Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 108, Nr. 20, 16.10.2018, (2390) Ein 57-jähriger Patient mit anamnestisch an- gegebenem Nikotinabusus stellte sich mit einer seit sechs Monaten bestehenden Raumforderung im Bereich der rechten Prä- aurikular-Region in der Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie der Universität Mainz vor (Abbildung 1). Zuvor war durch den Hauszahnarzt aufgrund einer symptomlosen, progredienten Schwellung eine Überweisung an einen niedergelasse- nen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen erfolgt – die durch diesen veranlasste initiale Bildgebung ließ den Verdacht auf ein Zystadenolymphom (Warthin-Tumor) oder differenzialdiagnostisch ein pleomorphes Adenom zu. Die durchgeführte Magnetresonanztomo- grafie (MRT) zeigte multiple zystische Raumforderungen innerhalb des Drüsen- parenchyms ohne Beeinträchtigung des Nervus facialis (Abbildung 2). In der klinischen Untersuchung stellten sich die Befunde als verschiebliche, nicht druckdolente Raum- forderungen ohne Nahrungsaufnahme- abhängige Zunahme der Schwellung oder Beeinträchtigung der mimischen Muskulatur dar. Die Sonografie bestätigte das Vorliegen multipler inhomogener Raumforderungen mit basalem Schallschatten (Abbildung 3). Bei Verdacht auf einen Warthin-Tumor – ohne differenzialdiagnostisch rein bildgebend ein pleomorphes Adenom ausschließen zu können – wurde die Indikation zur lateralen Parotidektomie rechts gestellt. Nach prä- aurikulärer Schnittführung (Abbildung 4) konnten die Parotiskapsel und der Muskulus sternocleidomastoideus dargestellt werden. Die Präparation des Hautlappens erfolgte nach anterior und im Bereich des Gehör- gangs in die Tiefe, hierbei konnte der Hauptast des Nervus facialis identifiziert und geschont werden. Durch Verfolgung des Hauptstamms nach antero-lateral zeigten sich Verwachsungen zwischen Anteilen des Nervens und dem Befund selbst (Abbildung 5). Der laterale Teil der Drüse wurde vom tiefen Blatt gelöst und als pathologisches Präparat verschickt (Abbildung 6). Während der Präparation nach kaudal konnte der N. marginalis mandibulae nervi facialis dar- gestellt und geschont werden. Innerhalb des tiefen Parotisblatts stellte sich der zweite Befund dar, der mitsamt zweier Lymph- knoten aus direkter Nähe zum Nerven- Hauptstamm herausgelöst wurde. Der weitere Verlauf gestaltete sich bis auf eine dezente Einschränkung der Fazialis- funktion komplikationslos, so dass der Pa- tient nach einem fünftägigen stationären Aufenthalt in die ambulante Weiterbetreu- ung entlassen werden konnte. Bei Wieder- vorstellung zur Wundkontrolle zeigte sich Der besondere Fall mit CME Lymphknotenmetastase bei einem benignen Tumor? Diana Heimes, Elena Lippe, Peer W. Kämmerer Die Schwellung der Parotis ist ein häufiger Vorstellungsgrund innerhalb der ambulanten Versorgung. Hierbei ist insbesondere die differenzialdiagnostische Abklärung benigner und maligner Ursachen zu bedenken. Der dargestellte Fall demonstriert die Sonderstellung des Warthin-Tumors als benigne Entität mit Absiedlungen des Primarius in zervikale Lymphknoten und die Frage, wie dieses Verhalten zu werten ist. Kliniker präsentieren Fälle mit hohem diagnostischem Schwierigkeitsgrad. Alle Fotos: Kämmerer 98 Zahnmedizin
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