Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 108, Nr. 21, 1.11.2018, (2515) 4. Vorgehen bei frakturierten Zahnkronen/ Wurzelresten Üblicherweise werden frakturierte Zahn- kronen beziehungsweise Wurzelreste res- taurativ wieder aufgebaut oder es erfolgt eine Extraktion. Im Seniorenalter erscheint es hingegen manchmal als Kompromiss- maßnahme vertretbar, Wurzelreste vorerst zu belassen und etwa mit adhäsiv einge- brachtem Komposit knapp über Gingiva- höhe abzudecken. Dies bietet sich vor allem dann an, wenn die Wurzelkanäle bereits ob- literiert und endodontische Interventionen nicht erforderlich sind (Tabelle 4) [Staehle et al., 2017]. Damit wird die Hygienefähigkeit zumindest partiell verbessert und Spielraum für künftige Planungen und Vorgehensweisen unter bes- seren Bedingungen belassen. Das Procedere ist in den Abbildungen 4 und 5 beschrieben. Bei dem in Abbildung 4 vorgestellten Patienten lag eine Oralphobie im Senioren- alter vor. Die Verlaufsbeschreibung macht deutlich, dass selbst im fortgeschrittenen Alter eine Adaptation an zahnärztliche Inter- ventionen im Einzelfall noch möglich ist. 5. Reparatur-Restaurationen bei Senioren Eine sehr wichtige Option im Rahmen der Seniorenversorgung ist die Reparatur- Restauration, die inzwischen in allen Alters- klassen zunehmend Akzeptanz findet [Frankenberger, 2007; Lührs, 2015; Opdam et al., 2012; Sharif et al., 2014; Staehle, 2009; Staehle et al., 2016]. Sie lässt sich meist mit begrenztem Aufwand und in der Regel in einer Sitzung anfertigen und trägt entscheidend dazu bei, den Gebiss-Zustand zu stabilisieren. Auch überkronte Zähne mit Mängeln, die sich schon seit Jahren im Mund eines Patienten befinden und die früher mit hohem Aufwand neu angefertigt g: Die Pflegeperson (rechts) wird von einer erfahrenen ZFA (links) in der Mundhygiene einschließlich der Interdentalraumhygiene der Patientin unterwiesen. h: Auswahl einer geeigneten Interdentalraumbürste. i: Situation nach drei Jahren (Patientin ist jetzt 88 Jahre alt und lebt inzwischen in einem Pflegeheim): Obwohl die Gingivakäppchen an den Zähnen 33 und 32 teilweise verlorengegangen sind und sich vereinzelt neue Wurzelkaries (hier sichtbar an den Zähnen 43 und 44) entwickelt hat, deren Behandlung in die Wege geleitet wurde, hat die Patientin keinen weiteren Zahn verloren und keine Schmerzen oder sonstige Beeinträchtigungen erlitten. Sie hat trotz der eingeschränkten Zahnpflege bei regelmäßiger zahnärztlicher Betreuung gute Chancen, zumindest die strategisch besonders wichtigen Frontzähne (Sprechen, Essen, Aussehen usw.) an ihrem Lebensabend zu erhalten. g h i

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