Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 108, Nr. 21, 1.11.2018, (2509) trationsfähigkeit und die Compliance von Senioren, deren Lebensverhältnisse und -erwartungen bekanntlich äußerst variabel sind, berücksichtigen. Die besonderen Begleitumstände der Gerontostomatologie (altersgerechte Praxiseinrichtung und -or- ganisation, Einschätzung der funktionellen Kapazität, Complianceförderung und mehr) sind an anderer Stelle beschrieben [Ludwig, 2016; Müller und Nitschke, 2010; Nitschke, 2016; Reißmann und Lamprecht, 2018] und werden deshalb hier nur am Rande erörtert. 1. Lückenmanagement (Monitoring, direkte Zahnverbreiterungen oder -anhänger, Prinzip der verkürzten Zahnreihe) Senioren haben – wie oben ausgeführt – immer häufiger zahlreiche eigene Zähne. Im Fall von Lückenbildungen müssen diverse Behandlungsalternativen in Erwä- gung gezogen werden. Dazu zählen neben klassischen prothetischen und implanto- logischen Versorgungen auch andere Op- tionen (Tabelle 1). Nicht jede Lücke muss geschlossen werden. Wenn funktionell und ästhetisch keine relevanten Einschränkun- gen bestehen, kann auch ein Monitoring (Belassen und Beobachten) eine gute Lösung sein [Staehle, 2010; Listl et al., 2016]. Daneben kommen zuweilen Zahn- umformungen und -verbreiterungen (Abbil- dung 1) oder direkte Freiendanhänger aus Komposit als Behandlungsmittel zum Lückenschluss in Betracht [Staehle, 2007, 2009, 2010, 2012, 2017; Staehle et al., 2014, 2015a, b; Frese und Staehle, 2018]. Schließlich ist für Patienten, bei denen auf- wendiger festsitzender Zahnersatz nicht möglich ist und die keine herausnehmbare prothetische Versorgung wünschen, die Ver- folgung des Prinzips der verkürzten Zahnreihe [Walter, 2016] zuweilen eine gute Alter- native. Zur praktischen Realisierung dieses Konzepts kann heute die konservierend- restaurative Zahnheilkunde (zum Beispiel über Zahnverbreiterungen und -anhänger, eventuell in Kombination mit Schienungen) ebenfalls viel beitragen. 2. Management von Abrasionen, Attritionen und Erosionen Fast alle bezahnten Senioren weisen deut- liche Zeichen von altersentsprechenden Ab- rasionen, Attritionen und Erosionen auf. Bei langsamer Progression ist in restaurativer Hinsicht meist ein Zuwarten beziehungs- weise eine individuelle Prävention indiziert. Bei schneller Progression empfiehlt sich hingegen eine rechtzeitige, teilweise von f g h i Abbildung 1: 84-jähriger Patient mit arterieller Verschluss- krankheit (Claudicatio intermittens): a bis c: Durch einen Sturz fehlt ein 1. Prämolar im Oberkiefer. Der Patient ist gesellschaftlich noch stark aktiv und wünscht einen Lückenschluss. Von einer Implantatversorgung möchte er Abstand nehmen. Es wird ein Lückenschluss durch Zahn- verbreiterung vorgenommen (Details siehe [Staehle et al., 2015 und Staehle et al., 2017]). d: nach Abstrahlung mit Edelkorundpulver und Fadenapplika- tion an Zahn 25. e bis g: nach Lückenschluss durch Zahnverbreiterung. h und i: Kontrolle nach acht Jahren (Patient ist jetzt 92 Jahre alt): Wegen der Verschlusskrankheit musste ein Bein amputiert werden. Die Zahnverbreiterung ist intakt, der Patient kommt nach wie vor sehr gut damit zurecht (Reinigung mit großen Interdentalraumbürsten). Optionen des Lücken- managements als Ergänzung/ Alternative zu konventionellen implantologischen und prothetischen Interventionen Monitoring (Belassen und Beobachten) Lückenschluss durch direkt eingebrachte Zahnverbreiterungen oder -anhänger Verfolgung des Prinzips der verkürzten Zahnreihe Tabelle 1; Quelle: H. J. Staehle 81

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