Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 108, Nr. 21, 1.11.2018, (2454) Am Rande des Innovations- forums der Deutschen Hochschulmedizin am 27. September in Berlin hatten wir Gelegenheit, mit zwei Vertretern der DEH zu sprechen: mit demChief Medical Officer (Vorstandsmitglied für Medizinische Fragen), Dr. Nils Thiessen (l.), und mit dem Speaker of the Founding Faculty (Sprecher der Gründungs- fakultät), Prof. Dr. Andreas Hoeft. Wer interessiert sich für Ihren Studiengang? Dr. Nils Thiessen: Unter den Interessenten befinden sich viele, die gerne Medizin stu- diert hätten, aber seinerzeit aufgrund des mittlerweile absurd hohen NC keine Zulassung zum Medizinstudium erhalten haben. Interessant für diese Gruppe mit bereits abgeschlossener Berufsausbildung könnte sein, dass die Kosten für das „Zweitstudium“ von einem späteren Ein- kommen als Arzt steuerlich absetzbar sein könnten. Sie versprechen, Bewerber nicht allein dafür zuzulassen, dass diese die hohen Studiengebühren zahlen, sondern sie auch auf ihre Eignung hin zu prüfen. Was genau testen Sie? Thiessen : Wir testen nicht nur die kognitiven Fähigkeiten der Bewerber, sondern auch die emotionalen, empathischen. Das Zulassungs- verfahren umfasst drei Phasen. In der ersten schickt der Interessent Hochschulzugangs- berechtigung, Lebenslauf und Motivations- schreiben. Phase II umfasst einen „Cognitive Skills Test“. Wenn der bestanden wurde, führen wir zu guter Letzt mit den Kandida- ten ein strukturiertes Interview. Als Nächstes wollen Sie den Master-Abschluss anbieten. Wann geht es los? Thiessen: Unser geplanter Abschluss MD, Doctor of Medicine, befindet sich noch im Anerkennungsprozess. Ursprünglich hatten wir einen Master of Medicine beantragt, aber die zuständige Behörde in Malta hat uns den Titel „Medical Doctor“ empfohlen, was in der Tat den Abschluss eindeutiger beschreibt. Unser MD wird gemäß der EU- Richtline 2005/36 äquivalent zu anderen Abschlüssen als Arzt in der EU sein. Wird der angebotene Bachelor- abschluss gleichwertig zu einem deutschen Staatsexamen sein? Ist man mit dem maltesischen „Bachelor of Medicine“ Arzt? Hoeft: Der Bachelor ist nicht dem Arzt gleichwertig, nur der MD nach einem ins- gesamt fünfjährigen Studium. Ist die EDU eine Bildungs- einrichtung wie andere auch? Thiessen: Auf der Liste der anerkannten medizinischen Hochschulen stehen wir noch nicht. Dort wird zurzeit nur die Universität Malta aufgeführt. Änderungen solcher Listen dauern, da diese Gesetzescharakter haben. Um möglichst bald Rechtssicherheit zu erlangen, werden wir übergangsweise eine Gleichwertigkeitsbescheinigung des Staates Malta anstreben, die wir zu Beginn des nächsten Jahres erwarten. Da Malta bei der Regulierung von Akkredi- tierungsverfahren führend in Europa ist, hatte die Europäische Union das Land beauftragt, ein Konzept zur EU-weiten Harmonisierung von Akkreditierungsver- fahren zu entwickeln. Alles natürlich kon- form mit den Richtlinien der Europäischen Kommission. In Ihrem Vortrag sagten Sie, dass Sie durch regelmäßige Audits alle fünf Jahre vor Ort kontrolliert werden. Was genau wird „vor Ort“ bei einem digitalen Studiengang kontrolliert? Thiessen: Der komplette Studiengangmuss alle fünf Jahre reakkreditiert werden. Das heißt, hier werden die Dokumente der „Provider Accreditation“, der „Programme Accreditation“ und der „Internal Quality Assurance“ überprüft. Vor Ort kann eine Begehung der „Teaching Hospitals“ statt- finden, ebenso werden Gespräche mit dem „Teaching Personal“, inklusive der Modul-Koordinatoren, Modul-Direktoren, Geschäftsführer der jeweiligen Kranken- häuser und Studierenden geführt. Über Ihre Tutoren sagten Sie, jene seien „Mediziner mit klinischer Erfahrung und medizinisch- didaktischen Fähigkeiten“, die „von uns noch mal geschult“ wurden. Wie sehen die Schulungen aus? Thiessen: Wir werden regelmäßig Schulun- gen durchführen. Das Teaching Personal von ein oder zwei Krankenhäusern kommt an mindestens zwei Tagen im Jahr zusammen, um durch externe Dozenten medizindidak- tisch geschult zu werden. Geplant ist weiter, dass das Teaching Personal Zugang zur Lernplattform erhält. Dort können sie sich in einen Bereich „Teachers“ einloggen und untereinander austauschen. Ebenso werden dort Webinare und Videos zur Verfügung gestellt. Sie können dort auch, gemeinsam mit unseren Tutoren, in Kleingruppen an Themen arbeiten. Was ist das Digitale an dem neuen Studiengang? Thiessen: Wir bieten an der EDU mehr als 5.500 Stunden Lernstoff, gemäß EU-Richt- linie 2005/36. Alleine das Angebot eines unserer Content-Provider umfasst 800 On- line-Lernkarten mit mehr als 5.000 Seiten Text sowie zahlreiche Videos und animierte Websites, stets mit Verweisen auf weiter- führende Literatur. Hätte es das zum Zeit- punkt meines Studiums schon gegeben, wäre ich wahrscheinlich jetzt ein noch bes- serer Arzt. Wie viele Anmeldungen sind bei Ihnen eingegangen, wie viele Interessenten eingeladen? Thiessen: Wir haben reges Interesse und planen mit circa 45 Studienanfängern. Der ? ? ? ? ? ? ? ? „ Hätte es das zum Zeitpunkt meines Studiums schon gegeben, wäre ich wahrscheinlich jetzt ein noch besserer Arzt!“ I NTERVIEW MIT DEH-V ORSTANDSMITGLIED D R . N ILS T HEISSEN UND P ROF . A NDREAS H OEFT , S PRECHER DER F AKULTÄT ? Porträts: Jan Northoff-kENUP Foundation 2017 26 Online-Studium Medizin mit Bachelor-Abschluss

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