Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 108, Nr. 21, 1.11.2018, (2530) Die ZFA Isabel Roth aus Karben im Wetteraukreis bei Frankfurt am Main gewann 2016 die von Dürr Dental gesponserte zm-Ver- losung für einen Hilfseinsatz auf der „Africa Mercy“. Gerade kommt sie von ihrem Hilfseinsatz in Conakry, Guinea, zurück. Was hat Sie bewogen, an einem Hilfseinsatz teilzunehmen? Wieso gerade die „Africa Mercy“? Isabel Roth : Ich habe mich für diesen Hilfs- einsatz entschieden, da ich die Idee gut finde, die Menschen nicht nur zu behan- deln, sondern dass es auch darum geht, die Einheimischen zu schulen und unser Wissen weiterzugeben. Denn nur so können wir auf lange Sicht helfen und die medi- zinische Versorgung in diesen Ländern früher oder später gewährleisten. Die „Africa Mercy“ hat genau so eine Dentalschule aufgebaut. Denn das Problem in Afrika ist schlicht und einfach, dass es keine niedergelassenen, gut ausgebildeten Zahnärzte gibt, und auch viel zu wenige Ärzte in anderen Bereichen. Viele Menschen auf engstem Raum – Wie haben Sie die Atmosphäre auf dem Schiff empfunden? Ich wurde dem größten Zimmer auf dem Schiff zugeteilt, das mit zehn Frauen be- legt war. Zu dem Zimmer gehörten zwei Bäder, wir hatten einen Wasserhahn, einen kleinen Kühlschrank und eine kleine Couch. Anfangs stellte ich mir diese Schlaf- situation sehr schwierig vor, was sich aber als völlig unbegründet herausstellte. In dem großen Raum waren Wände eingezogen, so dass kleine, einzelne Bereiche entstanden. Da die Atmosphäre auf dem Schiff und der Umgang miteinander sehr locker, verständnisvoll und rücksichts- voll sind, war es auch kein Problem, zu unterschiedlichen Zeiten ungestört schla- fen zu gehen und aufzustehen. Man hatte auch nicht das Gefühl, keine Privatsphäre oder keine Zeit für sich selbst zu haben, da man sich aufgrund der unterschiedlichen Arbeitszeiten selten im gemeinsamen Zim- mer begegnete. Wie sah die tägliche Arbeit aus? Hatten Sie auf dem Schiff zahn- medizinisch mehr Möglichkeiten als in der Praxis? Die tägliche Arbeit war anstrengend, an- strengender als in der Praxis. Neben der ungewöhnlichen Verständigung, kennt man auf dem Schiff die Vorlieben des be- handelnden Zahnarztes, die vorhandenen Instrumente oder Materialien natürlich nicht alle von Beginn an. Das vereinfachte das Arbeiten nicht gerade. Da ich in Deutschland bei einem Oralchirurgen ge- lernt habe, konnte ich auf dem Schiff nicht mehr machen als in der Praxis. Erschüttert war ich über den schlechten Zustand der Zähne unserer Patienten. So etwas kann man sich nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst gesehen hat. Oft bestand unsere Arbeit nur noch im Extra- hieren von Zahnwurzeln, mehr war leider nicht mehr möglich. Wie erfolgte die Verständigung? Jedes Team – Zahnarzt und Assistenz – be- kam einen einheimischen Übersetzer zur Verfügung gestellt, der die Patienten auf- rief und auch während der Behandlung zur Seite stand, da die meisten Patienten natürlich sehr aufgeregt, ängstlich und nervös waren. Nach der Behandlung haben wir die Behandlung dokumentiert und das Team am Empfang, das ebenfalls aus einheimischen Übersetzern bestand, hat die Patienten über das Verhalten nach der Operation, die Einnahme der ver- ordneten Medikamente und über Folge- termine aufgeklärt. Was haben Sie von dem Einsatz mitgenommen? Ich habe viele positive Erfahrungen und Eindrücke mitgenommen. Zum einen von den Patienten und von den einheimischen Übersetzern, die sehr dankbar waren und dem ganzen Team sehr viel Anerkennung geschenkt haben. Zum anderen auch von den Menschen auf dem Schiff, die alle sehr rücksichtsvoll, offen, unvoreingenommen und hilfsbereit waren. Man fand sehr schnell Anschluss und wurde direkt integriert ins alltägliche Schiffsleben. Ich denke, ich habe bezüglich der Lebensumstände in Afrika nun ein realistisches Bild. Die Fragen stellte Stefan Grande. ? ? ? ? ? „Die Arbeit war anstrengender als in der Praxis!“ Erlebnisbericht ZFA Isabel Roth Porträt: Mercy Ships Alle Fotos: Mercy Ships 102 Gesellschaft

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