Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 108, Nr. 20, 16.10.2018, (2384) Humorstile Selbst Andere Tabelle: Unterscheidung der Humorstile nach Martin et al. [2003] und Scheel et al. [2016]; Quelle: Deutsches Institut für Humor Nähe Selbstaufwertender Humor Sozialer Humor Distanz Selbstabwertender Humor Aggressiver Humor Aber Humor ist nicht Humor. Stellen Sie sich folgende Situationen vor: Ein Patient hat sichtlich Angst vor dem Bohrer, der sich schon gefährlich nah an seinem Mund befindet. Daraufhin sagen Sie: „Stel- len Sie sich nicht so an! Der will doch nur bohren!“ Das ist witzig gemeint – wird aber nicht unbedingt auch so verstanden. Der Patient könnte sich nicht ernst genommen fühlen. Sagen Sie stattdessen „Sieht ein bisschen unheimlich aus, oder? Ganz entspannt. Der weiß ganz genau, was er tut.“ erzielen Sie eine ganz andere Wirkung – der Patient ent- spannt sich. Beide Arten von Humor haben eine Wirkung – aber eben nicht unbedingt dieselbe. Um diese Wirkung richtig abschätzen zu können, ist es nützlich, die verschiedenen Arten von Humor auseinanderhalten zu kön- nen. Die Humorwissenschaft unterscheidet vier Humorstile (Tabelle). Humor kann demnach auf- oder abwerten und sich auf einen selbst oder auf andere beziehen. Im Umgang mit Patienten kom- men vor allem die zwei Humorstile infrage, die bei der Interaktion mit anderen Menschen eine Rolle spielen: sozialer Humor und aggressiver Humor. Wie das obige Beispiel zeigt, empfiehlt sich im Um- gang mit Patienten, zumal mit ängstlichen, eher der soziale Humor. Er ist in solchen Situationen einfach ungefährlicher. Beispiel: Patientin: „Ich habe wirklich Angst vor der Zahnbehandlung.“ Zahnärztin: „Sie dürfen sich auf mich verlassen: Ich bin die Königin der Behutsamkeit.“ Auch wenn die Angst schon vorm Betreten der Praxis anfangen kann, muss man sie nicht erst im Behandlungszimmer bekämpfen. Das kann schon vorher geschehen, beim Empfang und im Wartezimmer. Auch wenn das selbstverständlich klingen mag: Ein freundlicher Empfang durch die ZFAs und eine angenehme Atmosphäre im Warte- zimmer können Wunder bewirken. Ein Patient, der Angst hat, möchte nicht durch Kommunikation mit Angstpatienten Mit Humor schwierige Situationen entspannen Für manche Patienten fängt der Zahnarztbesuch schon vor dem eigentlichen Termin an, vielleicht ein paar Stunden, vielleicht sogar Tage vorher – mit der Angst vor dem Zahnarzt. Kaum ein anderer Arztbesuch ist mit solchen Gefühlen behaftet. Umso ermutigender, wenn der behandelnde Zahnarzt dem durch Empathie, Leichtigkeit und wohldosierten Humor entgegenwirkt. Foto: iStock - franckreporter 92 Praxis
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