Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
zm 108, Nr. 21, 1.11.2018, (2456) sichtlich ihr Zielgruppe, jedenfalls gibt sie auf der Homepage noch diesen Hinweis: „Die Nutzung eines Handys eignet sich für den Test nicht.“ In Phase 3 erwartet die Bewerber ein „strukturiertes Vorstellungsgespräch“, durch- geführt von speziell geschulten Interviewern, „die die Motivation und Soft Skills unserer Kandidaten einschätzen“. Ziel sei, dass Bewerber und Hochschulmitarbeiter sich persönlich kennenlernen. Auch dieses „per- sönliche Kennenlernen“ findet im Übrigen über das Internet statt. Als was kann man nach dem Studium arbeiten? Die Inhalte des Onlinestudiengangs lesen sich wie solche herkömmlicher Human- medizin. Dass zum Lernen nur Online- plattformen genutzt werden, macht den „Bachelor of Medicine“ der EDU Malta be- sonders: 3D4Medical (eine dreidimensionale Anatomieplattform), Amboss (medizinische Wissensplattform) und Drawittoknowit (nachzeichenbare Videotutorials). Tutoren und Mentoren begleiten die Lerngruppen (mit je fünf Studenten). Auch die Tests wer- den online geschrieben und beaufsichtigt. In der letzten Novemberwoche soll der Bachelor-Studiengang Medizin an der EDU starten. Doch was kann man mit einem solchen Ab- schluss anfangen? In der digitalen Selbst- darstellung des digitalen Studiengangs hieß es bis zum 18.10.: „Mit dem Abschluss des Bachelorstudiums der EDU ist eine Beschäftigung in verschie- denen Bereichen des Gesundheitswesens von Versicherungen bis zur gesundheits- politischen Entscheidungsfindung möglich. Darüber hinaus wäre der Bachelor-Abschluss unserer Einrichtung in folgenden Berufs- feldern sinnvoll: \ Krankenschwester \ Kinderkrankenschwester \ Gesundheitswissenschaftler, Genomik \ Gesundheitswissenschaftler, Molekulare Medizin \ Hochschuldozent \ internationaler Hilfsarbeiter \ internationaler Entwicklungshelfer \ Psychiatrische Krankenschwester \ Krankenhausmanagement“ Ist vielleicht gar nicht vorgesehen, dass die Absolventen in ihrem studierten (Arzt-)Beruf arbeiten? Und bedeutet das, dass man sich (auch) in Deutschland damit als Kranken- schwester, Gesundheitswissenschaftler und Krankenhausmanager bewerben kann – und auch so nennen darf? Antwort der EDU: „Selbstverständlich nicht“. Die konkreten Voraussetzungen für die Ausübung der ein- zelnen Berufe seien „sehr unterschiedlich“. Und weiter: „Die Idee unserer Auflistung ist lediglich, verschiedene Berufsgruppen zu benennen, zu deren Ausbildungsvorausset- zungen und Betätigungsfeldern die von uns angebotene medizinische Ausbildung eine relevante Schnittmenge hat und eine sinn- volle Vorbildung ist. Dies ersetzt keineswegs generell die Absolvierung berufsspezifischer Ausbildungsvoraussetzungen.“ Kurz vor Drucklegung dann eine zweite Ant- wort aus Malta: „Das Benennen von Berufen im Gesundheitsbereich“ sei – „um Missver- ständnisse zu vermeiden“ – von der Website genommen worden. Unverändert verspricht die Hochschule dort weiter: „Dieser Abschluss [Bachelor, Anm. der Redaktion] wird in der Europäischen Union und darüber hinaus als gleichwertig zu einem medizinischen Abschluss mit einer ähnlichen Anzahl von Kreditpunkten anerkannt.“ Beziehungsweise was taugt der Bachelor? Was ist davon zu halten? „Was eine mögliche Anerkennung eines ,Bachelor of Medicine‘ der EDU in Deutschland als Arzt angeht, ist die dafür geltende EU-Berufsanerkennungs- richtlinie eindeutig“, erläutert Dr. Alfred Büttner, Leiter der BZÄK-Abteilung Europa und Internationales in Brüssel. „Die ärztliche Grundausbildung umfasst mindestens fünf „Der ‚Bachelor of Medicine‘, der seitens einer von Deutschland aus gesteuerten, privaten Hochschule – mit Sitz in Malta – als digitales Studium angeboten werden soll, ist irre- führend, fern jeden Praxisbezugs und teuer für die Studierenden. Das Angebot sugge- riert Studienwilligen, die am NC gescheitert sind, mit einer Erstausbildung den Weg ins Medizinstudium zu ebnen – zu fürstlichen Preisen. Und das ohne Garantie auf Aner- kennung der absolvierten Kurse, respektive des Bachelor-Abschlusses. Denn die DEH ist bislang keine anerkannte medizinische Hochschule. Die Akkreditie- rung für einen weiterführenden zweijährigen Masterstudien- gang, dessen Absolvierung für eine Approbation nach der EU-Berufsanerkennungsrichtline zwingend notwendig ist, steht noch aus. Da das digitale Angebot aus Malta also der bewährten Systematik der regulären Medizinstudiengänge in der EU wider- spricht, ist damit die Rechtsunsicherheit erheblich. Es stellt sich natürlich auch die Frage nach dem Sinn und nach der Qualität eines digitalen BA-Studiums in der Medizin. Ein virtuelles Studium kann keine aus- reichende Vorbereitung auf die ärztliche – und natürlich auch zahnärztliche – Praxis leisten. Es fehlen der Patientenkontakt sowie der kollegiale Austausch, die über Praktika und Famulaturen vermittelt werden. Empathie und emotional-soziale Kompe- tenz erwirbt man nicht am Bildschirm. Interessenten sollten dieses Studienangebot hinsichtlich des angestrebten Studienziels „Ärztin“/„Arzt“ kritisch prüfen.“ Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer „Irreführend, praxisfern und teuer!“ S TATEMENT VON BZÄK-P RÄSIDENT D R . P ETER E NGEL Porträt: BZÄK-Axentis.de 28 Online-Studium Medizin mit Bachelor-Abschluss
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