- wegsbeteiligung [Koch et al., 2016]. Die Lokalisationen der meisten Tränenwegs- verletzungen sind zu 70 Prozent im Bereich der Canaliculi [Koch et al., 2016]. Bei Verlet- zung der Tränenwege und Durchtrennung der Tränenkanäle müssen diese mikro- chirurgisch readaptiert werden und die Tränenkanäle für mehrere Monate mit einem Silikonschlauch geschient werden [Walter, 2017]. Hierbei ist zu bedenken, dass aufgrund des häufig reduzierten Allgemeinzustands des Patienten dieser zunächst stabilisiert werden sollte. Wegen der guten Vaskularisation der periokulären Region ist hier eine Primärversorgung auch nach 48 bis 72 Stunden noch gut möglich [Koch, 2016]. Dr. med. Carla Sander Dr. med. Ali Kurt Prof. Dr. Dr. Anton Dunsche Dr. Dr. Taha Tolga Sönmez Städtisches Klinikum Karlsruhe Klinik für Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie Moltkestr. 120 76133 Karlsruhe carla.sander@klinikum- karlsruhe.de \ Auf keinen Fall dürfen penetrierende Fremdkörper in der Kopf-Hals-Region vor Ort entfernt werden. \ Behandlungen von komplexen Verlet- zungen müssen in spezialisierten Kliniken erfolgen. \ Eine 3-D-Diagnostik zur Lagebestim- mung des penetrierenden Fremdkörpers ist notwendig. \ Bei jeder Orbitaverletzung sollten die Augenärzte konsultiert werden. \ Die penetrierenden Fremdkörper des Mittelgesichts sollten durch erfahrene Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen gegebe- nenfalls – je nach Lokalisation der Ver- letzung – in Zusammenarbeit mit Hals- Nasen-Ohrenarzt und/oder Augenarzt unter Narkose entfernt werden. Fazit für die Praxis Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Klinisches Bild im Schockraum mit in situ befindlichem Fremdkörper (Kochtopfstiel). Der Patient ist intubiert. Rechts das Corpus delicti zur Veranschaulichung der Eindringtiefe. Foto: privat Fotos: Markus Kümmerle, GB5 Städt. Klinikum Karlsruhe 80 Zahnmedizin
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