Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 108, Nr. 21, 1.11.2018, (2510) den Präparationsgrenzen unabhängige „Verschalung“ betroffener Areale mit direkt eingebrachtem Komposit unter Berücksich- tigung der Antagonistensituation. Zuweilen müssen unter Abwägung der Vor- und Nachteile scharfe antagonistische Höcker- spitzen vorsichtig subtraktiv abgerundet werden, wobei allerdings die Gefahr einer Dentinfreilegung besteht (Abbildung 2, Tabelle 2). 3. Restaurative Versorgungen bei Wurzel- karies Freiliegende Wurzeloberflächen können im Alter ein locus minoris resistentiae für Karies sein. Im Zusammenspiel ungünstiger Ernäh- rungsgewohnheiten, nachlassender Mund- hygiene sowie Änderungen von Speichel- quantität und -qualität kommt es zuweilen zu einem präventiv und restaurativ schwer beherrschbaren Auftreten von Wurzelkaries. Gut zugängliche Kariesläsionen können mit einphasig eingebrachtem Komposit (R1- Restaurationen) angegangen werden (Ab- bildungen 3 bis 5). Bei schwerer zugäng- lichen Arealen kommt ein zweiphasiges Vorgehen in Betracht (R2-Restaurationen). Das Vorgehen bei der R1- und bei der R2-Technik wurde mehrfach beschrieben [Frese et al., 2014a, b, c, d; Staehle et al., 2014, 2017]. Im Fall von zirkulärer Wurzel- karies sollte frühzeitig eingegriffen werden, da ansonsten die gesamte Zahnkrone frak- turieren kann. Begleitend zur restaurativen Versorgung müssen alle realisierbaren Optionen der mechanischen und der chemischen Plaque- kontrolle ins Auge gefasst werden. Unab- dingbar ist dabei die Instruktion und Moti- vation der Angehörigen beziehungsweise der Pflegepersonen, die – wenn möglich – in die passive Zahnreinigung einbezogen werden. Für die Betreuer gehört oft die Überwindung einer gewissen Hemm- schwelle dazu, in die Tabuzone (Mund- Abbildung 2: 66-jähriger Patient mit ausgeprägten, nicht kariesbedingten Hartsubstanzdefekten an Zahn 37 ohne klinische Symptome: Ob der Zahn jemals mit einer Restauration versorgt war, ist nicht bekannt. Der Patient wünscht an diesem Zahn keine Behandlung. a: Situation im Röntgenbild. b :Situation 15 Jahre später: Der nunmehr 81-Jährige weist Erosionen bis in Pulpanähe auf, Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme im Sinne einer reversiblen Pulpitis. c: Situation im Röntgenbild: Beachte die nur noch hauchdünne Dentinschicht über dem Pulpadach von Zahn 37. d: absolute Trockenlegung mittels Kofferdam. e: Herstellung einer direkt eingebrachten, adhäsiv verankerten Kompositverschalung (hier: direkte Komposit-Teilkrone): Der Patient war unmittelbar nach dieser Behandlung schmerzfrei. f und g: Kontrolle nach einem Jahr, reizlose Verhältnisse bei anhaltender Schmerzfreiheit Management von nicht-kariesbedingten Zahnhartsubstanzläsionen Im Seniorenalter liegen Zahnhartsubstanz- schäden wie Abrasionen, Attritionen und Erosionen meist nicht isoliert, sondern in Kombination vor Sowohl die Zahnhartsubstanzpräparationen als auch die Umrissgestaltungen der Restaurationen müssen (zum Beispiel im Sinne von „Verschalungen“) den Gegeben- heiten flexibel angepasst werden. Zuweilen ist eine Mischung aus additivem Vorgehen (im Läsionsareal) und subtrak- tivem Vorgehen (im Antagonistenareal) nicht zu umgehen. Tabelle 2; Quelle: H. J. Staehle b a f e c d g 82 Zahnmedizin

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